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ABDA-Positionspapier

KI-Strategie für Apotheken

Die ABDA hat ein Positionspapier »Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Pharmazie« entwickelt. Damit wird die Haltung der Apothekerschaft zum Einsatz von KI  darstellt und bewertet. Über das Papier sprach die PZ mit Anke Rüdinger, Leiterin des »Digital Hub« der ABDA und Stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV).
AutorKontaktAlexander Müller
Datum 14.10.2024  12:30 Uhr

PZ: Wieso benötigt die ABDA eine KI-Strategie?

RÜDINGER: Die fortschreitende Digitalisierung und der Einsatz von künstlicher Intelligenz bieten in vielen Bereichen der Gesundheitsversorgung, einschließlich der Pharmazie, erhebliche Potenziale. Der sinnvolle Einsatz von KI ist in der Lage, die Effizienz und Qualität in der Gesundheitsversorgung zielgerichtet und nachhaltig zu verbessern. Gleichzeitig gehen mit dem Einsatz neuer Technologien – insbesondere KI – Risiken einher, die auf ein Minimum reduziert werden müssen. Daher war es wichtig, beide Aspekte  – also die Potenziale und die Risiken  – eingehend zu analysieren und zu bewerten.

PZ: Wie kann KI in der Kommunikation mit den Kunden helfen?

RÜDINGER: Durch den Einsatz von KI können Apotheken nicht nur effizienter mit ihren Kund:innen kommunizieren, sondern auch eine personalisierte, rund um die Uhr verfügbare Betreuung bieten. Dies steigert die Kund:innenzufriedenheit, stärkt die –bindung und schafft gleichzeitig mehr Raum für die pharmazeutische Tätigkeit.

PZ: Wie kann das konkret aussehen?

RÜDINGER: Patienten und Kunden können Apotheken zum Beispiel rund um die Uhr erreichen und wiederkehrende organisatorische Fragen klären oder individuelle, pharmazeutische Anfragen Uhrzeit-unabhängig aufnehmen lassen. Text-, sprach- und bildverarbeitende Bots oder KI bereiten diese Anfragen anschließend zur Übergabe an das Apothekenpersonal auf beziehungsweise beantworten reine, nicht-pharmazeutische Informationsanfragen nach genauen Regelvorgaben selbsttätig.

PZ: Laufen die Apothekenteams dabei Gefahr, ihr Alleinstellungsmerkmal als persönlicher Ansprechpartner zu verlieren?

RÜDINGER: Diese Angst halte ich für unbegründet. Der Mensch als persönlicher Ansprechpartner und Vermittler von Informationen spielt gerade in einer immer stärker digitalisierten Welt eine zunehmend wichtige Rolle. Viele Menschen benötigen Orientierung und Hilfe in der Flut von Informationen in Gesundheitsfragen. Diese Aufgabe können und werden die Apothekenteams zukünftig übernehmen – als Brücke zwischen Mensch und Technik. Dies bedingt, dass sich die Apothekenteams zeitnah mit den Möglichkeiten und Risiken künstlicher Intelligenz auseinandersetzen. Wir brauchen dringend neue Fortbildungen in diesem Bereich, damit wir den neuen Anforderungen gerecht werden können. KI-Systeme dienen Apotheken dabei lediglich als Unterstützung zur Beurteilung komplexer heilberuflicher Sachverhalte. Die finale Entscheidung über die Abgabe von Arzneimitteln und die Beratung von Patient:innen muss immer in den Händen der Apotheker:innen oder der pharmazeutischen Mitarbeiter:innen liegen.

PZ: Welche Routineaufgaben kann KI in der Apotheke übernehmen?

RÜDINGER: KI-unterstützte Systeme können unter anderem Routineaufgaben wie die Bestandsverwaltung, und Mitarbeiter-Einsatzplanung effizienter gestalten. Durch die Analyse von Verkaufsdaten kann KI den zukünftigen Bedarf für Medikamente und Gesundheitsprodukte voraussagen und sicherstellen, dass stets ausreichend Vorräte vorhanden sind, ohne Überbestände zu riskieren. Berichte über Verkaufszahlen, Bestände oder andere betriebliche Kennzahlen können automatisch erstellt werden. Das erleichtert die Überwachung von Rentabilität und Liquidität des Betriebs. Rezept- und Abrechnungsdokumente können von KI-Systemen digital verwaltet und archiviert werden, sodass der Zugriff auf Informationen schneller und organisierter erfolgt.

PZ: KI soll die Apotheke effizienter machen, geht es darum?

RÜDINGER: Und mehr als das: KI kann Apotheken dabei unterstützen, gesetzliche Anforderungen einzuhalten, indem sie automatisch überprüft, ob Prozesse und Dokumentationen den Vorgaben entsprechen. Auch die Nutzung von persönlichen KI-Assistenzen kann die Arbeit in der Apotheke erleichtern. Diese sogenannten Copiloten können vielfältige Aufgaben wie zum Beispiel Zeitplanung, Online-Recherchen und das Sortieren von E-Mails übernehmen. Dies alles schafft mehr Zeit, die die Apothekenteams in die pharmazeutische Beratung der Patient:innen oder in pharmazeutische Dienstleistungen investieren können.

