Innerer Kompressionsstrumpf für Krampfadern |
Annette Rößler |
15.06.2021 15:12 Uhr |
Kompressionsstrümpfe sind bei Krampfadern zwar wirksam, aber bei vielen Patienten unbeliebt. In manchen Fällen könnte auch eine dünne Ummantelung der betroffenen Vene als Therapie infrage kommen. / Foto: Adobe Stock/SergeVo
Kompressionsstrümpfe sind ein probates Mittel bei Krampfaderleiden, doch lehnen viele Betroffene sie aus Bequemlichkeit oder aus ästhetischen Gründen ab. Wie wäre es stattdessen mit einem inneren Kompressionsstrumpf, der direkt um die betroffene Vene getragen wird? Genau das hat jetzt ein Team von Gefäßchirurgen der Ruhr-Universität Bochum versucht – mit Erfolg.
Im »Journal of International Medical Research« beschreibt das Team um Dr. Dominic Mühlberger das von ihm entwickelte Verfahren der extraluminalen Valvuloplastie: Über einen kleinen Schnitt in der Leiste wird dabei ein hauchdünner Mantel aus Polyurethan wie eine zweite Haut um die erweiterte Vene gelegt. Die Ummantelung bringt die erweiterte Vene wieder auf Normaldurchmesser.
In einer Studie überprüfte das Team die Wirksamkeit der Behandlungsmethode bei 210 Patienten mit Krampfaderleiden der großen Stammvene des Beins (Vena saphena magna). Nach sechs Monaten wurde die Behandlung bei 95 Prozent der Teilnehmer als erfolgreich bewertet, der Venendurchmesser hatte sich über die gesamte Länge des Gefäßes signifikant verringert.
In einer Pressemitteilung der Universität weist Mühlberger auf einen wichtigen Vorteil der neuen Methode hin: Im Gegensatz zu Therapieverfahren, bei denen die Stammvene entfernt oder verschlossen werde (siehe Kasten), bleibe sie bei der extraluminalen Valvuloplastie erhalten. Das ist vor allem dann wichtig, wenn zu einem späteren Zeitpunkt Durchblutungsstörungen auftreten. Denn dann werden die Stammvenen meist als Bypassmaterial in der Herz- und Gefäßchirurgie verwendet. Daher eigne sich das neue Verfahren vor allem für Patienten mit Risikofaktoren für die Entwicklung von Durchblutungsstörungen, etwa Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen, so Mühlberger.
Eine Krampfadererkrankung (Varikose) entsteht meist infolge einer Bindegewebsschwäche, die dazu führt, dass die Venenwand nachgibt und damit der Venendurchmesser wächst. Schwangerschaften oder häufiges Stehen und Sitzen sind begünstigende Faktoren. Die Zunahme des Venendurchmessers beeinträchtigt die Funktion der Venenklappen: Die Klappensegel werden auseinandergezogen und es entsteht ein Leck (Klappeninsuffizienz). Das Blut versackt im Bein und führt dort zu einem Anstieg des venösen Blutdrucks. Von der Klappeninsuffizienz ist am häufigsten die große Stammvene (große Rosenader) betroffen.
Krampfadern begünstigen die Entwicklung von Beingeschwüren und Thrombosen und sind daher nicht nur ein kosmetisches Problem. Basistherapie sind Kompressionsstrümpfe in Kombination mit Bewegung. Als operative Therapie kommt die Zerstörung der betroffenen Gefäße durch Laser- oder Radiowellentherapie oder ihre Entfernung durch ein sogenanntes Stripping infrage.