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Beobachtungsstudie

Intervallfasten mit Herz-Kreislauf-Tod assoziiert

Intervallfasten ist gerade schwer in Mode, weil es beim Abnehmen hilft und auch generell gesund sein soll. Letzteres scheint aber neuen Daten zufolge gar nicht der Fall zu sein – im Gegenteil. Eine große Beobachtungsstudie hat ergeben, dass Intervallfasten das Risiko für kardiovaskuläre Todesfälle erhöht. Die Ergebnisse sind allerdings noch mit Vorsicht zu genießen.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 21.03.2024  18:00 Uhr

Eine Möglichkeit, in einer adipogenen Umgebung wie der unseren die Menge der aufgenommenen Kalorien zu begrenzen, ist es, die Nahrungsaufnahme auf bestimmte Zeiten zu beschränken. Für dieses sogenannte Intervallfasten oder auch intermittierende Fasten gibt es verschiedene Schemata: Entweder isst man ganze Tage lang nichts, dafür aber an anderen Tagen so viel man mag. Oder man isst »nach der Uhr«, hält also täglich bestimmte Fastenzeiten ein. Beides kann dabei helfen, abzunehmen, den Blutdruck zu senken und den Blutzucker zu reduzieren, wie Studien gezeigt haben.

Man sollte meinen, dass Intervallfasten daher auch langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-bedingte Todesfälle senkt. Das scheint aber nicht der Fall zu sein, wie aktuell ein chinesisch-US-amerikanisches Team auf einer Fachkonferenz der American Heart Association (AHA) in Chicago berichtete. Die Forschenden um Meng Chen von der Universität Shanghai präsentierten Daten, die andere Konferenzteilnehmer als »interessant und provokativ« bezeichneten – weil sie absolut nicht den Erwartungen entsprechen.

20.000 Personen ausgewertet

Die Arbeit ist eine Auswertung von Teilnehmerdaten der National Health and Nutrition Examination Surveys (NHANES), einer bevölkerungsweiten Kohortenstudie, die von der US-Gesundheitsbehörde CDC betreut wird. Die Gruppe um Chen bezog 20.078 Frauen und Männer ein, die im Durchschnitt 49 Jahre alt waren und für median acht Jahre beobachtet wurden. Innerhalb des ersten Jahres hatte jeder Teilnehmende zweimal einen Ernährungsfragebogen ausgefüllt und darauf auch angegeben, ob bestimmte Zeiten ohne Nahrungsaufnahme eingehalten wurden.

Die Analyse ergab, dass Menschen, die nur acht Stunden am Tag etwas aßen und den Rest fasteten, verglichen mit der Grundgesamtheit ein 91 Prozent höheres Risiko hatten, innerhalb der Beobachtungszeit an einer kardiovaskulären Ursache zu versterben. Bei Teilnehmenden mit vorbestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung war das Risiko für einen tödlichen Herzinfarkt oder Schlaganfall um 66 Prozent erhöht, wenn sie nur innerhalb von acht bis zehn Stunden täglich Nahrung zu sich nahmen. Intervallfasten reduzierte das allgemeine Sterberisiko der Teilnehmenden nicht.

Die Forschenden seien von den Ergebnissen selbst überrascht gewesen, so Seniorautor Professor Dr. Victor Wenze Zhong in einer Mitteilung der AHA. Er betont, dass in der Studie zwar einen Zusammenhang zwischen dem Intervallfasten nach dem 16/8-Schema und kardiovaskulären Todesfällen identifiziert wurde, dies jedoch nicht beweise, dass Intervallfasten diese Todesfälle auslöst. Gleichwohl sei es wichtig, dass sich Patienten, insbesondere solche mit einer kardiovaskulären Grunderkrankung oder Krebs, über die Assoziation im Klaren seien. Generell sollten Diätempfehlungen personalisiert und an den Gesundheitszustand des Betreffenden angepasst sein sowie die neueste wissenschaftliche Evidenz berücksichtigen.

Eine Reihe von Limitationen

In diesem Zusammenhang sollte man sich vergegenwärtigen, dass es sich hierbei lediglich um die erste Präsentation der Ergebnisse handelt. Es gab bislang weder eine Publikation in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift mit Peer-Review-Verfahren noch eine Bestätigung der Ergebnisse durch eine weitere Untersuchung. Weil es auch eine Reihe von Limitationen gibt, die die Aussagekraft einschränken, kann der beobachtete Zusammenhang noch keineswegs als gesichert gelten.

Ein Manko ist beispielsweise, dass die Art und Weise der Ernährung lediglich in zwei Fragebögen per Selbstauskunft erfasst wurde. Außerdem wurden weitere Faktoren, die das Risiko für kardiovaskulären Tod beeinflussen, größtenteils gar nicht berücksichtigt. Auch basiert die Hauptaussage der Studie zum erhöhten Risiko bei Menschen mit 16/8-Intervallfasten auf lediglich 414 von mehr als 20.000 Teilnehmenden, die diese Ernährungsweise laut eigener Aussage praktizierten.

Es werde »interessant und hilfreich« sein, die Details der Studie zu erfahren, wenn sie komplett veröffentlicht werde, sagte Professor Dr. Christopher Gardner von der Stanford University. So werde man sich etwa genau ansehen müssen, wie gesund sich die Teilnehmenden in den verschiedenen Subgruppen ernährten. Ohne diese Information könne man nicht entscheiden, ob nicht vielleicht Unterschiede bei der Kaloriendichte eine alternative Erklärung für die Befunde sein könnten, die jetzt auf das Zeitfenster der Nahrungsaufnahme zurückgeführt wurden.

Auch Dr. Sean Heffron, Kardiologe am Center for the Prevention of Cardiovascular Disease at NYU Langone Heart in New York, meldete gegenüber dem Onlineportal »Medscape« Zweifel an. Intervallfasten sei »sicherlich ein interessantes Konzept«, das in Kurzzeitstudien sowie im Tiermodell positive Effekte gezeigt habe und intensiv erforscht werde. Dagegen hält er die Aussagen der aktuellen Studie aufgrund von mehreren Einschränkungen nicht für belastbar. »Ich gehe stark davon aus, dass die Ergebnisse ihre statistische Signifikanz verlieren werden, sobald die notwendigen Korrekturen der verzerrenden Faktoren vorgenommen wurden«, sagte Heffron.

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