Kammern und Verbände fordern Soforthilfe |
Lukas Brockfeld |
16.01.2025 15:30 Uhr |
Im vergangenen Jahr verlor Deutschland 530 Apotheken. / © IMAGO/Sabine Gudath
Den deutschen Apotheken geht es wirtschaftlich nicht gut. Allein im vergangenen Jahr ging die Gesamtzahl der Offizinen in der Bundesrepublik um 3 Prozent (minus 530 Apotheken) zurück. Die Apothekerschaft der Bundesländer Sachsen und Sachsen-Anhalt wenden sich daher hilfesuchend an die Politik.
In einer am Mittwoch von dem Sächsischen Apothekerverband und der Landesapothekerkammer gemeinsam veröffentlichten Pressemitteilung wird beklagt, dass im vergangenen Jahr 27 Apotheken im Freistaat schließen mussten. Gleichzeitig habe es erstmals keine Neueröffnungen gegeben. Insbesondere in ländlichen Regionen verlören immer mehr Menschen den schnellen Zugang zur Gesundheitsversorgung.
»Die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln gerät immer weiter unter Druck. Viele Apotheken können den wirtschaftlichen Belastungen aufgrund der enormen Preissteigerungen und Inflation nicht länger standhalten«, warnt Thomas Dittrich, Vorsitzender des Sächsischen Apothekerverbandes. »Wir erfüllen einen staatlichen Versorgungsaufrag, aber unsere Honorierung wurde seit mittlerweile zwölf Jahren nicht mehr angepasst. Acht Prozent der Apotheken sind bereits defizitär, ein weiteres Drittel arbeitet nicht mehr auskömmlich.«
Angesichts der prekären Lage fordert Dittrich entschlossenes Handeln von der Politik. Es müsse ein Soforthilfeprogramm aufgelegt werden, um den Abwärtstrend zu stoppen. Auch Göran Donner, Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer, unterstützt diesen Vorschlag: »Wir müssen die Apotheken als essenziellen Bestandteil des Versorgungsnetzes stärken und deren Potentiale zur personellen und auch finanziellen Entlastung unseres Gesundheitssystems endlich in vollem Umfang nutzen.«
Ebenfalls am Mittwoch veröffentlichten die Apothekerkammer und der Landesapothekerverband Sachsen-Anhalt eine gemeinsame Pressemitteilung mit ähnlichen Forderungen. »Wir brauchen eine sofortige wirtschaftliche Stabilisierung der Apotheken. Denn wenn immer mehr Apotheken aus finanziellen Gründen aufgeben müssen, geht eine wichtige Säule der effizienten Patientenversorgung verloren«, erklärte Mathias Arnold, Vorsitzender des Landesapothekerverbandes.
Die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt erhebt schwere Vorwürfe in Richtung der Bundesregierung. »Im Handeln der Politik ist in den letzten Jahren zunehmend eine eklatante Herabwürdigung des Ansehens der Apotheke und der heilberuflichen Kompetenzen der Apothekerschaft erkennbar«, so Kammerpräsident Jens-
Andreas Münch. »Das beginnt bei der Streichung des Berufsstandes aus dem verpflichtenden Hinweistext in der Arzneimittelwerbung und gipfelte bisher in dem inakzeptablen Vorschlag des Bundesgesundheitsministers, Apotheken ohne Apotheker zu betreiben.«