Keine Alleingänge – Apotheker und Ärzte müssen reden |
Jennifer Evans |
21.03.2025 13:00 Uhr |
Kooperationspflicht statt Kompetenzgerangel: Heilberufler sollen sich vernetzen, aber richtig, fordert der BMC. / © Getty Images/Nastasic
Weniger Hierarchie, mehr Kompetenz – eine medizinische Versorgung ohne Mauern. Das ist die Zukunftsvision des Bundesverband Managed Care (BMC), die er nun in seinem Impulspapier vorstellte. Das Papier kritisiert starre Berufsgrenzen und traditionelle Hierarchien, die eine optimale Kooperation verhindern. Angesichts komplexer Versorgungsstrukturen, Fachkräftemangele und Kostendrucke fordert der Verband eine neue Kooperationskultur, die den interprofessionellen Austausch stärkt und die Vielfalt der Gesundheitsberufe als Chance begreift.
In der vergangenen Legislaturperiode habe sich unter anderem im Zuge der Vorschläge zur Apothekenreform gezeigt, wie sich »durch erweiterte Befugnisse neue Versorgungsaufgaben« erschließen lassen. Klar geworden sei aber auch die Denkweise, die klare Trennlinien zwischen den Professionen sieht und bei der die Frage nach dem »Wer darf was?« im Vordergrund stehe, bedauert der BMC.
Seiner Ansicht nach muss es künftig eine Änderung am System geben. Zum einen, was die Einstellung und Verantwortung der beteiligten Akteure in der Versorgungskette betrifft. Dazu gehört etwa die Bereitschaft, Verantwortung zu teilen sowie gegenseitiges Vertrauen in die jeweiligen Kompetenzen des anderen zu haben. Auch die klassischen Führungsmodelle werden aus BMC-Sicht an ihre Grenzen stoßen. Als positiv sollte eine Kooperation künftig nur dann gelten, wenn sie konkrete Resultate erzielt hat.
Zum anderen muss es entsprechende Anreize geben. Mit anderen Worten: Wenn es eine Vergütung gibt, ist die Motivation größer. Das ist dem BMC klar. Die Frage ist in seinen Augen nur, ob das Modell, Einzelleistungen zu vergüten, nicht besser durch eine budget- und indikationsorientierte Lösung ersetzt werden könnte.
Im Hinblick auf eine kooperative Leistungserbringung sollten laut BMC zudem haftungs- und berufsrechtliche Aspekte auf den Prüfstand kommen. Denkbar wäre demnach auch, interprofessionelle Betriebsformen einzuführen.
Und nicht zuletzt gilt es, in Ausbildungen und Studiengängen zu vermitteln, welcher Gesundheitsfachberuf im Kern welche Kompetenzen mitbringt und welche Korridore der Gemeinsamkeiten vorhanden sind. Mit Korridoren meint der BMC den gemeinsamen Flur, auf dem man sich trifft, wenn man sein (Fach-)Zimmer verlassen hat. Auch interprofessionelle Fallkonferenzen könnten dazu beitragen, die Mauern abzubauen.
Angesichts des Fachkräftemangels steht für den Verband fest, dass medizinisches Personal in Zukunft bestmöglich und an der richtigen Stelle zum Einsatz kommen muss – und zwar unabhängig von der örtlichen Verfügbarkeit. Eine gute Zusammenarbeit entlang der verschiedenen Krankheitsphasen sei Ausdruck einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung.
Eine gute Versorgung steht laut BMC auch nach wie vor im Konflikt mit dem Fokus auf die Akutversorgung hierzulande – vor dem Hintergrund dessen, dass Schätzungen zufolge 40 Prozent der Bevölkerung in Deutschland inzwischen eine oder mehrere chronische Erkrankungen haben.
Außerdem ist eine gute Kommunikation die Voraussetzung für eine gemeinsame Informationsbasis. Stichwort: elektronische Patientenakte (EPA). »Nicht mehr der Einzelkämpfer wird erfolgreich sein, sondern das Team, das gemeinsam die Gesundheitsziele der betreuten Patienten verfolgt«, heißt es in dem Impulspapier.