KI verbessert Brustkrebsscreening signifikant |
Laura Rudolph |
09.01.2025 09:00 Uhr |
Zur Früherkennung von Brustkrebs haben Frauen zwischen 50 und 75 Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf eine Röntgenuntersuchung der Brust (Mammografie). / © Getty Images/andresr
Künstliche Intelligenz (KI) wird bereits in vielen medizinisch-pharmazeutischen Bereichen getestet, beispielsweise in der bildgebenden Diagnostik. Ob KI Röntgenbilder aus Mammografie-Screenings genauso gut auswerten kann wie Radiologen, haben nun Forschende des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in einer prospektiven Studie untersucht. Bisher werten standardmäßig zwei Radiologen die Aufnahmen per Doppelbefundung aus.
»Eigentlich wollten wir mit der Studie zeigen, dass die KI-Befundung der menschlichen Befundung gleichwertig ist«, erklärt Studienleiter Professor Dr. Alexander Katalinic vom UKSH in einer Pressemitteilung des Krankenhauses. »Doch die Ergebnisse haben uns positiv überrascht: KI verbessert die Brustkrebsentdeckungsrate sogar signifikant.« Demnach entdeckte KI knapp ein Fünftel mehr Krebsfälle. Die Ergebnisse der Studie sind kürzlich im Fachjournal »Nature Medicine« erschienen.
An der prospektiven Studie nahmen 463.094 Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren teil, die an einen von zwölf Standorten zu einem Mammografie-Screening gekommen waren. Radiologen werteten die Aufnahmen bei 260.739 Frauen mit KI-Unterstützung aus, bei den restlichen ohne. Sie durften frei entscheiden, die KI zu nutzen oder nicht. Das Team um Nora Eisemann verglich, wie oft Krebs entdeckt wurde (Detektionsrate), wie oft Patientinnen zur weiteren Abklärung erneut in die Klinik bestellt wurden (Rückrufrate) und wie häufig im Fall eines Rückrufs tatsächlich Krebs festgestellt wurde.
In der Gruppe mit KI-Unterstützung wurden 6,7 Brustkrebserkrankungen pro 1000 Frauen entdeckt, in der Kontrollgruppe ohne KI waren es 5,7 Brustkrebserkrankungen pro 1000 Frauen. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. Damit wurde mittels KI-Unterstützung 17,6 Prozent häufiger korrekt die Diagnose Brustkrebs gestellt.
Durch den Einsatz von KI reduzierte sich die Rückrufrate von 38,3 pro 1000 Frauen (in der Kontrollgruppe) auf 37,4 pro 1000 Frauen. Bei den Rückrufen in der KI-Gruppe lag zudem häufiger tatsächlich Brustkrebs vor (17,9 Prozent) als in der Kontrollgruppe (14,9 Prozent). Ähnlich zeigte sich bei Biopsien eine häufiger korrekte Krebsvorhersage in der KI-Gruppe (64,5 Prozent versus 59,2 Prozent).
Insgesamt erhöhte sich durch den KI-Einsatz die Detektionsrate von Brustkrebs, ohne die Rückrufrate zu erhöhen. Das deutet darauf hin, dass KI die bisherigen Methoden der Brustkrebsvorsorge in der Mammografie sinnvoll ergänzen beziehungsweise verbessern kann.