Ist Saudi-Arabien ein attraktiver Pharmamarkt? |
Alexandra Amanatidou |
09.05.2025 10:00 Uhr |
Die Arzneimittelpreise sind laut IQVIA in Saudi-Arabien deutlich höher als in anderen Ländern der Region. / © Imago/ITAR-TASS
Der Pharmamarkt des arabischen Staates mit mehr als 33 Millionen Einwohnern könnte in den kommenden zwölf Monaten um rund fünf Prozent wachsen. Das prognostiziert die vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI). Allerdings wolle das Königreich die Arzneimittelpreise drücken und die heimische Produktion ausbauen.
Nach einem Bericht des amerikanischen Beratungsdienstleisters IQVIA entfallen auf das Königreich mit 12,4 Milliarden US-Dollar knapp 37 Prozent der Pharmaumsätze in der gesamten Region Afrika/Nahost. Die Preise der Medikamente sind laut IQVIA deutlich höher als in anderen Ländern der Region. Das liege auch daran, dass Ärzte und Bevölkerung Originalpräparate gegenüber den günstigeren Generika vorzögen, so die GTIA.
Seit der Einführung der US-Strafzölle schauen sich Politik und Unternehmen in Deutschland auch nach anderen Handelspartnern um. Einige Unternehmen wie Merck schließen bereits Milliardendeals mit den USA ab und bauen ihre Produktion jenseits des Atlantiks aus.
Könnte Saudi-Arabien eine gute Alternative für deutsche Exporte sein? Laut GTAI gilt das Königreich als »attraktiver Markt« für Anbieter von Pharmazeutika, da die Bevölkerung stark wächst und der Bedarf an Medikamenten gegen Zivilisationskrankheiten steigt.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes steigerte Deutschland seine Pharma-Exporte nach Saudi-Arabien 2024 im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel auf genau eine Milliarde Euro. Im Vergleich zu 2021 waren es sogar 74 Prozent mehr. Deutschland war bis 2021 der wichtigste Pharmalieferant Saudi-Arabiens und lag in den beiden Folgejahren nur knapp hinter den USA.
Namhafte internationale Pharmakonzerne wie GSK, Pfizer und Sanofi verfügen bereits über eine eigene Pharmaproduktion im Königreich. Nach einem Bericht der Nachrichtenseite »Arabian Gulf Business Insight« will das US-Unternehmen Akkad Holdings 200 Millionen Dollar in den Bau einer Fabrik für intravenöse Flüssigkeiten in Saudi-Arabien investieren.
Doch auch wenn der Pharmamarkt insbesondere nach der Corona-Pandemie deutlich gewachsen ist, wird im Programm zur Transformation des Gesundheitssektors »Vision 2030« deutlich, dass das Königreich – ähnlich wie die Europäische Union – seine Abhängigkeit von ausländischer Pharmaproduktion reduzieren will.
So sollen importierte Medikamente nur noch über ein saudi-arabisches Unternehmen vertrieben werden dürfen, während lokal produzierte Medikamente von den Herstellern selbst vermarktet werden, wie GTAI berichtet. Ob deutsche Unternehmen im Königreich investieren sollten, bleibt für den Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) dennoch fraglich. Das teilte der Verband auf Anfrage der PZ mit. Schließlich sei das Königreich ein viel kleinerer Markt als etwa die USA.
Zudem wird das Königreich nach übereinstimmenden Medienberichten wegen des niedrigen Weltmarktpreises für Öl, der Haupteinnahmequelle Saudi-Arabiens, Kürzungen bei wichtigen Projekten der »Vision 2030« vornehmen müssen.
Auch in die Apothekenlandschaft Saudi-Arabiens wird investiert. So kündigte das indische Unternehmen Aster DM im September 2024 an, noch in diesem Jahr 20 Apotheken in Saudi-Arabien zu eröffnen und innerhalb von fünf Jahren 180 Filialen im Land zu betreiben.
Anders als in Deutschland gibt es in Saudi-Arabien Apothekenketten. Mit über 1100 Filialen und einem Umsatz von umgerechnet 2,4 Milliarden US-Dollar ist Nahdi die größte Apothekenkette. Zweitgrößte Kette ist laut GTAI 2023 Al-Dawaa mit 913 Apothekenfilialen und einem Umsatz von 1,4 Milliarden US-Dollar. Die nächstgrößten Apothekenketten waren 2020 United Pharmaceuticals (230 Filialen) und Planet Pharmacies (150), so Zahlen des Datenportals Statista mit Daten von Euromonitor. Darüber hinaus gibt es demnach noch 7.862 Einzelapotheken. Zum Vergleich: Deutschland hat 83 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und 17.041 Apotheken.