Können Cannabinoide den Verlauf beeinflussen? |
Brigitte M. Gensthaler |
24.06.2025 10:00 Uhr |
Auch einen präventiven Effekt könnte CBD entfalten, sagte die Neurologin und Psychiaterin. »Eine hoch dosierte CBD-Behandlung hat möglicherweise antiinflammatorische und neuroprotektive Effekte bei Menschen mit Alzheimer-Demenz, doch dies ist noch eine Hypothese.« Auf molekularer Ebene seien solche Wirkungen beschrieben. CBD wirke dem Zelltod entgegen und setze auch an der Alzheimer-Pathologie an. So könne es die Akkumulation von β-Amyloiden und hyperphosphorylierten Tauproteinen reduzieren und möglicherweise die Krankheitsprogression verlangsamen.
Aufgrund des antiinflammatorischen Effekts biete sich CBD an zur Behandlung von Menschen mit milden kognitiven Einschränkungen (MCI). In einer australischen Studie wollen Forschende den Effekt von CBD (bis 300 mg/Tag) über zwölf Wochen bei 60 Menschen mit MCI untersuchen.
Ob orales CBD tatsächlich die Neuroinflammation und Alzheimer-Biomarker im Liquor beeinflussen kann, will Müller-Vahl in einer eigenen Studie überprüfen. In die einjährige BrainFit-Cannabidiol-Studie (BF-CBD) sollen nur Patienten mit gesicherter Alzheimer-Pathologie aufgenommen werden. Sie bekommen maximal 800 mg orales CBD pro Tag oder Placebo. »Wir brauchen mutmaßlich eine hohe CBD-Dosierung«, sagte die Ärztin.
Über die Darreichungsform, zum Beispiel eine ölige Lösung oder Kapseln, müsse man noch »nachdenken«. Wichtig sei, dass die Dosis langsam aufdosiert werde. Denn für Cannabis-Arzneimittel gelte der Grundsatz: Start low, go slow.
Ob und wann die Studie starten kann, ist laut Müller-Vahl offen, da noch keine Förderzusage vorliege. »Ob CBD präventiv wirken könnte, muss die Studie zeigen, aber die ist noch nicht mal gestartet.« Das Medikament könne auch bei anderen Erkrankungen neuroprotektiv wirken, zum Beispiel bei Menschen mit Parkinson- oder Huntington-Krankheit, hofft die Ärztin.