| Jennifer Evans |
| 24.01.2019 12:06 Uhr |
Mehr als 20 Prozent der Deutschen sind offen für In-Home-Lieferungen. Das könnte weitreichende Einflüsse auf die Gesundheitsbranche haben. / Foto: iStock/monkeybusinessimages
Postboten treffen die Kunden oft nicht an und müssen dann ein zweites Mal kommen. So wird der letzte Teil der Lieferkette zum teuersten. Sogenannte In-Home-Lieferungen sollen diese Probleme lösen. Mithilfe eines speziellen Türschlosses kann der Empfänger dem Paketboten ganz einfach aus der Ferne die Tür öffnen und die Zustellung sogar per Video überwachen.
Von den rund 1700 befragten Personen über 18 Jahre gaben 21 Prozent in der repräsentativen YouGov-Umfrage an, dass sie sich auf diese Weise durchaus Pakte liefern lassen würden. Besonders großes Interesse gab es demnach bei Vielverdienern. Unter den Teilnehmern, deren monatliches Haushaltsnettoeinkommen 3000 Euro übersteigt, sind 31 Prozent für die smarte Technologie zu haben. Insgesamt sind mehr Männer (26 Prozent) an der neuen Form der Paketlieferung interessiert als Frauen (18 Prozent). Am offensten für In-Home-Lieferung sind den Ergebnissen zufolge Menschen zwischen 25 und 54 Jahren. Von ihnen konnte sich ein Viertel vorstellen, ihre Türschlösser für den Service zu erneuern.
Mit dieser Technologie ist es nur noch ein kleiner Schritt, Kooperationen mit anderen Unternehmen auszubauen. Auch mit Blick auf Arzneimittellieferungen könnte dieser bequeme Service in Zukunft immer interessanter werden, zumal sich bereits neue große Player auf dem Gesundheitsmarkt tummeln. »Amazon steht kurz davor, das am schnellsten wachsende Gesundheitsunternehmen der Welt zu werden«, zitiert die »Rheinische Post« Scott Galloway, Marketing-Professor an der New York University. Mithilfe der Daten, die der Konzern über seine Kunden sammelt, habe er schon jetzt Informationen über den Gesundheitszustand einer Person. Es sei ein Leichtes damit zu ermitteln, in welche Bereiche der Gesundheitsbranche es sich zu investieren lohnt, meint Galloway. Von zwei Dritteln der US-Amerikaner besäße Amazon bereits jetzt die relevanten Daten, um Gesundheitsdienstleitungen deutlich günstiger anbieten zu können, so der Marketing-Experte.
Vor der Bedrohung durch die globalen Player auf dem Gesundheitssektor warnte Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbands Schleswig-Holstein, schon häufiger. Den großen Konzernen kann man seiner Ansicht nach nur mit eigenen Lösungen und einer besseren Vernetzung unter den Akteuren im Gesundheitswesen den Wind aus den Segeln nehmen. Ansonsten sei man bald den »brutale Marktmechanismen« mächtiger Investoren ausgeliefert.