Knochenbrüche per Ultraschall erkennen |
Christina Hohmann-Jeddi |
28.04.2025 16:20 Uhr |
Um einen Knochenbruch zu diagnostizieren, braucht man bei Kindern nicht immer ein Röntgenbild. Es geht auch strahlenfrei per Ultraschall. / © Getty Images/Science Photo Library
»Viele Menschen wundern sich noch, wenn wir bei Verdacht auf einen Knochenbruch zum Ultraschallgerät greifen«, berichtete Dr. Kolja Eckert, Stellvertretender Leiter der Sektion Pädiatrie der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bei einer Online-Presseveranstaltung der Gesellschaft. Früher seien zwei Organsysteme nicht für Ultraschall-Untersuchungen zugänglich gewesen: die Lunge und die Knochen. Doch das habe sich inzwischen geändert.
Insgesamt begeben sich laut Daten des Robert-Koch-Instituts rund 1,9 Millionen Kinder pro Jahr wegen Unfällen in ärztliche Behandlung – häufig mit Verdacht auf einen Knochenbruch. Der Goldstandard zur Abklärung ist die Röntgenuntersuchung, die inzwischen auch strahlungsarm durchgeführt werden könne, aber immer noch eine Strahlenbelastung darstelle, erklärte der leitende Arzt der Kinderchirurgie der Helios St. Johannes Klinik Duisburg. Studien zufolge werde nur mit jedem fünften Röntgenbild tatsächlich auch ein Knochenbruch nachgewiesen. »Auf 80 Prozent der durchgeführten Röntgenuntersuchungen hätte man verzichten können.«
Da kindliche Knochen besonders strahlensensibel sind, sei es wichtig, alternative bildgebende Methoden zu etablieren. Mit dem Ultraschall habe man eine strahlungsfreie Alternative zur Frakturdiagnostik vor allem bei Kindern, die inzwischen in vielen Arztpraxen und Krankenhäusern angewandt wird. Das bringe Vorteile beim Ablauf in Klinken mit sich: »Wenn die Notaufnahme gut organisiert ist, kann man die Anamnese und klinische Untersuchung machen und fast schon gleichzeitig mit dem Ultraschall beginnen«, sagte Eckert. »Wenn man geübt ist, ist man in fünf Minuten mit der Diagnostik durch.« Ein Vorteil sei auch, dass die Eltern währenddessen bei ihrem Kind bleiben könnten.
Mit dem Ultraschall ließen sich die häufigsten und kindestypischen Frakturen gut darstellen, sagte der Mediziner. Hierzu zählten Wulstfrakturen am Handgelenk, Armfrakturen, Brüche ober- und unterhalb des Knies oder oberhalb des Knöchels oder auch am Schlüsselbein. Seit Kurzem sei der Ultraschall zur Frakturdiagnose durch die Berufsgenossenschaften und durch G-BA-Beschluss als abrechenbare Leistung anerkannt, so Eckert. Er sei gespannt, wie lange es dauere, bis das Verfahren in der Breite etabliert sei.
Warum ist das bei Kindern möglich? Der Vorteil bei Kindern sei, dass viele Frakturen konservativ, also ohne Operation, behandelt werden können. Die kindestypischen Frakturen fänden an der Oberfläche des Knochens statt. Bei Erwachsenen seien Brüche dagegen häufig innerhalb eines Gelenks, was eine Operation erfordere und weshalb eine Bildgebung durchgeführt werden sollte, die auch in das Gelenk schauen kann, informierte der Kinderchirurg.