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Streitkultur

Intellektuelle Demut ist messbar

So manche Beziehung ist wohl schon an einer schlechten Streitkultur zerbrochen. Die Wissenschaft hat einen Vorschlag, wie es besser laufen könnte. Ein Prinzip, das sich auch für den Apothekenalltag zu kennen lohnt.
Jennifer Evans
30.10.2023  07:00 Uhr

Grundsätzlich ist eine Meinungsverschiedenheit nichts Schlechtes. Im Gegenteil: Sie kreuzt fast täglich unseren Weg, ob in der Familie, im Job oder unter Nachbarn. Doch es hängt maßgeblich von der eigenen Grundhaltung ab, ob sie ausartet oder auszuhalten ist. Zu diesem Ergebnis kam eine Gruppe von Wissenschaftlern um Dr. Paul Hanel, Senior Lecturer am Institut für Psychologie an der Universität von Essex.

Zentral ist laut der Studie, an der mehr als 300 Studierende teilnahmen, dass beide Parteien sich über ihre Werte im Klaren sind. Und zwar schon bevor sie sich in die Diskussion begeben. Das kann von Loyalität und Freiheit bis hin zu Gleichheit oder Akzeptanz im Prinzip alles sein. Außerdem sollten die Streitenden bereit sein, sich auch einmal irren zu können. Eine gewisse »intellektuelle Demut« hat nämlich zur Folge, dass ein Gespräch tendenziell eher in einem höflicheren oder wertschätzenderen Ton verläuft. Und es möglicherweise sogar zu einer Einigung kommt.

Für seine Untersuchung zeichnete Hanel unter anderem auf, wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprachen. Dabei konzentrierte sich sein Team zum Beispiel auf bestimmte Schlüsselwörter, die entweder Gewissheit oder Unsicherheit signalisierten. Außerdem notierten sie, ob eine Person eher laut oder leise redete oder während des Gesprächs noch andere Verhaltensweisen zeigte, wie  etwa andere beim Sprechen unterbrach oder ihnen zunickte. Anschließend errechneten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus all diesen Daten einen Wert für die sogenannte intellektuelle Demut. Dieser gibt an, wie bescheiden oder arrogant eine Person sich während der Debatte zeigte.

Besinnung auf Werte

Als Nächstes stellte sich das Forscherteam die Frage, wie sich die Wogen glätten lassen. Frühere Forschungen hatten bereits ergeben, dass die Besinnung auf die eigenen Werte Abwehrhaltungen und Konflikte mit anderen Menschen verringern kann. Also teilte Hanel die Studierenden auf: Die eine Hälfte sollte ihre wichtigsten Werte aus einer Liste von 19 aufzählen und aufschreiben, warum gerade diese wichtig sind. Die andere Hälfte sollte lediglich darüber nachdenken, ob sie fünf verschiedene Getränke wie Kaffee oder Tee mag oder nicht.

In einer anschließenden zweiten Debatte zeigten dann 60 Prozent derjenigen, die in der Werte-Gruppe waren, mehr intellektuelle Demut als die aus der Getränke-Gruppe. Darüber hinaus gaben fast 80 Prozent nach der Werte-Übung an, mehr Empathie und Mitgefühl zu empfinden.

Schreiben hilft

In den Augen des Wissenschaftsteams sind die relativ simpel zu erreichenden Veränderungen des persönlichen Bescheidenheitsmaßes ein guter Ansatz, um zu verstehen, wie sich Gespräche in der Gesellschaft insgesamt verbessern lassen. Schließlich nehme die Schreibübung nur ein paar wenige Minuten in Anspruch.

Laut Hanel lohnt es sich als Nächstes zu testen, ob das Nachdenken über Werte auch einen Einfluss auf einen darauffolgenden Facebook-Post haben kann. Oder unangenehme Diskussionen sich dadurch womöglich schon im Keim ersticken lassen. Interessant in den Zusammenhang erscheint zudem die Frage, ob es eine Rolle spielt, wenn bestimmte Werte im Vorfeld bereits fest definiert sind, sprich ob sie dann trotzdem Auswirkungen auf die intellektuelle Demut oder die Entwicklung einer Diskussion haben.

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