Kuck: Lauterbach verkennt die Situation komplett |
Alexander Müller |
18.11.2023 15:20 Uhr |
Der »Focus« widmet seinen Titelbeitrag in dieser Woche den Arzneimittel-Lieferengpässen. Zudem gibt es ein Interview mit Noweda-Chef Michael Kuck. / Foto: PZ
Im Titelbeitrag geht es vor allem um die Ursachen für die Lieferengpässe: Die exklusiven Rabattverträge werden erklärt und wie der wirtschaftliche Druck solcher politischen Maßnahmen die Herstellung fast vollständig nach Indien und China verlagert hat. Auch das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) wird vorgestellt sowie der Mehraufwand, den Apotheken derzeit mit dem Management der permanenten Ausfälle haben.
Noweda-Chef Kuck kann daher nicht verstehen, warum Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Lage unlängst als entspannter als im Vorjahr bezeichnet hat. »Darüber kann ich mich nur wundern, der Minister verkennt die Situation komplett.« Die Situation sei schon jetzt sehr angespannt. Aktuell fehlten zum Beispiel 200.000 Packungen Antibiotika für Kinder – von Apotheken verbindlich bestellt, aber nicht verfügbar. Auch von Blutdrucksenkern, Psychopharmaka oder Augenarzneimitteln gebe es schlicht zu wenig.
»Die Lage ist schlimm«: Noweda-Chef Michael Kuck im Interview mit dem »Focus«. / Foto: PZ
Die Großhändler setzten seit Monaten alles daran, Medikamente zu besorgen, doch das wenige, was reinkomme, »verdampfe« sofort im Markt. Es sei daher »absurd« und »grotesk«, dass Minister Lauterbach meine, man müsse sich bei der Beschaffung nur mehr anstrengen, so Kuck.
Arzneimitteln aus anderen Ländern zu importieren, sei mit hohen Hürden verbunden, schildert der Großhandelschef. Und das Haftungsrisiko sei für die Großhändler angesichts ihrer geringen Margen nicht zu stemmen. Die Branche habe die Politik hier wiederholt um Unterstützung gebeten, indem der Staat die Haftung übernimmt. Passiert sei bisher nichts. »Wir fühlen uns vom Gesundheitsminister allein gelassen«, so der Noweda-Chef.
Kuck sieht die Schuld allerdings nicht nur bei Lauterbach und der aktuellen Regierung. Seit Jahren hätten Apotheker, Ärzte und die Industrie vor dieser Situation gewarnt. Das sei aber immer als »Panikmache« verworfen worden. Lauterbach könne man aber vorwerfen, dass er jetzt nicht konsequent umschwenkt. Kuck befürchtet daher, dass die Menschen auch in diesem Winter wieder unter den Arzneimittelengpässen leiden werden.