Körperliebe liegt im Auge der Kultur |
Jennifer Evans |
28.10.2024 07:00 Uhr |
Nigerianische Frauen berichteten über die höchste Körperwertschätzung. Westliche Frauen dagegen sind mit ihrem Körper am unzufriedensten. / © Adobe Stock/David
Das Körperbild ist ein komplexes Phänomen. Es geht darum, was wir über den eigenen Körper denken, wie wir uns verhalten und fühlen, aber auch wie Geschlecht, Kultur oder soziokulturelle Aspekte unsere Wahrnehmung beeinflussen. Eine englische Studie hat untersucht, wie positive Gedanken und Gefühle in Bezug auf den eigenen Körper von Kultur zu Kultur variieren.
Demnach haben nigerianische Frauen mit dunkler Hautfarbe die höchste Wertschätzung für ihren Körper. Relativ viel Gutes abgewinnen können ihm auch die Chinesinnen. Das schlechteste Körperbild haben dagegen westliche Frauen mit heller Hautfarbe. Zu diesem Ergebnis kommt das Forscherteam um die Psychologin Louise Nicole Hanson von der Durham Universität.
Ihr Team befragte knapp 1200 Frauen zwischen 18 und 80 Jahren zur Wahrnehmung des eigenen Körpers. Die Teilnehmerinnen stammten aus den USA, Kanada, Australien, Großbritannien, China und Nigeria. Es zeigte sich, dass Ethnizität und Kultur offenbar einen starken Einfluss auf die Körperzufriedenheit haben sowie gleichermaßen als Schutzfaktor dienen können, ein positives Körperbild zu entwickeln.
Wie kommt das? Der Untersuchung zufolge tragen vor allem zwei Faktoren dazu bei, warum wir ein negatives Körperbild entwickeln. Das ist zum einen die starke Verinnerlichung von Schlankheitsidealen und zum anderen ein hoher Druck von außen – sowohl durch Medien als auch durch die Familie oder den Freundes- und Kollegenkreis.
Insgesamt spielt das Alter für das Wohlbehagen mit dem Körper keine besonders ausschlaggebende Rolle. In einigen Kulturen lassen sich dennoch Unterschiede beobachten. Während die Orientierung an Schlankheitsidealen bei älteren, hellhäutigen, westlichen Frauen sowie bei älteren, dunkelhäutigen, nigerianischen Frauen mit dem Alter abnimmt, bleibt sie für Chinesinnen ein Leben lang bestehen.
In allen untersuchten Ländern berichteten die älteren Befragten im Allgemeinen von einem weniger starken soziokulturellen Druck als die jüngeren. Generell setzen die Medien hellhäutige westliche Frauen jedoch nach eigener Empfindung mehr unter Zugzwang, gut auszusehen als weibliche Personen aus Nigeria oder China. Chinesische Frauen verspürten nach eigenen Angaben den heftigsten Druck von Freunden und Kollegen.
Die Ergebnisse deuten dem Autorenteam zufolge darauf hin, dass sich das Niveau der Körperwertschätzung zwar zwischen den einzelnen Ethnien und Kulturen erheblich unterscheidet, aber über das Alter hinweg stabil bleibt. In allen Ländern und Altersgruppen stand die starke Verinnerlichung eines Schlankheitsideals sowie ein größer empfundener soziokultureller Druck deutlich mit einer geringeren Körperwertschätzung in Zusammenhang. Insgesamt bewegt sich demnach der Trend von Schönheitsidealen in Richtung westlich geprägter Vorstellungen.