Konkurrenz durch Versender nur ein Mythos? |
Lukas Brockfeld |
27.06.2025 10:00 Uhr |
Dominique Ziegelmayer, Reiner Kern und Lukas Löffler (von links) sprachen gemeinsam auf dem BVDVA-Kongress. / © PZ/Brockfeld
Über den Versandhandel mit Arzneimitteln wird viel gestritten. Die Apothekerschaft fordert seit Jahren strengere Regeln für Unternehmen wie Doc Morris und Shop Apotheke. Die Branche selbst fühlt sich jedoch zu Unrecht angegriffen.
Auf dem Kongress des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA) präsentierten Dominique Ziegelmayer (Geschäftsführer DatamedIQ), Lukas Löffler (Senior Manager Public Affairs Redcare Pharmacy) und Reiner Kern (früherer ABDA-Sprecher und aktuell Group Director Communications and Public Affairs, Doc Morris) ein Gutachten, das im vergangenen Jahr im Auftrag mehrerer Versandhändler vom IEGUS-Institut angefertigt wurde.
Dominique Ziegelmayer erklärte einleitend, dass die Versender vielfach mit falschen Argumenten kritisiert würden. Er wählte drei angebliche Argumente der Kritiker aus, die er als verbreite Mythen bezeichnete:
Lukas Löffler von Redcare Pharmacy zeigte im Anschluss Karten, auf denen zu sehen war, dass der Versandhandel in den vergangenen Jahren enorm zugenommen habe und dass alle Regionen in Deutschland von den Versendern beliefert würden. Die Daten belegten laut Löffler sogar, dass der Marktanteil des Versandhandels in Gegenden mit wenigen Vor-Ort-Apotheken besonders groß ist: »Online-Apotheken beliefern insbesondere die Regionen in Deutschland, in denen die Versorgung vor Ort nicht mehr so ausgeprägt ist und Versorgungslücken entstehen.«
Doc-Morris-Pressesprecher Reiner Kern erläuterte im Anschluss, warum die Versender keine Bedrohung für die Apotheken seien. In den vergangenen Jahren sei der Rx-Umsatz der Offizinen deutlich stärker gewachsen als der Umsatz der Versender, trotzdem müssten viele Apotheken schließen. Das Wirtschaftsministerium sei schon 2018 zu dem Schluss gekommen, dass das Apothekensterben andere Ursachen habe. »Online-Apotheken sind nicht verantwortlich für die Schließungen der Apotheken vor Ort«, so Kern.
Kern erklärte außerdem, dass sich die Erreichbarkeit der Apotheken trotz der zahlreichen Schließungen kaum verschlechtert habe. Zwischen 2018 und 2023 hätten 9,5 Prozent der Apotheken aufgegeben. Doch nur 2,4 Prozent der Patientinnen und Patienten müssten jetzt längere Wege zur nächsten Apotheke zurücklegen. »Die Apotheken, die zu machen, liegen in der Regel in unmittelbarer Nachbarschaft zu anderen Apotheken.«.
In ganz Deutschland müssten aktuell nur 128.000 Menschen mehr als zehn Kilometer zur nächsten Apotheke zurücklegen. In den letzten fünf Jahren sei diese Zahl um gerade mal 20.000 Personen gewachsen. »Weder sind Online-Apotheken der Totengräber der Apotheken vor Ort, noch bedeutet die Schließungen der Apotheken vor Ort mehrheitlich, dass sich das Versorgungsnetz in der Fläche verschlechtert«, so Kern.