Kunden kaufen weniger Produkte pro Apothekenbesuch |
Melanie Höhn |
12.03.2024 17:00 Uhr |
»Den Apotheken vor Ort brechen die Kunden und die Umsätze weg«, sagt Bettina Mertens-Danowski, Head of Bonsai Health. / Foto: IMAGO/Addictive Stock
Mehr als ein Drittel der Apotheken (34 Prozent) verzeichnet einen Rückgang bei der Anzahl der Kunden. Im Vorjahr war es rund ein Fünftel gewesen (21 Prozent), wie Bonsai Health, eine Unit des Marktforschungsunternehmens Bonsai Research, in einer Befragung unter 280 Apothekerinnen und Apothekern in Deutschland herausgefunden hat.
Zudem gab mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten an, dass die Kunden weniger Produkte pro Apothekenbesuch kaufen – im Vorjahr waren es nur 42 Prozent. Außerdem sagten zwei Drittel der Befragten, dass ihre Kunden häufiger nach preisgünstigeren Produkt-Alternativen fragen. »Die Werbeinvestitionen teurerer Markenprodukte verpuffen, wenn immer mehr Kunden gezielt nach günstigeren Generika fragen«, erklärte Bettina Mertens-Danowski, Head of Bonsai Health.
Des Weiteren schilderten 92 Prozent der befragten Apothekerinnen und Apothekern, dass ihre Kundschaft angesichts der Inflation ihr Kaufverhalten geändert hat. Im Jahr zuvor stellten nur 79 Prozent diesen Negativtrend fest.
Weitere Ergebnisse einer OTC-Vertriebsstudie aus dem Jahr 2023 von Bonsai Health bestätigen, dass die Bürger beim Thema Gesundheit sparen: »Den Apotheken vor Ort brechen die Kunden und die Umsätze weg«, so Mertens-Danowski weiter.
Zeitgleich haben laut dieser Studie die OTC- und Freiwahl-Hersteller nach wie vor ein Image-Problem bei Apotheken, wie die neue Bonsai-OTC-Vertriebsstudie zeigt. Hier wird der Net-Promotor Score (NPS) von Bonsai Health über die Weiterempfehlungs-Bereitschaft der Apothekerinnen und Apotheker ermittelt. Der NPS setzt Fans, Passive und Kritiker eines Herstellers unter den Apothekerinnen in ein Verhältnis und kann theoretisch bei einem Wert zwischen +100 und -100 liegen. Über alle 20 erfassten OTC- und Freiwahlhersteller liegt er in der aktuellen Bonsai-OTC-Vertriebsstudie mit -25 nach wie vor deutlich im Negativbereich.
»Natürlich schneiden nicht alle Unternehmen gleich schlecht ab. Es gibt auch, aber eher wenige, Positivbeispiele. Insgesamt aber mangelt es den Herstellern offenkundig an Verständnis, was die Apotheken wirklich brauchen«, erläutert Mertens-Danowski. Ein Beispiel: 52 Prozent der Werbemittel, die Pharma-Unternehmen den Apotheken zur Verfügung stellen, landen ungenutzt im Müll. »Eine enorme Verschwendung – ökologisch und ökonomisch«, kritisiert die Expertin.