PZ: Eine verbreitete Befürchtung ist, dass KI den Menschen ihre Jobs wegnimmt. Aber die Apotheken laufen noch nicht Gefahr, dass KI den Fachkräftemangel überkompensiert, oder?

RÜDINGER: Nein, diese Gefahr sehe ich nicht. KI befreit die Menschen von Routineaufgaben und schafft dadurch Zeit für anderes. Die Arbeit in den Apotheken wird sich verändern, aber sie wird sich für mein Dafürhalten zum Positiven verändern: weniger Zeit für Bürokratie und Dokumentation, mehr Zeit für Beratung und pharmazeutische Dienstleistungen. Die Arbeit in den Apotheken wird deutlich an Attraktivität gewinnen.

PZ: Wie kann KI konkret in pharmazeutischen Fragen helfen, etwa bei Arzneimittel -Therapiesicherheit?

RÜDINGER: Durch die Analyse großer Mengen an Patientendaten aus verschiedensten Datenquellen kann KI Muster erkennen und vor – bisher unbekannten – potenziellen Risiken und Kausalitäten warnen, dazu zählen unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Bots können auf potenzielle Abweichungen und ungewöhnliche Dosierungen aufmerksam machen. Durch die zusätzliche Nutzung von individuellen Patientendaten wie Alter, Geschlecht oder Vorerkrankungen kann KI maßgeschneiderte Medikations- oder Gesundheitsempfehlungen geben.

PZ: Gibt es hier schon erfolgreiche Anwendungsfälle?

RÜDINGER: Krankenhäuser wie das University of Pittsburgh Medical Center nutzen KI-Systeme, die auf Patientendaten zugreifen, um Medikationsfehler zu erkennen oder bestenfalls zu verhindern. IBM Watson for Drug Discovery wiederum kann komplexe Muster in medizinischen Daten erkennen und vor gefährlichen Wechselwirkungen warnen, die Menschen möglicherweise übersehen würden. Hier wird es sicherlich in der nächsten Zeit eine rasante Entwicklung geben.

PZ: KI ist vor allem gut zur Analyse riesiger Datenmengen. Lassen sich damit Lieferengpässe künftig leichter vermeiden?

RÜDINGER: Künstliche Intelligenz ist in der Lage, Lieferketten in der Pharmaindustrie auf relevante Knotenpunkte zu untersuchen, Lieferengpässe früh zu prognostizieren und Strategien zur Vorbeugung zu entwickeln. Pilotprojekte seitens der Behörden laufen bereits. Weniger Engpässe bedeutet ein geringerer zeitlicher Aufwand für das Lieferengpassmanagement in den Apotheken – und eine Stabilisierung der Versorgung.

PZ: Sehen Sie die Gefahr, dass KI bei der Steuerung von Warenströmen irgendwann zu viel Einfluss hat und Chaos anrichtet?

RÜDINGER: KI hat das Potenzial, die Effizienz und Genauigkeit in der Logistik und Warenwirtschaft erheblich zu verbessern, aber wie bei jedem automatisierten System gibt es Risiken. So können fehlerhafte Daten, fehlende menschliche Kontrolle oder auch mangelnde Flexibilität in Krisensituationen zu Störungen in den Lieferketten führen. Eine sorgfältige Implementierung, gepaart mit menschlicher Kontrolle und klaren Sicherheitsmechanismen, kann diese Risiken minimieren. KI sollte immer als Werkzeug zur Unterstützung gesehen werden, nicht als alleinige Entscheidungskraft.

PZ: Welche weiteren Anwendungsfälle für KI in der Apotheke gibt es?

RÜDINGER: Die Apothekenbetriebsordnung schreibt vor, dass in Apotheken mindestens für alle pharmazeutischen Tätigkeiten ein Qualitätsmanagementsystem (QMS) betrieben wird. KI kann die Apotheken bei der Umsetzung dieser Anforderung unterstützen. Dafür ist denkbar, dass die KI sowohl die vorhandenen Daten der IT-Struktur der Apotheke verwendet als auch das Personal der Apotheke bezüglich ihrer Arbeitsabläufe interviewt und die Prozesse anschließend entsprechend anpasst. Auch der Einsatz von non-invasiver PoC-Diagnostik mithilfe von KI in den Apotheken ist denkbar. Durch die Analyse der Netzhaut können heute schon Blutdruck, Blutzucker, Hämoglobinspiegel und sogar Herz-Kreislauf-Risiken erkannt werden.

PZ: Sollte es aus Sicht der ABDA Auflagen für Apotheken für die KI-Nutzung geben?

RÜDINGER: Um einen verantwortungsvollen, ethischen und effektiven Einsatz von KI im pharmazeutischen Bereich zu gewährleisten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu zählen sowohl Transparenz als auch Datensicherheit. Für Nutzende muss immer nachvollziehbar sein, ob und an welcher Stelle KI genutzt wird. Die der KI zur Verfügung stehenden Daten müssen darüber hinaus von hoher Qualität sowie Aktualität sein. Zudem muss der Einsatz von KI in einem klaren rechtlichen Rahmen erfolgen und unter Berücksichtigung ethischer Prinzipien erfolgen.

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