KI eröffnet neue Geldanlagen im Gesundheitssektor |
Jennifer Evans |
14.03.2024 09:00 Uhr |
KI hat das Potenzial, Entspannung in das überlastete Gesundheitssystem zu bringen. Zudem ermöglicht sie neue Investitionsmöglichkeiten. / Foto: Getty Images/ primeimages
KI wird die Gesundheitsbranche auf den Kopf stellen und eine Zeitwende in der Medizin einläuten. Kommt sie gezielt zur Anwendung, soll sie Expertenschätzungen zufolge in Zukunft 25 bis 50 Prozent Zeit und Kosten im Gesundheitssektor einsparen. Die Einsatzbereiche sind vielfältig. Sie reichen von der Optimierung klinischer Studien, indem sich leichter die richtigen Patienten mit der richtigen Erkrankung für die richtigen Medikamente finden lassen, über die Analyse von Dokumenten bis hin zur Begleitung von Patienten in häuslicher Umgebung.
In der Arzneimittel-Entwicklung komme KI vor allem beim Durchsuchen großer Datensätze zum Einsatz, so Kristoffer Karl Unterbruner, Molekularbiologe und Portfoliomanager bei Medical Strategy. Etwa, wenn es darum gehe, neue Wirkmechanismen zu finden. Weitere Schlagwörter sind demnach genomische Modellierung, Literatursuche, Identifizierung von Zielpatienten, Erstellung neuartiger KI-basierter Biomarker oder Erstellung digitaler Zwillinge bei seltenen Erkrankungen.
Das bringe einen riesigen Vorteil, zumal 91 Prozent der Arzneimittel bereits in der klinischen Entwicklung scheiterten, wie Unterbruner berichtete. Gelinge es einem Medikament, auf den Markt zu kommen, vergingen derzeit bis zu 13 Jahre und es koste außerdem 2,3 Milliarden US-Dollar (etwa 2,1 Milliarden Euro). KI-Modelle könnten also einen erheblichen Beitrag dazu leisten, gute Produktkandidaten bereits im Vorfeld zu identifizieren.
Aus diesem weltweiten Trend ergeben sich diverse Anlagemöglichkeiten. Hendrik Lofruthe, Finanzanalyst bei Apoasset, einer Tochter der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank), zählt die wesentlichen Branchen im Gesundheitsmarkt auf, in denen KI Relevanz hat: Pharma, Biotech, Medizintechnik, Dienstleister, Laborausstatter.
Darunter fallen also beispielsweise Unternehmen, die sich mit Medikamenten- oder Material-Design beschäftigen. Oder Firmen, die computergestützte biologische Prozesse simulieren, um wechselseitige Effekte zwischen Arzneimittel und Körper und umgekehrt vorherzusagen. Des Weiteren spielt KI eine Rolle für OP-Technik und medizinische Bildgebungsverfahren.
Entscheidend für Anleger ist laut Lofruthe, bei den Unternehmen zwischen vier Zweigen zu unterscheiden: KI Infrastruktur, KI Software, KI Anbieter und KI Profiteure. In allen Bereichen liegen seinen Angaben zufolge Investmentchancen.
Klar machten die Wissenschaftler und Fondsmanager beim Expertenzirkel der Apoasset am gestrigen Mittwoch allerdings, dass sichere Prognosen zum aktuellen Zeitpunkt schwerfielen. Denn letztlich entscheide immer noch der Patient über Qualität und Erfolg verschiedener Entwicklungen und damit, was sich auf dem Markt halten werde.