Pharmazeutische Zeitung online
75. Jubiläum des Govi-Verlags

Inspiriert von Liebe und Heimat

Der unverwechselbare Name des Govi-Verlags hat seinen Ursprung in einer Familiengeschichte in den ostbelgischen Ardennen. Als Markenname ist er bis heute geblieben.
Axel Helmstädter
08.07.2024  07:00 Uhr

Die Gründung beider deutscher Nachkriegsstaaten im Jahre 1949 machte eine Neuordnung des Gemeinwesens in vielerlei Hinsicht erforderlich. Das betraf auch die Pharmazie und die apothekerlichen Standesvertretungen, die in Form regionaler Kammern nach und nach wieder entstanden. Motor der Neuorganisation in Norddeutschland war der in Hamburg tätige Apotheker Josef Johann August (genannt Jo) von Fisenne (1902 bis 1987). Er gilt als einer der Gründungsväter und darüber hinaus als Namensgeber des ebenfalls 1949, also vor genau 75 Jahren gegründeten Govi-Verlags. Das Unternehmen ging 2016 in der Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker auf.

Der in Aachen geborene Fisenne hatte seine Apothekerlaufbahn im nahe gelegenen Stolberg begonnen, in Berlin Pharmazie studiert und 1929 die Approbation erhalten. Als Student hatte er in der Redaktion der Apotheker-Zeitung mitgearbeitet und dort den damaligen Chefredakteur Dr. Hans Meyer (1895 bis 1977) kennengelernt, der später »wie kaum eine andere Person die Entstehung und die Entwicklung der ABDA geprägt« (1) hatte.

Unermüdlicher Organisator

Nach diversen beruflichen Stationen in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt gelangte Fisenne 1938 als Repräsentant verschiedener pharmazeutischer Unternehmen nach Hamburg. Unmittelbar nach Kriegsende wandte er sich aber wieder der Offizinpharmazie zu. Im Juli 1945 kaufte er die teilzerstörte Adler-Apotheke in St. Pauli, die er im August 1946 wiedereröffnete. Im Nachkriegs-Apothekenwesen Hamburgs erwies sich Fisenne als unermüdlicher Organisator und stand alsbald an der Spitze der dortigen Berufsorganisation, die als »erste funktionierende Apothekerkammer im damaligen Nachkriegsdeutschland« (2) galt.

Er blieb Kammerpräsident bis 1951; 1950 bis 1953 war er Vorsitzender der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft in Hamburg, zudem Mitglied der Hamburger Bürgerschaft 1950 bis 1961. Auf sein Betreiben hin fand der erste Apothekertag im Nachkriegsdeutschland in Hamburg statt. Überregional hatte inzwischen ein ebenso talentierter wie organisationstüchtiger Standespolitiker mit dem Neuaufbau der Berufsorganisation begonnen – eben jener Hans Meyer, dem Fisenne bereits früher begegnet war. Beide waren von der Notwendigkeit einer standeseigenen Publikationsplattform überzeugt und gründeten am 9. April 1949 den Govi-Verlag.

So entstand der Name

Bereits die Schreibweise weist darauf hin, dass Govi – ebenso wenig wie Avoxa – kein Akronym ist. Den gleichwohl ungewöhnlichen wie unverwechselbaren Namen prägte Fisenne, dessen Familie ursprünglich aus den ostbelgischen Ardennen stammte, konkret aus einem Örtchen namens Fisenne. Vorfahren sind dort bis zurück ins 15. Jahrhundert nachweisbar. Damals heiratete ein Paul de Fisenne eine Dame aus dem Nachbargut Govy. Um sich von anderen Verwandten zu unterscheiden, führte die Familie den Doppelnamen de Fisenne-de Govy und in nächster Generation de Fisenne-de Govi.

Der später entfallene Namensbestandteil hat die Gründer zur Benennung des neuen Unternehmens inspiriert (3). Der Verlag war zunächst ein Privatunternehmen von Meyer und Fisenne, bis die drei Jahre zuvor gegründete ABDA ihn 1953 übernahm. Der Verlag diente von Beginn an hauptsächlich der Publikation einer Standeszeitschrift, die Meyer ebenfalls 1949 unter dem Titel »Pharmazeutische Nachrichten« initiiert hatte. Gemäß eines Beschlusses auf dem Apothekertag 1950 fusionierten die »Pharmazeutische Nachrichten« dann mit der »Pharmazeutischen Zeitung«, um den Titel dann zum Presseorgan der ABDA zu machen. Die Geschäftsführung lag bis 1986 in Händen der pharmazeutischen Standesführung, also in Person von Dr. Hans Meyer (1959 bis 1964), dann von Heinz Glück (1965 bis 1976) und Dr. Christian Wehle (1976 bis 1986). Mit dem Eintritt des gelernten Verlagskaufmanns Peter Josef Egenolf (1945 bis 2017) in die Geschäftsleitung erfolgte eine weitere Professionalisierung mit größerer Eigenständigkeit des Verlags als wirtschaftende Tochter der ABDA.

Standeseigene Publikation

Die Gründungsväter hatten die Notwendigkeit eines standeseigenen Periodikums bereits deutlich gesehen und bis heute ist die erste Publikation des Verlags die wichtigste, aber nicht die einzige von historischer Bedeutung. So sah man in den 1960er-Jahren die Notwendigkeit, selbst juristische Literatur herauszugeben, wie eine Gesetzessammlung für Apotheken oder einen Kommentar zur Apothekenbetriebsordnung. Deren Auslegung wollte man nicht fachfremden Juristen überlassen.

Die ureigene Aufgabe der Apotheke, die Arzneimittelherstellung in die Moderne zu überführen, griff der Verlag mit der Publikation des Neuen Rezeptur-Formulariums auf. Es erscheint seit 1983 als Loseblattwerk, zunächst als Bestandteil des seit 1972 als Ergänzungswerk zum Deutschen Arzneibuch positionierten Deutschen Arzneimittel-Codex, und ist inzwischen unersetzlich geworden.

Pionier elektronischer Medien

Govi darf sich auch als Pionier elektronischer Medien bezeichnen. Die 1996 ins Leben gerufene Online-Ausgabe der »Pharmazeutischen Zeitung« war die erste unter den pharmazeutischen Fachzeitschriften. Im gleichen Jahr folgte govi.de als elektronische Versandbuchhandlung. 2016 ist der Verlag dann mit der ebenfalls traditionsreichen Werbe- und Vertriebsgesellschaft deutscher Apotheker, einschließlich ABDATA Pharma-Daten-Service, zu einem gemeinsamen Unternehmen zusammengeführt worden, der Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker.

Der Name Govi ist indes keineswegs verschwunden, sondern ist als Markenbegriff für das Avoxa-Buchprogramm und die Versandbuchhandlung geblieben. Möglicherweise aus der Not der Gründer geboren, steht der ursprüngliche Firmenname also bis heute, seit genau 75 Jahren für standesnahe, apothekenrelevante Informationsdienstleistungen.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa