Kein Bedarf an »Scheinapotheken« |
Ev Tebroke |
22.11.2023 16:35 Uhr |
Dr. Kerstin Kemmritz, Präsidentin der Apothekerkammer Berlin, stimmte die Delegierten auf schwierige Zeiten ein. / Foto: AKB
»Wir stehen vor riesengroßen Herausforderungen. Jetzt und in Zukunft!« Der Protest für bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen der Vor-Ort-Apotheken und die Schwerpunkte für die Apothekenarbeit der kommenden Jahre standen im Zentrum der Delegiertenversammlung der Apothekerkammer Berlin (AKB). »Ohne eine vernünftige Finanzierung ist auch bei uns in den Apotheken keine vernünftige Leistung mehr möglich«, unterstrich Kemmritz gegenüber den Delegierten am Dienstagabend in Berlin.
Die Stabilisierung der öffentlichen Apotheke sei unabdingbar. Deshalb gingen seit Wochen bundesweit Apothekerinnen und Apotheker und Apothekenmitarbeitende auf die Straße. Und deshalb führen auch die Berliner Kolleginnen und Kollegen am kommenden Mittwoch nach Dresden, um gegen die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) zu protestieren. Die ABDA hatte den November zum Protestmonat ausgerufen. Jeden Mittwoch demonstrieren in einer anderen Region Deutschlands Tausende für bessere Rahmenbedingungen in Apotheken und gegen Apotheken light. Den Anfang machte die Region Nord in Hannover, dann Region West in Dortmund, heute der Süden in Stuttgart und am 29. November dann die Region Ost in Dresden.
»Die Lauterbach´sche Idee ist keine Lösung für die Apotheken«, betonte Kemmritz. Es bedürfe keiner »Scheinapotheken«, so die Kammerpräsidentin zu Lauterbachs Liberalisierungsplänen, die mehr Filialen in der Fläche bringen sollen, diese dann jedoch ohne Notdienst, Rezepturpflicht und vor allem ohne Approbierte aber dafür mit PTA-Vertretung funktionieren sollen.
Kemmritz warnte, eine Lockerung des Mehrbesitzverbots und die Filialisierung bringe »nicht mehr Versorgung, sondern weniger«. Lauterbachs Pläne gefährdeten die flächendeckende Versorgung. Sie führten zu einer Apotheken-Konzentration in den Städten und zu weiterem Apothekensterben in der Fläche. Sie appellierte an den Protestwillen der Berliner Apothekerschaft und rief die Delegierten zu Geschlossenheit und zur Teilnahme an der Kundgebung in Dresden auf. Es gehe darum, für den Erhalt der Freiberuflichkeit und die flächendeckende Versorgung, sprich die Stabilisierung der öffentlichen Apotheken zu kämpfen. »Die Herausforderungen sind so groß, die können wir nur gemeinsam meistern.«
Die Zeiten seien eh schon schwierig. In Berlin sei der Konzentrationsprozess schon längst zu beobachten. Es gelte, mit vereinten Kräften aus dem »Hamsterrad« herauszukommen. Die Präsidentin gibt sich zuversichtlich: »Ich bin guten Mutes, dass wir gemeinsam etwas erreichen werden!« Zu den Protesten in Dresden bietet Kemmritz zufolge der Berliner Apothekerverein einen kostenlosen Bustransfer zum Protest nach Dresden an. »Wir hoffen, dass viele Kolleginnen und Kollegen den Aufrufen der Verbände folgen werden«, so die Kammerpräsidentin.