Intuitiv und praxistauglich? |
Theo Dingermann |
24.01.2020 08:00 Uhr |
Foto: Adobe Stock/Vasyl
Die Ehefrau eines Patienten löst ein Rezept mit folgenden Angaben (Abbildung 1) ein. Da der Patient nicht selber befragt werden konnte und da es sich nicht um einen Stammkunden handelte, wurde die Verordnung sicherheitshalber mithilfe des MediChecks überprüft. Die Kundin konnte über das Alter (53 Jahre), die Größe (1,75 m) und das Gewicht (75 kg) ihres Mannes Auskunft erteilen. Sie wusste auch, dass sich ihr Mann wegen eines schweren Bluthochdrucks seit geraumer Zeit in Behandlung befindet.
Offensichtlich handelt es sich in diesem Fall hinsichtlich der Medikation um ein nahezu ideales Beispiel (Abbildung 2). In dem grün markierten Ergebnisfeld wird angezeigt, worauf getestet wurde. Alle diese Tests zeigten keinerlei Beanstandungen. Das gilt für die Dosierung der einzelnen Medikamente ebenso wie für den Check auf mögliche Kontraindikationen. Es wurden keine Altersbeschränkungen gefunden und auch keine Verordnungskaskaden, Doppel- oder Pseudo-Doppelverordnungen detektiert. Auch gab es keinen Anlass, relevante Genotyp-bedingte Probleme zu hinterfragen und es fielen keine Abweichungen von relevanten Leitlinien auf.
Abbildung 1: Medikation auf dem Rezept / Foto: pharma4u GmbH
Da die Nachfrage nach möglichen Allergien verneint wurde und kein Teilen von Tabletten erforderlich war, blieben diese potenziellen Problemquellen unberücksichtigt. Auch bestätigte die Kundin, dass ihr Mann die Medikamenteneinnahme sehr ernst nehme, so dass kein Adhärenz-Problem besteht.
In dem rot markierten Kasten »Potenzielle Risiken» wird auf Routine-Monitorings hingewiesen, die gemäß der Hausärztlichen Leitlinie »Multimedikation: Empfehlungen zum Umgang mit Multimedikation bei Erwachsenen und geriatrischen Patienten« oder gemäß Fachinformation empfohlen werden. Demnach wird für ACE-Hemmer/Sartane empfohlen, Kreatinin/eGFR (Nierenfunktion), Kalium und Natrium zu Therapiebeginn und dann jährlich zu ermitteln, um rechtzeitig eine Verminderung der GFR und eine Hyperkaliämie zu erkennen beziehungsweise auszuschließen.
Beim Einsatz von Statinen wird empfohlen, die Kreatinkinase (Muskelwert CK) und die GOT/GPT (ASAT/ALAT) dann zu bestimmen, wenn Anzeichnen für eine Myopathie/Rhabdomyolyse vorliegen.
Abbildung 2: Testergebnis / Foto: pharma4u GmbH
Das Beispiel repräsentiert einen völlig unkomplizierten Fall, der sich jedoch gerade deshalb als ein idealer Fall für den Einstieg in die Nutzung des MediChecks anbietet. Die Angaben auf dem Rezept waren umfassend und personenbezogene Daten ließen sich während des Beratungsgesprächs klären.
Das Testergebnis war geradezu optimal und ein solcher Fall hätte sich beispielsweise auch mit dem Warenwirtschaftssystem (ABDATA AMTS-Interaktionen und AMTS-CAVE) lösen lassen. Vielleicht würde man den MediCheck daher in einem solchen Fall nicht einsetzen. Es spricht aber auch nichts dagegen. Denn die Ergebnisse einer MediCheck-Medikationsanalyse werden sehr strukturiert ausgeworfen, sodass man sie hervorragend für den Patienten ausdrucken und ihm mitgeben kann. Gerade ein solches Testergebnis ist definitiv seinen Preis wert, denn hier kann der Patient/Kunde mit der Gewissheit nach Hause gehen, dass die medikamentöse Therapie, wie sie vom Arzt verordnet wurde, mit keinen arzneimittelbezogenen Problemen behaftet ist.
Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) ist unter Pharmazeuten in aller Munde. Basis für dieses komplexe System ist eine strukturierte Medikationsanalyse. Obwohl seit geraumer Zeit sehr viele Fortbildungsveranstaltungen zu unterschiedlichen AMTS-Systemen angeboten werden, bleibt eine umfassende Medikationsanalyse eine Herausforderung. Dies gilt besonders unter dem Aspekt, dass in aller Regel ein begrenztes Zeitkontingent in der öffentlichen Apotheke für diese neue Herausforderung zur Verfügung steht.
Zudem wurde das Thema AMTS in den vergangenen Jahren vor allem auch seitens der Standesvertreter so stark in den Vordergrund geschoben, dass eine solche Leistung schon bereits vor ihrer offiziellen Einführung als eine Standarddienstleistung der öffentlichen Apotheke wahrgenommen werden kann, die – durchaus kostenpflichtig – prinzipiell in jeder Apotheke angeboten werden sollte.
Zieht man jedoch eine ehrliche Bilanz, hat nur ein Bruchteil des pharmazeutischen Personals von dem Schulungsangebot zum Medikationsmanagement Gebrauch gemacht. Das gilt leider auch für mich, obwohl ich mir in der Vergangenheit immer wieder vorgenommen hatte, einen einschlägigen Kurs zu belegen. Es scheiterte ganz einfach an der Zeit, und da bin ich vermutlich nicht der Einzige, der sich ein solches Eingeständnis machen muss.
Ungeachtet dessen stand jedoch einer flächendeckenden Einführung eines qualitativ anspruchsvollen Medikationsanalyse-Angebots bisher auch im Weg, dass technische Hilfen, die speziell an diese Herausforderung angepasst sind, nicht zur Verfügung standen. Derartige Hilfen bezeichnet man als Expertensysteme oder Experten-Datenbanken. Diese sind in den Apotheken durchaus gut bekannt. Ganz prominent ist hier die ABDATA-Datenbank zu nennen, die in verschiedene IT-Lösungen der Software-Häuser eingebunden ist. Allein an diesem Beispiel wird deutlich, wie essenziell Experten-Datenbanken sein können. Fallen die Softwarelösungen aus, steht der Betrieb still.
Nach langem Warten werden nun endlich auch Expertensysteme angeboten, die sich speziell der Medikationsanalyse widmen. Ihre Praxistauglichkeit müssen die Systeme allerdings noch unter Beweis stellen.
Da ich mich bereits als interessiert, aber noch inkompetent auf diesem Gebiet geoutet habe, habe ich beschlossen, mich mit einem dieser Systeme, dem MediCheck, intensiv auseinanderzusetzen. Der Anspruch, den ich an dieses System stelle, lautet intuitiv und praxistauglich. Dies möchte ich an einigen ausgewählten Beispielen austesten, und wenn Sie möchten, lernen Sie gemeinsam mit mir! Die Beispiele stammen aus dem Praxisalltag einer einzelnen Apotheke. Sie sind also nicht ausgewählt, um die unzähligen Möglichkeiten des MediChecks zu demonstrieren, sondern Praxistauglichkeit im besten Sinne.
Theo Dingermann, Chefredakteur