KI als Vielkönner |
Gut- oder bösartig? Künstliche Intelligenz kann auffällige Hautveränderungen erkennen und die Diagnose von Hautkrebs unterstützen. / © Adobe Stock/jaojormami
KI-gestützte Programme sind in der Lage, klinische und dermatoskopische Bilder sehr präzise zu analysieren. Sie helfen dabei, auffällige Hautstellen zu beurteilen und zwischen harmlosen Muttermalen und Hautkrebs zu unterscheiden – und das direkt auf der gesamten Körperoberfläche.
Die Ganzkörperfotografie (Total Body Photography, TBP) mit entsprechender Software kann Veränderungen im Vergleich zu früheren Aufnahmen sichtbar machen. So lassen sich neu entstandene, wachsende oder sich verändernde Hautläsionen erkennen, heißt es in der Mitteilung. Dabei werde zwischen Systemen unterschieden, die zwei- oder dreidimensionale Bilder erzeugen.
Laut Daten aus der Schweiz erreichen KI-gestützte Programme bei 3D-Aufnahmen eine Spezifität und Sensitivität, die mit dem diagnostischen Können von Dermatologen vergleichbar ist, berichtet die ADO.
Neben der Ganzkörperanalyse können auch Nahaufnahmen einzelner Hautveränderungen erstellt werden, bei denen zwischen gutartigen und bösartigen Läsionen unterschieden werden muss. In einer Studie, in der die Leistung eines künstlichen neuronalen Netzwerks mit der von 96 Dermatologen verglichen wurde, zeigte die KI eine hohe Genauigkeit bei der Hautkrebsdiagnose (95 Prozent Sensitivität, 77 Prozent Spezifität; »Annals of Oncology« 2020, DOI: 10.1016/j.annonc.2019.10.013). Die Ergebnisse waren ähnlich gut wie die der Ärzte – erfahrene Dermatologen schnitten jedoch teilweise besser ab. Zudem verbesserten sich die Diagnosen der Ärzte, wenn sie zusätzliche klinische Informationen erhielten.
Ein generelles Problem herkömmlicher KI-Systeme ist, dass ihre »Entscheidungen« nicht nachvollziehbar und die Algorithmen intransparent sind – was die Akzeptanz bei Ärzten einschränken kann.
Die ADO berichtet, dass sogenannte erklärbare KI-Systeme (Explainable Artificial Intelligence, XAI), die ihre Diagnosen mit fachlichen Erläuterungen versehen, die Genauigkeit deutlich steigern und das Vertrauen der Hautärzte stärken können. Besonders bei komplexen Fällen führe der Einsatz von XAI zu besseren Entscheidungsfindungen.
KI kann auch dann hilfreich sein, wenn Hautläsionen oder Lymphknoten bereits entfernt wurden und histologisch auf Tumorzellen untersucht werden, heißt es in der Mitteilung. Für die Zukunft könnten Modelle von großem Interesse sein, die TBP und Einzelaufnahmen miteinander kombinieren.