Inkubationszeit liegt im Schnitt bei 8,5 Tagen |
Christina Hohmann-Jeddi |
22.06.2022 09:00 Uhr |
Das Affenpockenvirus kann über verschiedene Transmissionsrouten zu einer Infektion führen. / Foto: Getty Images/kontekbrothers
Das Robert-Koch-Institut (RKI) gibt die Inkubationszeit von Affenpocken mit 5 bis 21 Tage an und rät Kontaktpersonen von Patienten, 21 Tage Quarantäne einzuhalten. Eine Untersuchung von niederländischen Forschenden um Fuminari Miura vom National Institute for Public Health and the Environment (RIVM), Bilthoven, die jetzt im Journal »Eurosurveillance« erschien, bestätigt diese Spanne.
Das Team hat die ersten 31 niederländischen Erkrankungen, die bis zum 31. Mai gemeldet wurden, genauer untersucht. Alle Patienten waren Männer, die Sex mit Männern haben (MSM); das Alter lag zwischen 23 und 64 Jahren. Für 18 Patienten lagen Daten zu Symptombeginn und vermutetem Infektionstag vor. Die Analyse ergab, dass die große Mehrheit nach 3,6 bis 17,3 Tage Symptome entwickelten. Nur bei 2 Prozent der Patienten lag die Inkubationszeit über dem jetzt als Quarantäne festgelegten Zeitraum von 21 Tagen.
Im Mittel betrug die Inkubationszeit 8,5 Tage, berichtet das Team. Das gebe Hinweise auf den wahrscheinlichsten Übertragungsweg. Je nach Transmissionsroute variiert dieser nämlich: Wird das Affenpockenvirus nicht invasiv übertragen (über intakte Haut oder per Aerosol), betrage die Inkubationszeit in etwa 13 Tage, schreiben die Forschenden. Wird der Erreger invasiv, also über Läsionen in der Haut oder Schleimhaut übertragen, träten erste Symptome bereits nach 9 Tagen auf. Mit dem ermittelten Wert von 8,5 Tage läge man eng an diesem Wert für eine invasive Übertragung, außerdem decke sich diese Erkenntnis mit den Symptomen bei den Patienten, die Läsionen vor allem in der Anal- und Genitalregion aufwiesen. Bei nicht invasiver Übertragung können die typischen Bläschen am gesamten Körper erscheinen.
»Direkter Kontakt von verletzter Haut oder Schleimhäuten während sexueller Aktivität ist die wahrscheinlichste Transmissionsroute bei den Fällen des aktuellen Ausbruchs«, folgern die Autoren. Ihren Daten zufolge sei eine Quarantänedauer von 21 Tagen ausreichend, wenn der Ausbruch sich ausweite, müsse die Inkubationszeit eng gemonitored werden.
Bis zum 15. Juni sind in dem aktuellen Ausbruch in Europa 1704 Affenpocken-Erkrankungen in 28 Ländern identifiziert worden, heißt es in dem aktuellen Bericht der Europäischen Gesundheitsbehörde ECDC und dem Regionalbüro Europa der Weltgesundheitsorganisation. Für 892 Meldungen aus 18 Ländern lagen weiterführende Daten vor: Alle Infektionen waren laborbestätigt. Die Mehrheit der Patienten war zwischen 31 und 40 Jahre alt, 99,4 Prozent waren männlich. Bei 98,4 Prozent handelte es sich um MSM. Todesfälle traten bisher nicht auf, heißt es in dem Bericht.
In Deutschland wurden laut RKI-Angaben bislang 469 Affenpockenfälle aus 14 Bundesländern gemeldet (Stand 21. Juni). Weitere Fälle seien zu erwarten, das Institut geht aber davon aus, den Ausbruch begrenzen zu können. Für die breite Bevölkerung sei die Gefährdung der Gesundheit als gering zu bewerten.