Kassenärzte erzielen leichtes Umsatzplus |
Im ersten Quartal 2022 sind die Umsätze der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Schnitt leicht gestiegen, im zweiten Quartal gesunken. Das zeigen aktuelle Zahlen der KBV. / Foto: Adobe Stock/auremar
Am Montag protestierten Ärztinnen und Ärzte bundesweit mit Praxisschließungen und Demos gegen die aktuelle Gesundheitspolitik. Sie warfen Politik und Krankenkassen vor, die Praxen »kaputt zu sparen«. Die Kritik entzündete sich insbesondere an der Budgetierung. Zuvor hatte der Erweiterte Bewertungsausschuss am 13. September 2023 beschlossen, dass Kassenärzte und -psychotherapeuten im kommenden Jahr 3,85 Prozent mehr Honorar erhalten sollen. Dadurch kommen Mehrausgaben von rund 1,8 Milliarden Euro auf die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) zu.
Nun hat die KBV die Honorarberichte für das erste Halbjahr 2022 veröffentlicht. Demnach erhöhte sich im ersten Quartal 2022 die Gesamtvergütung, also das Geld, das für die ambulante ärztliche und psychotherapeutische Versorgung der gesetzlich Versicherten zur Verfügung steht, um rund 600 Millionen Euro. Das waren 5,5 Prozent mehr als im gleichen Quartal des Vorjahrs. Im zweiten Quartal 2022 erzielten Kassenärzte und -psychotherapeuten laut KBV ein Plus rund 300 Millionen Euro – das waren 2,9 Prozent mehr als im zweiten Quartal des Vorjahrs.
Die KBV analysierte auch, wie sich der Umsatz der einzelnen Praxen in den ersten beiden Quartalen des vergangenen Jahres entwickelt hatte. Demnach stieg der Umsatz je Arzt oder Psychotherapeut im ersten Quartal im Bundesdurchschnitt um 4,9 Prozent. Im zweiten Quartal sank er um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Einbrüche gab es laut KBV auch beim Honorarumsatz je Behandlungsfall: Dieser ging im ersten Quartal 2022 um 5,8 Prozent zurück, im zweiten Quartal um 0,3 Prozent.
Die Auswertung der Honorarberichte zeigt unterschiedliche Entwicklungen bei den Fach- und Hausärzten. Demnach erhöhte sich im ersten Quartal 2022 der Umsatz je Hausarzt um durchschnittlich 9,7 Prozent, im zweiten Quartal sank er im Vergleich zum Vorjahresquartal um durchschnittlich 0,4 Prozent. Der Umsatz je Behandlungsfall ging hingegen bei den Hausärzten im ersten Quartal um 9,2 Prozent zurück, im zweiten Quartal um 0,5 Prozent. Die KBV führt das darauf zurück, dass die Fallzahlen nach dem pandemiebedingten Rückgang wieder deutlich angestiegen sind.
Bei den Fachärzten erhöhte sich der durchschnittliche Honorarumsatz im ersten Quartal 2022 um 2,3 Prozent, im zweiten Quartal sank er um 2 Prozent. Anders verhielt es sich beim Umsatz je Behandlungsfall: Da im ersten Quartal 2022 auch bei den Fachärzten die Zahl der Behandlungsfälle nach der Corona-Pandemie stark zunahmen, sank der Umsatz je Behandlungsfall im ersten Quartal um 3,4 Prozent. Im zweiten Quartal, in dem die Zahl der Behandlungsfälle fast gleichblieb, sank der Umsatz je Behandlungsfall hingegen lediglich um 0,1 Prozent.
Der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen kritisierte, dass »die Umsätze mit den explodierenden Kosten und der hohen Inflation nicht mehr Schritt halten« könnten. Ärzte- und Psychotherapeuten müssten infolgedessen reale Einkommensverluste hinnehmen und hätten zunehmend Probleme, zu investieren und ausreichend Personal zu beschäftigen, ergänzte KBV-Vizechef Stephan Hofmeister. Dies alles wirke sich langfristig negativ auf die Versorgung aus. Beide erneuerten ihre Forderung, die Honorarbudgets abzuschaffen. Notwendig sei eine nachhaltige und langfristig tragfähige Finanzierung der ambulanten Versorgung, forderten die KBV-Chefs.