Krankenhausapotheken und öffentliche Apotheken befragt |
Sven Siebenand |
15.05.2024 14:30 Uhr |
Bei der Entlassung von Patientinnen und Patienten aus dem Krankenhaus können Informations- und Versorgungslücken entstehen. / Foto: Adobe Stock/ KOTO
Der Rahmenvertrag Entlassmanagement trat bereits vor mehr als sechs Jahren, genauer gesagt im Oktober 2017, in Kraft. Es fehle allerdings der systematische Überblick, wie der Rahmenvertrag Entlassmanagement tatsächlich umgesetzt werde, konstatierte Professor Dr. Hanna Seidling vom Universitätsklinikum Heidelberg bereits vergangenes Jahr beim ADKA-Kongress. Um dem nachzugehen, lief zwischen Mitte April und Ende Juni 2023 eine Online-Befragung von Krankenhausapotheken und öffentlichen Apotheken. Die vollständigen Umfrageergebnisse werden demnächst in einem Fachjournal publiziert werden. Zusammen mit Sophia Klasing, ebenfalls vom Universitätsklinikum Heidelberg, informierte Seidling die Kolleginnen und Kollegen beim Kongress vorab in einem Seminar und einem Posterbeitrag über einige Ergebnisse der Umfrage.
Insgesamt haben sich knapp ein Drittel der Krankenhausapotheken und mehr als 800 öffentliche Apotheken an der Befragung beteiligt. Während die Mehrheit der Krankenhausapotheken angab, Visiten zu begleiten oder im Aufnahmemanagement mitzuwirken, waren deutlich weniger (ein gutes Drittel) im Entlassmanagement involviert. Viele Krankenhausapotheken gaben allerdings an, dass sie sich wünschen würden, sich zukünftig verstärkt im Entlassmanagement einbringen zu können.
Befragt nach der gegenwärtigen Qualität der Umsetzung gaben viele an, dass nicht immer alle Optionen und Maßnahmen des Rahmenvertrags voll ausgeschöpft würden - und wenn, dann wäre die Qualität in der Umsetzung nicht immer gegeben. Zum Beispiel waren demnach Medikationspläne oder Entlassbriefe nicht immer verständlich.
Die Referentinnen hoben hervor, dass es der Umfrage zufolge immer noch deutliche Lücken in der Arzneimittelversorgung nach Entlassung gibt. Entlassrezepte würden zwar genutzt, jedoch erschwerten formale Anforderungen und unzureichendes Wissen der Patienten zum Umgang mit Entlassrezepten sowie Lieferschwierigkeiten die Versorgung.
Wie hat sich die Qualität des Entlassmanagements seit Inkrafttreten des Rahmenvertrages im Jahr 2017 verändert? In diesem Punkt sind Krankenhausapotheken und öffentliche Apotheken unterschiedlicher Meinung. Während die Krankenhausapotheken die Entwicklung insgesamt eher positiv oder neutral bewerten, waren mehr als ein Drittel der öffentlichen Apotheken der Meinung, dass sich die Arzneimittelversorgung trotz Einführung des Entlassrezepts sogar verschlechtert hat.
Das Thema Entlassmanagement hat sowohl für Krankenhausapotheken als auch für öffentliche Apotheken eine große Relevanz. Daher hatte sich vor einiger Zeit eine gemeinsame Arbeitsgruppe der ADKA und DPhG gebildet, die sich der Thematik angenommen hat. Besonders positiv: Im Rahmen des diesjährigen Workshops in Nürnberg wurde auch die potenzielle Wiederaufnahme der ADKA/DPhG-Arbeitsgruppe thematisiert. DPhG-Präsident Professor Dr. Ulrich Jaehde betonte dabei, dass er die Fortführung der Zusammenarbeit sehr begrüßen würde.