Innovativer Wirkstoff beim trockenen Auge |
Sven Siebenand |
17.07.2025 15:45 Uhr |
Trockene Augen entstehen, wenn die Augen zu wenig Tränenflüssigkeit produzieren und/oder die Tränenflüssigkeit zu schnell verloren geht. / © Adobe Stock/Dusko
Der TRPM8-Rezeptor ist ein Calciumkanal, der unter anderem für das Kälteempfinden eine Rolle spielt und für den Kälteeffekt von Menthol verantwortlich ist. Betrachtet man die Strukturformel von Acoltremon, so fällt eine gewisse Ähnlichkeit zum Menthol-Molekül schnell ins Auge. Die Selektivität von Acoltremon für den TRPM8-Rezeptor ist jedoch im Vergleich zu Menthol deutlich höher. Im Gegensatz zu Menthol soll Acoltremon kein Kältegefühl auslösen. Untersuchungen zeigen, dass die Stimulation von TRPM8-Thermorezeptoren auch die Signalübertragung des Trigeminusnervs aktiviert, was zu einer erhöhten basalen Tränenproduktion führt.
Grundlage der US-Zulassung sind die Ergebnisse der placebokontrollierten Phase-III-Studien Comet-2 und -3 mit insgesamt 931 Patienten mit trockenem Auge. Die Patienten tropften zweimal täglich entweder Acoltremon oder ein Placebo. An Tag 14 wurde der sogenannte Schirmer-Test, ein Test zur Bestimmung der Tränensekretion, erneut durchgeführt. Der primäre Endpunkt galt als erreicht, wenn der Schirmer-Score um mindestens 10 mm gegenüber dem Ausgangswert angestiegen war.
Das war in beiden Studien der Fall. In Comet-2 kam es bei 42,6 versus 8,2 Prozent der Behandelten zu einem entsprechenden Anstieg, in Comet-3 bei 53,2 versus 14,4 Prozent (jeweils verglichen mit Placebo). Die Unterschiede waren in beiden Studien signifikant. Konsistente Ergebnisse wurden an allen Messpunkten bis zum Ende der Studiendauer am 90. Tag beobachtet.
Die häufigste Nebenwirkung war Schmerz an der Eintropfstelle. Weniger als 1 Prozent der Patienten brachen die Therapie aufgrund eines brennenden oder stechenden Gefühls in den Augen ab.
Acoltremon wird zweimal täglich angewendet; pro Auge wird jeweils ein Tropfen verabreicht. Patienten müssen Kontaktlinsen vor der Applikation herausnehmen und dürfen diese frühestens 15 Minuten danach wieder einsetzen. Wenn andere Augentropfen zusätzlich zum Einsatz kommen, sollten Patienten zwischen den Gaben einen Abstand von mindestens fünf Minuten einhalten.
Hersteller Alcon will die Augentropfen in diesem Quartal in den USA auf den Markt bringen und geht davon aus, dass das Medikament in Zukunft auch auf anderen Märkten angeboten wird. Ein entsprechender Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) liegt jedoch noch nicht vor.