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Helmut Newton
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Jetset-Fotograf mit Faszination für Medizin

Wasser, Spiegel und nackte Tatsachen – der Fotograf Helmut Newton inszeniert Jetset-Glamour und schonungslose Menschlichkeit nebeneinander. Eine neue Doppelausstellung bringt seine Bilder mit Werken aus Wien in ein überraschendes Zwiegespräch.
AutorKontaktJennifer Evans
Datum 09.09.2025  11:00 Uhr

In erster Linie war Helmut Newton Auftragsfotograf, der international für die Hochglanzmagazine unterwegs war und das Jetset-Leben porträtierte. Doch in seinen Werken ist auch immer die persönliche Liebe für das Licht an der Côte d'Azur zu erkennen. Auch das Element Wasser setzt er bewusst in Szene. Seit seiner Berliner Jugend war Newton ein begeisterter Schwimmer. Ob Paris, Monaco, Miami oder Kalifornien – das Wasser der Seen, Pools und des Meeres ist in seiner Bildwelt ein zentraler Aspekt. 

Aber auf das glamouröse Treiben um ihn herum blickte der Fotograf zuweilen auch kritisch-humorvoll, wie der Stiftungsdirektor Dr. Matthias Harder bei einem Pressetermin in Berlin betonte. Im Kontrast dazu steht beispielsweise Newtons Selbstporträt aus dem Jahr 1973, für das er sich nackt vorm Spiegel knipste und darin gleich vielerlei Anspielungen einbaute.

Zunächst machte er keinen Hehl daraus, sich als Fotograf selbst abzubilden – sprich: raus aus der Beobachterrolle hinter der Kamera und rein in den Fokus. Indem er sich nackt zeigt, schlägt er eine Brücke von der klassischen Aktmalerei hin zu seinem eigenen fotografischen Werk, das oft dieselben Stilelemente aufgreift. Der Blick in den Spiegel symbolisiert Eitelkeit. In diesem intimen Moment zeigt sich Newton jedoch betont uneitel. Denn das Bild entstand bei einem Check-up in einer New Yorker Klinik, in die er zwei Jahre zuvor wegen eines schweren Herzinfarkts eingeliefert worden war. 

Gleichzeitig zählt der Spiegel zu den Motiven des »Memento mori«, die sich in allen Epochen der Kunst wiederfinden. Mit dem Aufenthalt im Krankenhaus, den er mit dem Foto gezielt in Szene setzt, macht er also gleichzeitig auf seine eigene irdische Vergänglichkeit aufmerksam. Das unterstreichen die aufgeklebten Elektroden zur Überwachung der Herztöne. Die Nahansicht seines Körpers ist schonungslos und menschlich zugleich. Seit dem Herzinfarkt zogen ihn immer wieder medizinische Themen stark an, die er vor allem in privaten Aufnahmen dokumentierte.

Die neue Doppelausstellung gleiche einem spielerischen Experiment, so Harder. In einem Raum zeigt sie Newtons Faszination für die Riviera. In dem anderen Raum eine Gegenüberstellung von Werken aus dem Stiftungsarchiv der Helmut Newton Foundation und der »Collection FOTOGRAFIS« aus dem Bank Austria Kunstforum Wien. Zu sehen sind immer zwei Porträts, Stillleben, Landschafts- oder Architekturaufnahmen bis hin zu surrealistisch verfremdeten Mode- und Aktfotografien aus völlig unterschiedlichen Zeiten, die miteinander in Dialog treten.

Stiftungsdirektor Dr. Matthias Harder vor der letzten Modestrecke von Helmut Newton, aufgenommen in Monte Carlo im Winter 2003. Die italienische »Vogue« erschien am Tag von Newtons Tod an den Kiosken. »Die Frauen scheinen bereits um ihn zu trauern«, so Harder. / © PZ/Evans
Potpourri: Diese Ausstellungswand zeigt eine bunte Mischung von den Werken Helmut Newtons.  / © PZ/Evans
Helmut Newton Fotos »Italian Vogue, Monaco 1998« / © Helmut Newton Foundation
Helmut Newton Foto »American Vogue«, Monaco 2003 / © Helmut Newton Foundation

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