»Krisentreffen« der Ärzteschaft |
Alexander Müller |
17.08.2023 12:30 Uhr |
Die Ärzteschaft fühlt sich von der Politik ungesehen. Jetzt wollen die Mediziner sich zusammenschließen und protestieren. / Foto: Getty Images/Westend61/Uwe Umstätter
Laut KBV wollen die Verbände »der Politik sowie den Bürgerinnen und Bürgern deutlich machen, dass die flächendeckende ambulante Versorgung auf dem Spiel steht und jetzt gehandelt werden muss.« Gemeinsam sollen klare Forderungen an die Politik adressiert werden. »Die Bundesregierung und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sollen an die zahlreichen nicht eingehaltenen Versprechen erinnert werden, die gegeben wurden, um die ambulante Versorgung zu stärken«, so die KBV. Themen wie Entbudgetierung, Digitalisierung oder Bürokratieabbau zählten dazu.
KBV-Chef Andreas Gassen warnte, dass das ambulante System kaputtgespart werde. Den Praxen fehle zunehmend Personal. Für junge Medizinerinnen und Mediziner werde die Praxis immer unattraktiver. »Politik muss klar sein: Die Zukunft der wohnortnahen, flächendeckenden ambulanten Versorgung durch Ärzte und Psychotherapeuten ist akut gefährdet – und damit die von Patientinnen und Patienten gewohnte und geschätzte hochwertige Versorgung.«
Die Ärzteschaft fühlt sich von der Politik ungesehen – Ende Juli hatte Gassen sogar auf die politischen Erfolge der Apotheken verwiesen: »Kaum war die Pandemie vorbei, ging es nur noch um Krankenhäuser, Apotheken und Gesundheitskioske.« Dabei hätten die Praxen während der Corona-Krise hätten die Hauptlast der Versorgung geschultert.
Unter dem Motto »#PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg« haben die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) eine bundesweite Protestaktion gestartet. Vorläufiger Höhepunkt soll die Krisensitzung der KBV-Vertreterversammlung in Berlin sein, zu der auch die 17 regionalen KVen sowie weitere Berufsverbände der Ärzte und Psychotherapeuten erwartet werden.
Marco Hensel, Vorsitzende des Hartmannbund-Arbeitskreises Ambulante Versorgung, drückte seine Erwartung an das Treffen so aus: »Gebellt haben wir lange genug. Jetzt müssen wir zeigen, dass wir gegebenenfalls auch beißen können!« Die Ärzteschaft habe seit Jahren – insbesondere aber unter dem steigenden Druck der vergangenen Monate – ausführlich auf die schwierige Situation der Praxen und die damit verbundenen Probleme für die ambulante Versorgung aufmerksam gemacht. Bei Politik und Kassen sei man dabei überwiegend auf taube Ohren gestoßen.
Beim Krisentreffen müsse die Ärzteschaft glaubhaft deutlich machen, wie sie sich gegen »die fatale Entwicklung in unseren Praxen wehren wollen«, so Hensel. Dass man sich mit Blick auf mögliche Protestmaßnahmen der Verantwortung für die Versorgung seiner Patientinnen und Patienten bewusst sei, müsse dabei nicht diskutiert werden. Dies bedeute aber nicht, dass entsprechende Maßnahmen nicht trotzdem spürbar in den Praxen ankämen.
Der Vorsitzende des Spitzenverbands Fachärzte Deutschland (SpiFa), Dirk Heinrich, sagte dem Ärztlichen Nachrichtendienst, die Unzufriedenheit der Kollegenschaft in der ambulanten Versorgung steige seit Jahren. Die Kolleginnen und Kollegen könnten und wollten nicht mehr. »Unser Arztberuf, insbesondere der freien Praxis, ist bedroht wie nie«, so Heinrich. Das Krisentreffen startet am 18. August um 13:15 Uhr. Im Anschluss soll es eine gemeinsame Pressekonferenz geben.