IQWiG gegen breites Cholesterin-Screening bei Kindern |
Christina Hohmann-Jeddi |
27.08.2024 12:06 Uhr |
Für eine Blutfettbestimmung als Screening auf familiäre Hypercholesterinämie hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit keinen Nutzen gefunden. / Foto: Adobe Stock/jarun011
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat ein generelles Lipidscreening zur Früherkennung einer familiären Hypercholesterinämie bei Kindern und Jugendlichen geprüft und keinen Nutzen gefunden. Das teilte das Institut am 26. August mit. Auf Basis der vorliegenden Studien könne kein Nutzen dafür abgeleitet werden, alle Kinder und Jugendlichen zu untersuchen.
Allerdings zeigten die vorliegenden Daten, dass es grundsätzlich sinnvoll sei, Kinder und Jugendliche mit familiärer Hypercholesterinämie und hohem Risiko für frühzeitige Herzinfarkte und Schlaganfälle zu identifizieren, heißt es vom IQWiG weiter. Denn eine rechtzeitige Behandlung mit lipidsenkenden Statinen verringere das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in dieser besonders gefährdeten Gruppe.
Als Alternative zu einem allgemeinen Screening empfiehlt das IQWiG daher, über die Einführung eines sogenannten Kaskaden-Screenings zu beraten. Bei diesem sollen nur Kinder und Jugendliche untersucht werden, die Familienmitglieder mit einer diagnostizierten familiären Hypercholesterinämie haben.
Die familiäre Hypercholesterinämie gehört in Deutschland zu den häufigsten Erbkrankheiten. Ihr können Mutationen in verschiedenen Genen des Fettstoffwechsels zugrunde liegen, vor allem solche, die die Funktion des LDL-Cholesterol-Rezeptors beeinträchtigen. Betroffene Personen haben bereits in der Kindheit erhöhte LDL-Cholesterol-Konzentrationen im Blut. Menschen mit der Erkrankung haben ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle, teilweise schon im jungen Erwachsenenalter.
Aufgrund des hohen Herz-Kreislauf-Risikos ist ein Screening auf familiäre Hypercholetserinämie im geplanten Gesundes-Herz-Gesetz vorgesehen, zu dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Mitte Juni einen Entwurf vorgestellt hat. Demnach hätten alle Kinder und Jugendliche Anspruch auf eine Blutfettuntersuchung, wobei eine »gezielte Ansprache« über einen Fragebogen sichergestellt werden soll.