Kippels als »Makler« zwischen Apotheke und Großhandel |
Staatssekretär Georg Kippels beim parlamentarischen Abend des Phagro. / © PZ
Kippels nutzte sein Grußwort für ein »Bekenntnis«, dass für eine hochwertige Versorgung die Apotheken und damit korrespondierend der pharmazeutische Großhandel nötig seie. Es müsse aktiv an dem Bewusstsein gearbeitet werden, dass ohne die Apotheken das Gesundheitssystem »weit weniger wert« sei als heute, so Kippels.
Bei den »harten Fakten« – 9,50 Apothekenfixum oder 73 Cent mit 3,15 Prozent Großhandelsmarge – verwies Kippels auf den Koalitionsvertrag. Er bemerkte dazu, wer es schaffe, mit Zahlen in den Koalitionsvertrag zu kommen, habe schon die halbe Miete – aber eben nur die halbe. Bekanntlich plant Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) die Reform zunächst ohne die versprochene Anpassung.
Beim den Rabattaktionen der Versender sowie den Versandbedingungen wurde Kippels deutlich. Es klnne nicht sein, dass sich der eine an Regeln hält, der andere nicht. Hier gelte das Gebot der Gleichbehandlung. Die Versender könnten etwa mit Stichproben beim Versand, auch mit Testbestellungen kontrolliert werden, so sein Tipp. Das müsse nur gewollt werden.
Kippels appellierte an Apotheker und Großhändler: »Sehen sie uns als einen ehrlichen Makler der verschiedenen Interessen.« Die Politik sei dafür da, die Weichen zu stellen für die Aufrechterhaltung der Strukturen, die für die Versorgung existenzell seien.
Drei Themen treiben die Großhändler besonders um. Zuvorderst die Vergütungsstruktur. Weil sich die Großhändler immer noch »im selben Boot mit den Apotheken« sehen, begrüße man die vorgesehene Anpassung des Apothekenfixums, sagte der Phagro-Vize Kerem Inanc (Gehe). Doch die Erhöhung ist zunächst auf Eis, ganz zu Schweigen von einer Anhebung der Großhandelsvergütung. »Wir sind leider nicht auf dem Radar der Politik«, so Inanc.
Das sei umso bedenklicher, da jetzt Änderungen zu Lasten des Großhandels vorgesehen seine – gemeint war die geplante Wiederfreigabe von Skonti. Das Fixum des Großhandels sei keine »Spielmasse« für Verhandlungen, sondern das Fundament, warnte Inanc.
BMG-Staatssekretär Georg Kippels (CDU) zwischen Phagro-Chef Marcus Freitag und dessen Vize Kerem Inanc (rechts). / © PZ
Die anhaltenden Lieferengpässe seien als zweites großes Thema »leider zum Alltag geworden«, so Inanc. Bei den Großhändlern liege inzwischen ein Vorfinanzierungsbedarf von 4,4 Milliarde Euro, Tendenz steigend.
Der Phagro-Vorsitzende Marcus Freitag (Phoenix) bezeichnete den Versandhandel als »Problemthema für die ganze Branche«. Alle lukrativen OTC-Produkte seien heute nicht mehr in der Apotheke vor Ort, das treffe auch die Großhändler: »Geht es der Apotheke nicht gut, hat auch der Großhandel ein Problem«, so Freitag.
Den Phagro-Chef stört aber vor allem, dass die Versender bei den Lieferbedingungen nicht die gleichen hohen Standards einhalten wie die Großhändler – Stichwort Temperaturkontrolle. Leider werde die Politik wohl erst reagieren, wenn das erste Mal in der Bild-Zeitung über einen Schadensfall berichten werde. Auch Rx-Boni sind dem Phagro-Chef ein Dorn im Auge: Die Versandhändler gäben Rabatte, völlig egal, ob es verboten sei – aber es werde nicht unterbunden.
Neue Herausforderungen sieht Freitag über den bevorstehenden Markteintritt des Drogerieriesen dm in den OTC-Versand heraufziehen, übrigens für Apotheken und Großhändler. Mit der Macht von Kundenkarten und Pick-up-Automaten werde dm signifikante Umsätze zu sich ziehen.
Freitag betonte: »Uns ist es wichtig, dass Thema Versandhandel anzugehen.« Am Verbrennerverbot sehe man, dass wo ein Wille sei, auch ein Weg gefunden werden könne.