Können Patienten ihre Arzneimittel selbst anpassen? |
Daniela Hüttemann |
22.05.2024 15:00 Uhr |
Der Frauenanteil der Studie lag bei rund 55 Prozent. Die Teilnehmenden maßen ihren Blutdruck zweimal täglich jeweils in den ersten sieben Tagen eines Monats. / Foto: Getty Images/Milan Markovic
An der sogenannten ADAMPA-Studie nahmen 312 Patienten in Valencia teil, von denen 219 die gesamten zwei Jahre der Studie am Ball blieben. Nur ihre Daten flossen in die Endauswertung ein. Die Teilnehmenden waren im Durchschnitt 64,3 Jahre und hatten einen systolischen Blutdruck über 145 mmHg und/oder diastolisch über 90 mmHg.
108 Patienten erhielten während der Studienzeit die übliche Betreuung durch den Hausarzt, inklusive Hinweisen auf einen gesunden Lebensstil und ein Blutdruck-Management. Die Interventionsgruppe mit 111 Teilnehmenden sollte zusätzlich regelmäßig ihren Blutdruck zu Hause messen und auf dieser Basis die blutdrucksenkende Medikation anhand individueller Pläne des Hausarztes selbstständig anpassen. Das konnte eine Dosiserhöhung sein oder aber auch die Einnahme eines weiteren Antihypertensivums.
Die Blutdruckziele und die möglichen Interventionen wurden vorher zwischen Hausarzt und Patient besprochen. Die Patienten erhielten schriftliche Anweisungen sowohl zur Blutdruckmessung als auch zu den Interventionsmöglichkeiten, die sie nach einem Ampelschema anwenden sollten.
In der Interventionsgruppe sollten die Patienten ihren Blutdruck mit einem bereitgestellten, validierten Messgerät jeden Monat in den ersten sieben Tagen des Monats zweimal täglich messen (morgens und abends) und in speziellen Bögen eintragen. Sie sollten zu jedem dieser Zeitpunkte zweimal im Abstand von ein bis zwei Minuten messen und jeweils den niedrigeren Wert notieren.
Wenn die Werte mehr als viermal in einer Woche über den vereinbarten Zielwerten lagen (gelb), sollten die Patienten ihre Medikation gemäß ihres individuellen Plans ändern und einen Arzttermin für drei Wochen später vereinbaren. Dann wurde der Therapieplan gegebenenfalls angepasst. Lagen die Werte deutlich zu hoch oder zu niedrig, sollten sie direkt ihren Arzt kontaktieren. Eine telemedizinische Unterstützung gab es nicht.
Im Schnitt sank der Blutdruck in den 24 Monaten der Studie in der Interventionsgruppe stärker als in der herkömmlich betreuten Gruppe: um 3,4 mmHg systolisch und 2,5 mmHg diastolisch mehr als unter Standardbetreuung. Die Unterschiede waren statistisch signifikant. Keine Unterschiede gab es bezüglich der Lebensqualität, der Inanspruchnahme des Gesundheitssystems und unerwünschter Ereignisse. Diese Vorgehensweise scheint also sicher zu sein.
Das Studienteam um den korrespondieren Autor Dr. Gabriel Sanfélix-Gimeno, Head of Health Services Research and Pharmacoepidemiology Unit der Fisabio-Stiftung, kommt daher zu dem Schluss: Die eigenständige Blutdruckmessung und Anpassung der Medikation zu Hause durch den Patienten ist eine kostengünstige, einfache Maßnahme um Bluthochdruck langfristig unter Kontrolle zu bringen. Nur die Messung allein reiche dafür nicht aus, wie frühere Studien gezeigt hätten. Die Ergebnisse sind im Fachjournal »JAMA Network Open« erschienen.