Je kränker, desto misstrauischer |
Barbara Döring |
30.09.2025 10:30 Uhr |
Patienten akzeptieren KI in der Medizin vor allem dann, wenn der Arzt die letzte Entscheidung trifft. / © Adobe Stock/Supapich
KI verspricht viele Möglichkeiten in der Medizin, etwa um Diagnosen zu verbessern oder für personalisierte Behandlungspläne. Doch das alles wird nur effizient funktionieren, wenn Patienten mitspielen. Nachdem bereits zahlreiche Untersuchungen zur Akzeptanz von Ärzten und Ärztinnen bezüglich des Einsatzes von KI in der Medizin stattfanden, interessierten sich Wissenschaftler des internationalen Forschungsnetzwerks der COMFORT-Studie nun für die Haltung der Patientinnen und Patienten zur neuen Technologie.
Für die Untersuchung befragten sie etwa 14.000 Menschen aus 74 Kliniken in 43 Ländern. Um möglichst Personen mit unterschiedlichen Erkrankungen einzuschließen, rekrutierten die Forschenden Patientinnen und Patienten der Radiologie-Abteilungen, in die diese für Untersuchungen im Auftrag anderer Fachdisziplinen kamen.
Die Auswertung zeigt: Die Mehrheit der Befragten steht dem Einsatz von KI in der Medizin positiv gegenüber, wobei Männer mit 59,1 Prozent gegenüber Frauen mit 55,6 Prozent etwas wohlwollender eingestellt sind. Auch hatten technikaffine Personen, die ihr Wissen zu KI hoch einschätzten, mit 83,3 Prozent Zustimmung eine positivere Haltung.
Die Einschätzung hing jedoch nicht nur vom Technikverständnis ab. Je schwerer die Befragten erkrankt waren, desto ablehnender war ihre Haltung gegenüber KI. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden mit sehr schlechtem Gesundheitszustand bewerteten die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz in der Medizin als »sehr negativ« (26,6 Prozent) oder »eher negativ« (29,2 Prozent). Bei Personen mit sehr gutem Gesundheitszustand waren solche ablehnenden Bewertungen mit 1,3 und 5,3 Prozent deutlich geringer.
Genaue Gründe für die negativen Haltungen lassen sich aus der Studie nicht ablesen. »Wir vermuten, dass hier Erfahrungen mit dem jeweiligen Gesundheitssystem, die Krankheitslast und psychologische Faktoren eine Rolle spielen«, sagt Erstautor Dr. Felix Busch, Assistenzarzt am Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie der TUM. Voraussetzung für medizinische KI-Anwendungen war für die meisten Patienten (70,2 Prozent), dass sie »erklärbar« und die Ergebnisse nachvollziehbar seien. 72,9 Prozent der Befragten war außerdem wichtig, dass die letztendliche Entscheidung bei Ärzten und Ärztinnen liegt.
»Die Ergebnisse zeigen, dass Erklärbarkeit von Anfang an mitgedacht werden muss«, resümiert Busch. Seit der Befragung im Jahr 2023 hätte sich die KI zudem weiterentwickelt und die Einstellung der Menschen dazu könnte sich geändert haben, gibt er zu bedenken.