Kennedy ernennt mehrere Impfgegner |
Lukas Brockfeld |
13.06.2025 16:10 Uhr |
Robert F. Kennedy macht Impfungen unter anderem für Autismus verantwortlich. / © Imago/Zuma Press Wire
Der amerikanische Gesundheitsminister Robert F. Kennedy fiel in der Vergangenheit wiederholt durch fragwürdige Äußerungen zu Impfungen auf. So machte er die Vakzine beispielsweise für die Entstehung von Autismus verantwortlich. Vor wenigen Tagen entließ Kennedy das gesamte 17-köpfige »Advisory Committee on Immunization Practices« (ACIP), das in den USA Empfehlungen für den Einsatz von Impfstoffen ausarbeitet.
Der Gesundheitsminister warf dem Expertengremium vor, dass es beträchtliche Finanzmittel von Pharmaunternehmen erhalte. Ein neues Gremium müsse unabhängig sein und eine »Kultur des kritischen Hinterfragens« leben. Nur so ließe sich das Vertrauen der Amerikaner in Impfungen wiederherstellen. Jetzt berichten mehrere amerikanische Medien, darunter die Fachzeitschrift »Nature«, über die neue Besetzung des Gremiums.
Künftig wird das Gremium nur noch acht statt wie bisher 17 Mitglieder haben. Namentlich handelt es sich um Joseph R. Hibbeln, Martin Kulldorff, Retsef Levi, Robert Malone, Cody Meissner, James Pagano, Vicky Pebsworth und Michael Ross. Damit gibt es in dem Komitee nur eine Frau.
Laut den Recherchen der »Nature« finden sich im ACIP künftig mehrere Mitglieder, die sich in der Vergangenheit für den Einsatz von Impfungen ausgesprochen haben. Allerdings ernannte Kennedy auch den Vorsitzenden einer Anti-Impf-Organisation und einen prominenten Kritiker der Covid-19-Impfungen. Vier der acht neuen Mitglieder wurden in der Widmung von Kennedys 2021 erschienenem Buch »The Real Anthony Fauci: Bill Gates, Big Pharma, and the Global War on Democracy and Public Health« aufgeführt.
Die Neubesetzung des ACIP wurde von verschiedenen Seiten scharf kritisiert. »Nature« zitiert den New Yorker Arzt für pädiatrische Infektionskrankheiten, Adam Ratner, der von einer »Katastrophe für die öffentliche Gesundheit« sprach, die die USA um Jahrzehnte zurückwerfen könnte. Die amerikanischen Versicherungen müssen nicht für Impfungen aufkommen, die nicht vom ACIP empfohlen werden. Außerdem könnten viele Ärzte Angst vor Klagen und Schadensersatzforderungen haben, wenn sie Impfstoffe verabreichen, die keine offizielle Empfehlung haben. Es könnte für die Menschen in den USA also bald deutlich schwieriger werden, bestimmte Impfungen zu bekommen.
Das neue Gremium will sich am 25. Juni zum ersten Mal treffen. Dann soll über die Empfehlung von Impfungen gegen COVID-19, das humane Papillomavirus, Meningokokken und RSV beraten werden. Paul Offit, Kinderarzt für Infektionskrankheiten und Miterfinder des Rotavirus-Impfstoffs, war von 1998 bis 2003 Mitglied des ACIP. Gegenüber »Nature« zeigte er sich fassungslos: »Das sind etablierte Impfstoffe, und wir stimmen darüber ab? Der gesamte Impfplan für Kinder und Erwachsene liegt auf dem Tisch«, warnt der Mediziner.