Pharmazie
Bei der
therapeutischen Anwendung von Hormonen kommen heute noch
überwiegend klassische Arzneiformen zur Anwendung.
Inzwischen gibt es aber eine Reihe neuer
Applikationsformen, die die Anwendungshäufigkeit
reduzieren sowie Wirksamkeit, Verträglichkeit und damit
die Compliance verbessern. Einen Überblick über neue
Arzneiformen zur Behandlung hormoneller Störungen gab
Professor Dr. Rolf Daniels vom Institut für
Pharmazeutische Technologie der Universität
Braunschweig.
Mikropartikel und Implantate auf der Basis
biologisch abbaubarer Polymere eröffnen die
Möglichkeit, nach subkutaner oder intramuskulärer
Applikation auch Peptidhormone gleichmäßig über
mehrere Monate freizusetzen. Mikropartikel sind feste
partikuläre Arzneiträger mit einem Durchmesser von
meist weniger als 250 µm, die es als Mikrokapseln oder
Mikrosphärulen gibt. Bei den Kapseln ist ein
arzneistoffhaltiger Kern von einer Polymerhülle umgeben.
In den Mikrosphärulen ist der Wirkstoff in einer
Polymermatrix gleichmäßig verteilt. Die
Wirkstofffreigabe wird in beiden Fällen durch das
Polymer gesteuert.
Implantate sind spaghettiförmige Polymerstäbchen mit
einem Durchmesser von circa einem und einer Länge von
bis zu 17 Millimetern. Diese Größe darf nicht
überschritten werden, um eine schmerzarme Applikation
sowie eine reizarme Deponierung im Körper zu
gewährleisten. Die Wirkstoffabgabe erfolgt in beiden
Fällen entweder durch Diffusion oder durch Erosion. Eine
optimale konstante Freisetzung ist mit Hilfe von
Mikropartikeln und Implantaten noch nicht erreichbar.
Da viele Sexualhormone durch die Haut permeieren können,
stellen topisch anzuwendende Arzneimittel mittlerweile
eine gängige Form der hormonellen Wirkstoffapplikation
dar. Dabei kommen Cremes oder Gele zur Anwendung, die
aber den Nachteil haben, daß sie auf Kontaktpersonen
übertragen werden können. Außerdem ist die applizierte
Menge schlecht zu kontrollieren und die Wirkstofffreigabe
schlecht zu steuern. (Zum Thema Estrogengel lesen Sie
auch in PZ 22/97, Seite 48)
Vorteile bieten in dieser Hinsicht Transdermale
Therapeutische Systeme (TTS). Hier werden Membran- und
Matrixpflaster unterschieden. Bei Membranpflastern kann
es durch eine Beschädigung der Membran zu einer
Sturzentleerung mit entsprechender Überdosierung kommen.
Deshalb sollte die Verpackung eines solchen Pflasters
niemals mit einer Schere geöffnet werden.
Insgesamt haben alle Pflaster den Vorteil, daß sie einen
konstanten Plasmaspiegel erzeugen und daß systemische
Nebenwirkungen meist vermieden werden. Es können aber
Hautirritationen auftreten. Aus diesem Grund sollte man
die Applikationsstelle wechseln und jeweils eine gesunde,
trockene Hautstelle (zum Beispiel im hinteren
Hüftbereich) auswählen. Die Anwendung eines
Hormonpflasters auf den Brüsten ist kontraindiziert, da
es hier zu lokalen Überdosierungen kommen kann. (Zum
Thema TTS lesen Sie auch den Titel in PZ 42/96)
Möglichkeiten der Behandlung eines lokalen
Estrogenmangels sind Vaginalsalben oder -cremes, Ovula
und Vaginaltabletten. Nachteilig ist, daß sie einmal
täglich appliziert werden müssen. Eine neue Alternative
bietet der Vaginalring, der über drei Monate konstant
den Wirkstoff abgibt. Systemische Wirkungen gibt es beim
Vaginalring nicht. (Ausführlicheres zum Vaginalring
lesen Sie in PZ 16/97, Seite 47)
PZ-Artikel von Monika Noll, Meran
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