Kleiner Pieks mit großer Wirkung |
Jennifer Evans |
10.02.2025 16:00 Uhr |
Impfungen können Leben retten, aber auch nicht übertragbare Krankheiten vermeiden. Die Vorteile werden derzeit zu schlecht verkauft, meint der Expertenrat. / © Adobe Stock/vetre
Impfen ist ein wichtiges Thema, das über die Sektorengrenzen hinweg in Angriff zu nehmen ist. Das stellte der Expertenrat der Bundesregierung in seiner aktuellen Stellungnahme »Stärkung der Resilienz durch Impfen und Hygiene« klar. Laut den Expertinnen und Experten sind genau diese beiden Aspekte die wirksamsten Mittel, um die Gesundheit der Bevölkerung zu stärken, Krankheiten zu verhindern, Leben zu retten und damit die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft nachhaltig zu verbessern.
Die Erfolge von Impfprogrammen gegen Masern, Pocken, Polio, Röteln oder Tetanus sprechen demnach bereits eine deutliche Sprache. Weniger bekannt sei hingegen, dass Impfungen auch helfen könnten, nicht übertragbare Krankheiten zu vermeiden. In seiner Stellungnahme nennt das Gremium Beispiele wie die HPV- und HBV-Impfung zur Krebsprävention, die Influenzaimpfung zur Verhinderung von Myokardinfarkt, Exazerbation von Asthma und COPD nach Infektionen. Auch Spätfolgen von Infektionserkrankungen wie etwa Gürtelrose oder SSPE (Subakute sklerosierende Panenzephalitis als Masernfolgeerkrankung) ließen sich durch Impfungen vermeiden.
Deshalb fordert der Expertenrat, Impfangebote nicht nur auf die Grundimmunisierung von Kindern zu beschränken, sondern sie auch für Jugendliche und Erwachsene in verschiedenen Altersgruppen sowie in Krankenhäusern auszubauen. Außerdem sollten Impfungen möglichst einfach zugänglich sein, indem Patienten sie etwa mit Vorsorgeuntersuchungen oder regulären Arztbesuchen kombinieren. Die Impfdaten sollten schließlich mithilfe der elektronischen Patientenakte (EPA) in eine bundesweite Datenstruktur müden.
Der Expertenrat spricht sich zudem für eine Lockerung des Subsidiaritätsprinzips aus, um betriebliche Impfungen sowie Impfangebote in Krankenhäusern zu ermöglichen. Klarheit über die Kostenübernahme ist in allen Fällen entscheidend. Zudem wird eine personelle Aufstockung der STIKO (Ständige Impfkommission) als notwendig erachtet.
Generell fehle in Deutschland eine langfristige, verständliche und überzeugende Impfstrategie, die alle beteiligten Akteure effektiv vernetze, heißt es. Durch zentralisierte Beschaffung und Distribution von Impfstoffen ließen sich zudem Kosten einsparen – analog zu anderen EU-Ländern.
Der Expertenrat »Gesundheit und Resilienz« untersucht wissenschaftlich, wie das Gesundheitswesen und die Gesellschaft auf künftige Gesundheitskrisen bestmöglich vorbereitet sein und diese bewältigen kann. Er ist der Nachfolger des Corona-Expertenrats.