Kürbissamen unterstützend einsetzen |
Kürbissamen enthalten Phytosterole wie β-Sitosterol. / © Getty Images/meteo021
Der »EviNews«-Newsletter untersucht monatlich die Studienlage zu einer bestimmten Frage aus dem Bereich der Selbstmedikation. Aktuell hat sich das EviNews-Team die Datenlage zu Kürbissamen bei Blasenschwäche (Harninkontinenz) genauer angesehen. Dabei handle es sich grundsätzlich nicht um eine eigene Erkrankung, sondern um ein Symptom. Grundsätzlich sollte daher die Ursache behandelt werden, was jedoch häufig nicht möglich ist. Eine Harninkontinenz geht mit einer starken Einschränkung der Lebensqualität einher und gilt noch zu oft als Tabu.
»Der erste Schritt der Therapie liegt in der Aufklärung über die Erkrankung und deren Risikofaktoren, um den Patient:innen das Schamgefühl zu nehmen«, schreibt das EviNews-Team. »Außerdem sollte über Inkontinenz-Hilfsmittel sowie Verhaltenstherapie (Miktionstagebuch, Blasentraining, gesunde Ernährung etc.) aufgeklärt werden.« Vor allem Frauen sollte man zudem Beckenbodentraining und Physiotherapie empfehlen. Apotheken sollten vor allem bei Patienten mit Polymedikation auch eine Medikationsanalyse durchführen, um Inkontinenz-begünstigende Arzneimittel zu identifizieren und gegebenenfalls Alternativvorschläge zu machen.
Wenn der Arzt schwerwiegende Grunderkrankungen ausgeschlossen hat, könnten phytotherapeutische Präparate unterstützend eingesetzt werden. In einer Studie aus dem Jahr 2021 sei die Wirksamkeit von Kürbissamenöl-Kapseln (360 mg, Phytosterol-Gehalt 1 Prozent) mit 0,4 mg Tamsulosin bei Patienten mit benigner Prostatahyperplasie und Symptomen des unteren Harntrakts verglichen worden. Auch wenn sich objektiv keine Verbesserung bezüglich Prostatavolumen oder Restharnbildung messen ließ, berichteten die Patienten von einer subjektiven Symptomreduktion. Zudem kam es zu weniger Therapieabbrüchen aufgrund von Nebenwirkungen als unter Tamsulosin.
Zur Behandlung der Harninkontinenz bei Frauen würden aktuell nur Studien zu verschiedenen Kombinationspräparaten mit Kürbissamen vorliegen. Dabei habe ein in Deutschland erhältliches Arzneimittel mit Kürbissamenöl, Hopfenzapfen und Gewürzsumachrinde (Granu fink® femina Hartkapseln) nach einem Zeitraum von zwölf Wochen eine signifikante Verringerung der Häufigkeit der Toilettengänge während des Tages und in der Nacht sowie der Häufigkeit von Inkontinenz-Episoden bei mechanischer Belastung gebracht. Die Frauen brauchten weniger Einlagen und die Lebensqualität besserte sich bereits nach einer Woche signifikant.
Das EviNews-Team schließt daraus, dass Präparate mit Kürbissamen sowohl bei Männern als auch bei Frauen unterstützend eingesetzt werden können. Das Risiko für unerwünschte Wirkungen sei dabei gering und auch kein Interaktionspotenzial bekannt.
EviNews – Informationen zur evidenzbasierten Selbstmedikationen werden vom Zentrum für Arzneimittelsicherheit an der Universität Leipzig zusammengestellt. Der Newsletter erscheint in der Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH und wird ausschließlich durch die ABDA und die Avoxa finanziert. Die kostenlose Registrierung ist unter www.evinews.de möglich. Der Newsletter erscheint einmal monatlich. Alle Ausgaben finden sich im Archiv.