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Entlassungen und Umstrukturierung

Kahlschlag bei Noventi

Der apothekereigene Dienstleistungskonzern Noventi wird massiv verkleinert. Nach Informationen der PZ sollen rund 460 der insgesamt 2300 Beschäftigten ihren Arbeitsplatz verlieren. Der Apotheker-Verein FSA soll zudem eine einmalige Millionen-Zahlung leisten, um die Noventi zu unterstützen. Laut Konzern-Vorstand ist die Rezeptabrechnung aber gesichert.
Benjamin Rohrer
10.01.2023  12:25 Uhr

Der Noventi-Konzern kommt seit Monaten nicht zur Ruhe. Schon im vergangenen Herbst hatten eine Reihe prominenter Personal-Entscheidungen und Gerüchte um die finanzielle Stabilität des Konzerns für Aufruhr im Apothekenmarkt gesorgt. Anfang September hatten der ehemalige CEO Hermann Sommer und der damalige Finanzchef Victor Castro recht überraschend das Unternehmen verlassen. Der Aufsichtsrat hatte »unüberbrückbare Differenzen« mit dem Vorstand als Grund genannt. Nur wenige Tage zuvor hatte die Noventi in allen Konzernbereichen größere Gebührenerhöhungen an die Apotheken verschickt. Der Apotheken-Dienstleister wird seitdem von einer Doppelspitze geleitet. Mark Böhm, bislang im Vorstand zuständig für Markt und IT-Themen, leitet nun gemeinsam mit dem neuen Finanzchef Frank Steimel die Geschäfte.

Rund ein Viertel aller Beschäftigten muss gehen

Doch offenbar hat der Konzern, der von dem Apotheker-Verein FSA kontrolliert wird, noch größere wirtschaftliche Probleme als zunächst vermutet. Denn nach Informationen der PZ wurden alle Beschäftigten der Noventi am heutigen Dienstag zu einem »Townhall-Meeting« zusammengerufen. Inhalt der Besprechung ist Teilnehmerangaben zufolge die größte Umstrukturierung seit Bestehen des Unternehmens. Einem Meeting-Protokoll zufolge, das der PZ vorliegt, sollen im Laufe des Jahres insgesamt 460 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Konzern verlassen. Zur Erklärung: Insgesamt waren bei der Noventi Ende 2021 rund 2300 Personen beschäftigt. Die meisten Beschäftigten (rund 1100) arbeiten in der Zentrale, der europäischen Aktiengesellschaft Noventi Health SE, die vom FSA als einzigem Aktionär kontrolliert wird. Hinzu kommen rund 820 Beschäftigte in der Noventi Health Care, rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kronsoft Development SRL und rund 70 Beschäftigte in der Pflege-Tochter Noventi Care.

Die Noventi-Mitarbeiter in Probezeit erhalten eine Probezeitkündigung. Alle weiteren sollen ein Angebot für den Eintritt in eine Transfergesellschaft oder ein Aufhebungsangebot erhalten. Der Wechsel in die Transfergesellschaft soll für eine Dauer von 6 bis 12 Monaten möglich sein. In dieser Transfergesellschaft stehen die Betroffenen weiter in einem Beschäftigungsverhältnis, in dem sie zwar nicht arbeiten, aber weiterhin 80 Prozent ihres letzten Nettogehalts beziehen. Zusätzlich gibt es für die Betroffenen eine Abfindung und weitere Qualifizierungsangebote. Bis 2025 soll es dann allerdings keine weiteren Stellenstreichungen geben.

Noventi-Vorstand: Rezeptabrechnung bis 2025 gesichert

Für die Apotheken stellt sich vor diesem Hintergrund natürlich die Frage, ob die Rezeptabrechnung noch gesichert ist. Dazu hat der Noventi-Vorstand bei dem heutigen Meeting laut Protokoll die Zusicherung gegeben, dass der Konzern sich eine Finanzierungszusage für den Konsortialkredit sichern konnte. »Im Zuge dessen haben wir auf Basis unserer Geschäftsplanung die Finanzierung von Noventi aus Liquiditätssicht für die Jahre 2023 bis 2025 geplant und abgesichert. Die Rezeptabrechnung an die Kundinnen und Kunden ist dementsprechend – wie bisher auch, seit dem Jahre 1900 - zu jeder Zeit und ausnahmslos sichergestellt und darüber hinaus die sicherste in Deutschland«, heißt es weiter. Zur Erinnerung: Die Noventi hat ihren Konsortialkredit gleich bei mehreren Banken abgesichert, dazu gehört auch die Apobank.

Mehrere Unternehmensbereiche werden zusammengelegt

Doch die Stellenstreichungen sind nicht die einzige Maßnahme des Programms »Fokussierung 2025«. Ziel der Noventi ist es weiterhin, sich auf die beiden Kerngeschäftsbereiche Abrechnung und Software zu konzentrieren. In Zukunftsprojekte solle nur noch mit »kaufmännischer Vernunft« investiert werden, heißt es in dem Protokoll. Die Beteiligung am Branchenportal »gesund.de« soll allerdings weitergeführt werden.

Um weitere Gelder einzusparen, soll die gesamte Organisationsstruktur des Konzerns erneuert werden. Der oberste Führungskreis wird von 22 auf 12 Führungskräfte reduziert. Im Sales-Bereich sollen die Bereiche Heilmittel, Hilfsmittel und Pflege, Apotheken und das Kundenmanagement Finance zusammengelegt werden. Auch die Vertriebssteuerung fällt dann in diesen neuen Unternehmensbereich. Petra Terhardt soll die neue Sparte leiten. Der gesamte Kundenservice wird aus dem Sales-Bereich herausgetrennt. Zudem werden auch hier die ehemals getrennten Bereiche (Heilmittel, Hilfsmittel, Apotheken) zusammengefügt. Der neue Bereich wird dann mit den Sparten Marketing, Kommunikation und Kunden verschmolzen – unter der Leitung des langjährigen Marketing-Chefs Silvio Kusche. Im neuen Unternehmensbereich Einkauf und Immobilienmanagement werden künftig die Sparten Vertragswesen, Auftragsmanagement, KVE Einsatzplanung, Stammdaten und Servicefaktura gebündelt – unter der Leitung von Norbert Hübsch.

WaWi: Produktlinien werden eingestellt

Und auch auf Produktebene müssen sich die Apotheken auf einige Änderungen einstellen. Im Bereich der Warenwirtschaft will sich die Noventi künftig nur noch auf die Linien Prokas und AwintaOne fokussieren. Die drei Linien jump, Infopharm und Pharmasoft werden nicht weiter ausgebaut, sondern nur noch gemäß den gesetzlichen Vorgaben in Betrieb gehalten. Des Weiteren kündigte der Vorstand auch die Streichung ganzer Produktlinien an – welche Linien betroffen sind, wurde allerdings nicht kommuniziert.

Geldspritze aus der Standesvertretung

Schließlich erhält die Noventi auch noch eine Finanzspritze aus der Standesvertretung der Apotheker. Laut Protokoll hat es in den vergangenen Monaten einen »Schulterschluss« mit den Apothekerverbänden gegeben. Der Alleinaktionär und Apotheker-Verein soll demnach eine Kapitaleinzahlung in Höhe von 20 Millionen Euro getätigt haben. Nach Informationen der PZ wollen auch die Landesapothekerverbände Baden-Württemberg und Bayern sich an dieser Zahlung beteiligen.

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