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EU-weiter Trend

Krebssterblichkeit sinkt – mit zwei Ausnahmen

Die altersbereinigte Krebssterblichkeit in Europa sinkt drastisch – unter anderem wegen der medizinischen Fortschritte. Mit einem Phänomen kann jedoch die besser werdende Medizin europaweit nicht mithalten.
AutorKontaktdpa
Datum 20.04.2020  08:00 Uhr

Das Risiko, an Krebs zu sterben, ist in den vergangenen Jahren innerhalb der EU weiter zurückgegangen. Diese positive Entwicklung beschreiben Wissenschaftler im Fachblatt »Annals of Oncology« (DOI: 10.1016/j.annonc.2020.02.009). Besonders deutliche Rückgänge prognostizieren die Mediziner bei Männern für Magenkrebs und Leukämie, bei Frauen für Eierstockkrebs und ebenfalls Leukämie. Allerdings werden auch zwei negative Trends beobachtet: So nehme die Zahl der Frauen, die an Lungenkrebs sterben, europaweit immer noch zu. Außerdem sei Polen das einzige Land in der EU, in dem die Todesrate infolge von Prostatakrebs nicht falle, sondern sogar deutlich steige.

Seit 2011 veröffentlicht ein internationales Team um den Epidemiologen Carlo La Vecchia von der Universität Mailand Studien zur EU-weiten Krebssterblichkeit. Basierend auf Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellen die Forscher Prognosen für das aktuelle Jahr sowie Vergleichsübersichten für die vergangenen Jahre und das sowohl für die gesamte EU als auch im Detail für die sechs bevölkerungsreichsten Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen und Spanien.

Insgesamt, so das Ergebnis der Studie, werde die Zahl der Männer, die an Krebs sterben, 2020 im Vergleich zu 2015 altersbereinigt um gut 5 Prozent fallen, die der Frauen um 4 Prozent. Die absolute Zahl der Todesfälle infolge von Krebs würde 2020 gut 1,4 Millionen betragen (798.700 Männer und 630.100 Frauen), knapp 65.000 mehr als noch 2015, was wieder der Tatsache von europaweit alternden Bevölkerungen geschuldet sei. In Deutschland, so die Prognose der Wissenschaftler, würden 2020 vermutlich 132.400 Männer und 110.000 Frauen an Krebs sterben: Männer vor allem an Lungen- (28.700) und Prostatakrebs (15.500), Frauen an Brust- (18.900) und Lungenkrebs (18.100).

»In der EU insgesamt sinken die Krebstodesraten bei Männern. Mehr als die Hälfte davon ist auf rückläufige Sterblichkeitsraten aufgrund von tabakbedingten Krebserkrankungen zurückzuführen«, fasst La Vecchia zusammen. Dazu gehöre nicht nur Lungenkrebs, der über ein Drittel des Rückgangs ausmache, sondern auch Kopf- und Halstumoren sowie Blasenkrebs: »Mit anderen Worten, es liegt daran, dass seit einigen Jahrzehnten immer weniger europäische Männer rauchen.«

Auch für Deutschland sagen die Forscher voraus, dass die altersbereinigte Todesrate für Männer bei Lungenkrebs um fast 11 Prozent sinken werde. Anders jedoch bei den Frauen: Hier werde es sogar zu einem fast 5-prozentigen Anstieg kommen – ein Trend, der EU-weit zu beobachten ist. Dazu kommentiert La Vecchia: »Die Sterberaten durch Lungenkrebs bei Frauen sind in der EU in den letzten zehn Jahren anhaltend gestiegen, obwohl sich die Steigerungsrate jetzt verlangsamt.«

Seine Koautorin Eva Negri ergänzt: »Tabak ist nach wie vor die Hauptursache für die Krebssterblichkeit in Europa und macht rund 20 Prozent aller prognostizierten Krebstodesfälle aus.« Der deutliche Rückgang der Todesfälle bei Männern im Vergleich zu Frauen spiegele die Unterschiede in den früheren Rauchgewohnheiten zwischen den beiden Geschlechtern wider, so die Pharmakologin der Universität Mailand.

Im Fokus: Prostatakrebs

Der Report nimmt jedes Jahr eine andere Tumorart in den Fokus, in diesem Jahr Prostatakrebs. An jenem würden in diesem Jahr 78.800 Männer sterben, so die Vorhersage der Wissenschaftler. Das sind zwar fast 4000 mehr als 2015, was aber damit zusammenhänge, dass die EU-Bevölkerung älter geworden sei. Berücksichtigt man diese Tatsache bei den Berechnungen, fiel die Mortalität in diesem Zeitraum um 7 Prozent. In Deutschland sei 2020 mit etwa 15.500 Todesfällen infolge von Prostatakrebs zu rechnen.

Dass das Sterblichkeitsrisiko für diese Tumorart europaweit falle, führen die Forscher auf aktuelle Operations- und Therapietechniken zurück. »Diese können, obwohl es keine Heilung gibt, einen relevanten Einfluss auf die Mortalität beim Prostatakrebs haben, da ein Teil der älteren Männer lange genug überleben könnte, um an anderen Ursachen zu sterben«, erklärt Epidemiologe La Vecchia in einer zur Studie veröffentlichten Mitteilung.

Hierbei gibt es allerdings eine Ausnahme: In Polen werde die Todesrate für diese Krebsart im Vergleich zu 2015 in diesem Jahr um 18 Prozent steigen und das, obwohl diese zwischen 1970 und 1974 europaweit am niedrigsten war. Für La Vecchia ist das schwer erklärbar. »Es ist möglich, dass die jüngsten relativ hohen Raten auf die verzögerte Einführung moderner Diagnosen und Behandlungen zurückzuführen sind«, vermutet er.

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