Jedes Drogen probieren kann tödlich sein |
Daniela Hüttemann |
28.06.2023 16:00 Uhr |
Jugendliche müssten schon ganz früh wissen, wie gefährlich auch nur das einmalige Probieren von Drogen sein könne, so der Drogenbeauftragte der Bundesregierung. / Foto: Getty Images/Halfpoint
«Jeder Todesfall ist einer zu viel und sollte uns alle zum Nachdenken bringen, was wir besser machen können», sagte Blienert der Deutschen Presse-Agentur. Jugendliche müssten schon ganz früh wissen, wie gefährlich auch nur das einmalige Probieren von Drogen sein könne.
«Es rettet Leben, wenn Kinder und Jugendliche ganz früh bereits wissen, dass die kleinen knallbunten Pillen höchst gefährlich und sogar tödlich enden können. Und dass sie auch wissen, dass die Pillen auch zu einem tödlichen Höllentrip werden können, selbst wenn sie die Pille von einem netten Kumpel auf dem Schulhof geschenkt bekommen.»
In Mecklenburg-Vorpommern starb eine 13-Jährige am Montag mutmaßlich nach der Einnahme der Ecstasy-Pille «Blue Punisher», die in der Regel besonders stark ist. Eine 14-Jährige liege in Neubrandenburg auf der Intensivstation und befinde sich in kritischem Zustand, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Neubrandenburg am Dienstag. Auch sie soll eine Ecstasy-Pille konsumiert haben. «Die jüngsten Fälle müssen uns dazu anhalten, jetzt mehr Kraft und Geld in den Ausbau der Prävention an Schulen zu investieren», so Blienert.
Bei «Blue Punisher» handelt es sich laut Bundeskriminalamt nicht um eine separate Droge, sondern um ein Logo oder Motiv einer Ecstasy-Tablette; im Fall der 13-Jährigen war es mutmaßlich eine blaue Pille mit Totenkopfmotiv. Tabletten mit dem gleichen Logo könnten aus unterschiedlichen Quellen stammen und völlig unterschiedliche Zusammensetzungen und Wirkungen haben. «Das Logo «Blue Punisher» ist bereits seit einigen Jahren auf dem Markt, konkrete Zahlen zur Verbreitung einzelner Ecstasy-Logos existieren nicht», hieß es beim BKA. «In der Vergangenheit gab es bereits verschiedene Warnmeldungen verschiedener nationaler und internationaler Institutionen zu diesem Logo, dass hier eine erhöhte Dosierung des Wirkstoffes, in aller Regel MDMA, vorliegen könnte.» Welchen Wirkstoff die in Mecklenburg-Vorpommern konsumierten Tabletten enthielten und ob hier eine erhöhte Wirkstoffkonzentration vorlag, sei bisher nicht bekannt. Auch Ecstasy-Tabletten mit anderen Logos als «Blue Punisher» könnten andere oder
erhöhte Wirkstoffgehalte aufweisen.
Generell ging der Handel mit Ecstasy in den vergangenen Jahren eher zurück – etwa 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent. «Dieser Rückgang lässt sich aber durchaus mit der Corona-Pandemie und den entsprechenden Ausgangsbeschränkungen erklären, da der Ecstasy-Konsum sehr häufig eine große Rolle bei Partys und Feiern spielt, die in dieser Zeit nicht möglich waren», erklärt das BKA dazu. Aktuelle Zahlen für das Jahr 2022 gebe es noch nicht. «Es ist aber von einem mindestens gleichbleibenden wenn nicht gegebenenfalls ansteigenden Niveau auszugehen.»
Nach Angaben des Bundeskriminalamtes waren von den 1990 Menschen, die im vergangenen Jahr an den Folgen ihres illegalen Drogenkonsums starben, 392 unter 30 Jahre alt und 21 minderjährig. «Jeder einzelne Fall ist ein Fall zu viel», sagte Blienert nun.
Wichtig sei, dass Eltern mit ihren Kindern über die Neugier sprechen, Drogen auszuprobieren, sagte Blienert. «Auch geht es darum, nicht zuzusehen, dass sich Jugendliche auf dem Schwarzmarkt gestreckte und gesundheitsgefährdende Produkte besorgen. Sondern gemeinsam mit Eltern, Schule, Vereinen und wo Jugendliche sonst unterwegs sind, müssen wir sie stark machen, bei Drogen auch Nein zu sagen.»
Sobald Eltern oder Freunden auffalle, dass jemand Drogen nehme, sei es wichtig, das anzusprechen und sich kompetente Hilfe zu holen. «Dafür brauchen wir aber auch eine gute und flächendeckende Suchtberatung und Frühinterventionsmaßnahmen, um Kindern oder Jugendlichen mit einem problematischen Drogenkonsum schnell und unkompliziert zu helfen.