Kann das Mercosur-Abkommen Engpässe beheben? |
Cornelia Dölger |
07.05.2024 10:30 Uhr |
Argentinische und brasilianische Konzerne hätten auf dem heimischen Markt mehr als die Hälfte des Marktanteils, die EU solle demnach aber ihr Augenmerk auch auf Uruguay und Paraguay richten: Beide Länder hätten enorme Produktionskapazitäten, belieferten derzeit aber hauptsächlich die heimischen Märkte.
Bedenken an der Idee, die Mercosur-Länder gegen den Medikamentenmangel in den Blick zu nehmen, gibt es im EU-Parlament aber auch. Dem RND zufolge hält Anna Cavazzini (Grüne), Vorsitzende des EU-Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz, die Produktionskapazitäten in den Ländern trotz allen Potenzials für zu klein, als dass sie die Lieferkettendiversität tatsächlich erhöhen könnten.
Zudem könnten Handelsverträge mit der EU die heimischen Gesundheitswesen unter Druck setzen, so die Befürchtung. Stattdessen sollten gezielte Investitionen, bilaterale Partnerschaften und regulatorische Zusammenarbeit die Produktion in den Mercosur-Ländern gefördert werden. Grundsätzlich berge das Abkommen Gefahr für Umwelt und Landwirtschaft, so die Grünen-Politikerin.
Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay sind wichtige Absatzmärkte für die deutsche Wirtschaft. Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sind EU-Unternehmen bereits jetzt mit 380 Milliarden Euro in den Mercosur-Ländern engagiert. Das Handelsvolumen zwischen der EU und Mercosur belief sich demnach 2022 auf rund 120 Milliarden Euro, das deutsche Handelsvolumen mit dem Abkommen auf rund 24 Milliarden Euro. Mercosur steht für »Mercado Común del Sur«, zu deutsch »gemeinsamer südamerikanischer Markt«.