Komplexe Dosierschemata besser im Medikationsplan abbilden |
Daniela Hüttemann |
29.07.2024 09:30 Uhr |
Jeden Tag eine Tablette zur selben Uhrzeit – das lässt sich für viele Patienten mit etwas Gewöhnung und Disziplin gut umsetzen. Schwieriger wird es, wenn Therapiepausen vorgeschrieben sind oder die Dosierung zum Beispiel nur wöchentlich oder monatlich erfolgt. / Foto: Getty Images/Ruslan Maiborodin
Immer wieder kommt es zu teils tödlichen Medikationsfehlern bei komplexen Dosierschemata, vor allem bei Methotrexat. In der Krebstherapie wird es hoch dosiert teils täglich intravenös verabreicht, in der antientzündlichen Therapie, zum Beispiel bei rheumatischen Erkrankungen, niedrig dosiert einmal wöchentlich oral oder subkutan.
Die wöchentliche Einnahme lässt sich allerdings im BMP mit dem üblichen Viererschema nicht abbilden. Dieses beinhaltet die Einnahmezeitpunkte morgens, mittags, abends und nachts (zum Beispiel 2-0-2-0) . Um dennoch die wöchentliche Einnahme einzutragen, wird häufig eine »kombinierte« Darstellung – Viererschema plus ergänzende Informationen im Hinweisfeld – herangezogen. Dies birgt das Risiko einer falschen Interpretation der Angaben.
Zur Verringerung des Risikos für solche Medikationsfehler bei komplexen Therapieschemata empfehlen Fachgesellschaften eine angepasste Darstellung im Medikationsplan und Warnfunktionen in der Praxis- und Apothekensoftware. Bereits 2022 stellten Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung und Deutscher Apothekerband die Problematik in einem Arbeitspapier dar und schlugen Lösungen vor. Das greift aktuell eine Initiative des CIRS-Netzwerks NRW und des Bundesverbands Gesundheits-IT (bvitg) nochmals auf, da das Problem weiterhin besteht.
Bei der Erstellung des Medikationsplans sollten Dosierinformationen nicht auf mehrere Felder im Medikationsplan verteilt werden. Zudem sollte die Freitext-Eingabe im Hinweisfeld vermieden und stattdessen eine gebundene Zusatzzeile direkt unter dem Medikament genutzt werden (siehe Beispiel). Auch hier ist bislang noch Freitext nötig. Das Problem an solch unstrukturierten Daten ist, dass sie sich nicht automatisch in allen Systemen verarbeiten lassen.
Im Beispiel wird für die besondere Dosierung auf die gebundene Zusatzzeile verwiesen, um Missverständnisse bei morgens/ mittags/ abends/ zur Nacht zu vermeiden. / Foto: CIRS NRW/bvitg
»Todesfälle aufgrund missverständlicher Angaben in Medikationsplänen sind nicht vertretbar«, betonen CIRS-NRW und bvitg. Es sei essenziell, einen generellen Lösungsweg für die verschiedenen Software-Systeme zu finden, auch im Hinblick auf die Integration des Medikationsplans in die elektronische Patientenakte. Dazu müssten die Vorgaben für den EMP und den BMP vom Bundesgesundheitsministerium angepasst werden. Derzeit werde noch scheinbar unabgestimmt an diesem Themengebiet gearbeitet. Dabei gebe es in einigen Systemen bereits die Möglichkeit, auch komplexe Dosierschemata abzubilden, zum Beispiel im KBV Basisprofil MedicationStatement.