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Food Addiction

Kann Essen zur Sucht werden?

Beim einen ist es die Schokolade, beim anderen sind es die Chips: Jeder kennt wohl das Gefühl, Heißhunger auf ein bestimmtes Lebensmittel zu haben. Doch kann das Ganze Ausmaße einer Suchterkrankung annehmen? Experten sind unschlüssig.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 16.06.2022  07:00 Uhr

Fettsucht – in der deutschen Bezeichnung für die Adipositas als krankhaftes Übergewicht steckt die Sucht schon mit drin. Der Begriff führt allerdings in die Irre, denn Adipositas ist keine klassische Suchterkrankung, sondern eine Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit. Der Hang zu bestimmten Lebensmitteln kann bei manchen Menschen aber tatsächlich suchtartig werden. Food Addiction nennt man das. Ein allgemein anerkannter deutscher Begriff für das Phänomen existiert nicht; »Nahrungsmittelsucht« trifft es noch am ehesten, »Esssucht« dagegen nicht, denn das bezeichnet bereits die Binge-Eating-Störung.

Bei einer Online-Fortbildung der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen gab Professor Dr. Stephan Herpertz von der Ruhr-Universität Bochum kürzlich den Stand der Forschung zu Food Addiction wieder. Er stellte zunächst klar, dass diese für sich allein keinen Krankheitswert habe, solange kein Leidensdruck bestehe. Dieser komme erst dann zustande, wenn ein Folgeschaden in Form von Adipositas entstehe. Es gebe aber auch unter Normal- und Untergewichtigen nicht wenige mit Food Addiction.

Die Charakteristika für eine Suchterkrankung – der Zwang, das Suchtmittel einzunehmen, der Kontrollverlust bei der Begrenzung des Konsums sowie die negativen Emotionen und eine Art von Entzugssyndrom, wenn das Suchtmittel fehlt – könnten bei Menschen mit Food Addiction durchaus erfüllt sein, so Herpertz. Wenn man davon ausgehe, dass es sich bei der Food Addiction also tatsächlich um eine Form von Suchterkrankung handele, schließe sich die Frage an, ob es eine stoffgebundene Sucht oder eine Verhaltenssucht sei.

Stoffgebundene Sucht oder Verhaltenssucht?

Dafür, Food Addiction als stoffgebundene Sucht zu sehen, spreche, dass vor allem hochverarbeitete Lebensmittel, die zwecks Geschmacksoptimierung viel Zucker und Fett enthalten, zwanghaft konsumiert würden, unverarbeitete oder minimal verarbeitete Lebensmittel dagegen nie. »Es gibt keinen Menschen, der eine Food Addiction zu dunkler Schokolade entwickelt«, verdeutlichte Herpertz. Vollmilchschokolade oder weiße Schokolade seien da viel beliebter.

Ein Argument für die Einstufung der Food Addiction als Verhaltenssucht sei, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen bei Betroffenen gehäuft vorlägen, erklärte der Experte. Allen voran sei das eine strenge Selbstkontrolle beim Essen, was auch als restriktives Essverhalten bezeichnet werde. »Restriktives Essverhalten ist der Kampf zwischen Kopf und Bauch«, sagte Herpertz. Dass gerade Personen mit diesem Verhalten besonders gefährdet seien für Food Addiction, sei nur auf den ersten Blick ein Widerspruch in sich, denn »je rigider die Kontrolle ist, desto größer ist die Gefahr eines Kontrollverlusts«.

Andererseits begünstige auch eine Persönlichkeit mit stark ausgeprägter und nur schlecht kontrollierter Impulsivität suchtartiges Essverhalten. So bestehe auch ein deutlicher Zusammenhang zwischen einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) als »Impulskontrollstörung im weiteren Sinne« und Adipositas beziehungsweise Binge-Eating-Störung (BES). Letztere sei gekennzeichnet von wiederkehrenden Episoden von Essanfällen, bei denen der Patient innerhalb einer umschriebenen Zeitspanne wesentlich größere Nahrungsmengen als üblich zu sich nimmt und dabei die Kontrolle über sein Essverhalten verliert.

Wie man sieht, gibt es bei der BES deutliche Überschneidungen zur Sucht, und das trifft laut Herpertz auch für die Bulimia nervosa, die Ess-Brech-Sucht, zu. Somit müsse offenbleiben, ob die Food Addiction tatsächlich als eigenständige Erkrankung zu sehen sei oder ob es sich nicht vielmehr um eine Facette einer bereits bestehenden Essstörung handele. In jedem Fall warnte der Referent davor, Adipositas mit Sucht zu assoziieren, denn das berge das Risiko einer Stigmatisierung und die Gefahr einer »Psychiatrisierung« von Menschen mit Adipositas.

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