| Brigitte M. Gensthaler |
| 09.12.2025 10:30 Uhr |
Ein Epikutantest zeigt eine Sensibilisierung der Haut an, zum Beispiel auf Metalle, erlaubt aber keine sichere Aussage darüber, ob der Körper später auf eine Endoprothese reagiert. / © Adobe Stock/Alexander Raths
»Grundsätzlich haben Metallallergien in der Orthopädie und Unfallchirurgie keine vorrangige Bedeutung. Eine positive Reaktion auf Modeschmuck oder ein auffälliger Epikutantest bedeuten zunächst nur, dass eine Sensibilisierung der Haut vorliegt«, erklärte Professor Dr. Georgi Wassilew, Direktor der Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie an der Universitätsmedizin Greifswald, kürzlich bei einer Online-Pressekonferenz der Fachgesellschaft.
Ob jemand Modeschmuck verträgt oder nicht, habe keine Relevanz für das Implantat, erklärte der Arzt. Denn eine durch eine Hüft- oder Knieprothese ausgelöste periimplantäre Hypersensitivitätsreaktion unterscheide sich grundlegend von klassischen Kontaktallergien. Während Letztere durch direkten Hautkontakt mit Metallen wie Nickel oder Chrom ausgelöst werden, liege einer Reaktion auf eine Endoprothese eine immunologische Antwort im umgebenden Gewebe zugrunde.
Die periimplantäre Hypersensitivitätsreaktion ist zellvermittelt und histopathologisch immer mit dem Auftreten lymphozytärer Gewebeinfiltrate assoziiert. »Ob der Körper auf ein Implantat reagiert, lässt sich nicht vorhersagen – das zeigt sich erst, wenn das Material tatsächlich im Körper ist.« Routinemäßige Allergietests vor einer Gelenkersatzoperation seien daher nicht erforderlich, so Wassilew. Wenn ein Patient aber eine dermatologisch nachgewiesene Kontaktreaktion auf Schmuck oder frühere Implantate hat, werde dies weiter abgeklärt, unter anderem mit einem Lymphozytentransformationstest.
Die Symptome einer metallbedingten Reaktion sind unspezifisch: Rötung, Schwellung und Schmerzen wie bei einem Infekt. Bei Beschwerden nach der Operation, etwa Infektion oder mechanischen Problemen, müsse zunächst nach anderen Ursachen gefahndet werden. Eine Implantatallergie sei immer eine Ausschlussdiagnose. Sie sei nur eine durch eine Biopsie und histologische Untersuchung von Gewebeproben nachweisbar, betonte der Chirurg. »Wenn die Biopsie positiv ist, wird das Implantat ausgetauscht.«
Bei nachgewiesener Sensibilisierung könne man ein »hypoallergenes« Implantat, etwa mit speziellen Beschichtungen oder auf Titan- oder Keramikbasis, einsetzen. Etwa jedes 10. Primärimplantat ist laut Wassilew hypoallergen. Das Problem dabei: »Damit haben viele Operateure keine große Erfahrung. Dadurch kann das Risiko von Komplikationen wie Lockerungen steigen – nicht aufgrund einer Allergie, sondern wegen technischer Probleme und fehlender Routine bei der Implantation.« Zudem lägen für viele Systeme keine umfassenden Langzeitdaten vor.