Jeder Fünfte zwischen 35 und 69 hat ein erhöhtes Risiko |
Daniela Hüttemann |
21.05.2025 13:24 Uhr |
Nur wer sein Herz-Kreislauf-Risiko wahrnimmt, kann auch etwas dagegen tun. Daher empfehlen die Experten einen Online-Selbsttest. / © Getty Images/milorad kravic
»Für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die Kenntnis des Erkrankungsrisikos wichtig«, betonen die Autoren eines neuen Reports im »Journal of Health Monitoring«. Doch daran hapert es in Deutschland offensichtlich. Etwa die Hälfte der Personen mit ungünstigem Risikoprofil für ein kardiovaskuläres Ereignis in den kommenden zehn Jahren unterschätzt demnach ihr persönliches Risiko. Gerade diese sollten daher die zentrale Risikogruppe für Präventionsmaßnahmen sein, empfiehlt das Autorenteam aus Expertinnen und Experten aus fünf Institutionen: Robert-Koch-Institut (RKI), Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE), Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung und der Universität Potsdam.
Im Rahmen der GEDA-Studie 2022 wurden die Daten von 3271 Personen im Alter von 35 bis 69 Jahren ohne bisherige Herzinfarkt- oder Schlaganfall-Diagnose ausgewertet. Anhand eines nicht klinischen Tests wurde das absolute Risiko für eines dieser beiden Ereignisse in den nächsten zehn Jahren ermittelt. Verwendet wurde der Risikoscore des DIfE, der auf Fragen zu Alter, Geschlecht und lebensstilassoziierten Faktoren, zum Vorliegen von Bluthochdruck und Diabetes sowie zur Familiengeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen basiert.
Die gute Nachricht: Die Mehrheit (73,5 Prozent) hatte ein niedriges Risiko (weniger als 5 Prozent Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkt oder Schlaganfall in den nächsten zehn Jahren). Eine 5- bis 7,5-Prozent-Wahrscheinlichkeit hatten 7,8 Prozent der Studienteilnehmenden. Für 6 Prozent der Menschen besteht ein erhöhtes Risiko (Wahrscheinlichkeit 7,5 bis 10 Prozent) und für 12,8 Prozent liegt die Wahrscheinlichkeit für ein solches Ereignis über 10 Prozent und gilt damit als hoch.
Zusätzlich wurden die Personen befragt, in welcher dieser vier Kategorien sie ihr eigenes Risiko einschätzen. Insgesamt 84 Prozent stuften sich selbst unter »kein bis niedriges Risiko« ein. Was die Experten alarmiert: Die Hälfte der Personen mit erhöhtem bis hohem Risikoscore nehmen für sich selbst nahezu kein oder nur ein geringes Risiko wahr. Die Risikounterschätzung sei bei beiden Geschlechtern mit niedriger Bildung, besserer psychischer Gesundheit und körperlicher Aktivität assoziiert gewesen.
Doch nur wer sein Risiko wahrnimmt, kann auch etwas dagegen tun. Daher empfehlen die Experten einen Online-Selbsttest auf der DIfE-Website. »Der Test informiert nicht nur über das persönliche Risiko, sondern zeigt auch individuelle Ansatzpunkte auf, das Risiko zu senken und damit der Krankheitsentwicklung vorzubeugen«, informiert das RKI in einer Pressemitteilung. Auch der ärztlichen Praxis könne der Risikoscore für die individuelle Risikoeinschätzung und Risikokommunikation nützlich sein.