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Venezuela

Infektionskrankheiten nehmen stark zu

Lange Zeit galt Venezuela als Vorreiter im Kampf gegen Malaria, Dengue und Zika. Wegen der Versorgungsengpässe kommen allerdings kaum noch Medikamente ins Land, Tausende Ärzte sind ausgewandert. Die Gesundheitskrise könnte sich auf die ganze Region ausweiten.
PZ/dpa
22.02.2019  10:04 Uhr

In den Supermärkten bleiben die Regale leer, die Regierung und die Opposition liefern sich einen erbitterten Machtkampf, wegen der extremen Kriminalität traut sich abends kaum noch jemand auf die Straße: Venezuela steckt in einer tiefen Krise. Nun schlagen Wissenschaftler Alarm, weil in dem südamerikanischen Land auch viele Infektionskrankheiten wieder auf dem Vormarsch sind.

Das öffentliche Gesundheitswesen ist weitgehend zusammengebrochen, zahlreiche Mediziner haben das Land verlassen, Präventionsprogramme wurden eingestellt. Das hat dazu geführt, dass sich in den vergangenen Jahren Krankheiten, die durch Insekten übertragen werden, schnell ausbreiten konnten, wie es in einer im Fachmagazin «The Lancet Infectious Diseases» veröffentlichten Studie heißt. Dazu gehören Malaria, Dengue-Fieber und das Zika-Virus.

So sei die Zahl der Malariainfektionen von knapp 30.000 im Jahr 2010 auf mehr als 411.000 im Jahr 2017 angestiegen. «Die Zunahme der Malariafälle könnte bald unkontrollierbar werden», warnt einer der federführenden Autoren der Studie, Martin Llewellyn von der Universität in Glasgow. Sie nennen etwa die nachlassende Bekämpfung der Mückenpopulationen und den Mangel an Medikamenten als Gründe für den Anstieg der Infektionen. «Angesichts fehlender Überwachung, Diagnose und Präventionsmaßnahmen unterschätzen diese Zahlen sehr wahrscheinlich noch die wirkliche Situation.»

Auch die Zahl der Fälle von Dengue-Fieber und Ansteckungen mit dem Zika-Virus haben sich laut der Studie deutlich erhöht. «Das Wiederaufkommen zahlreicher Infektionskrankheiten führt zu einer Krise des öffentlichen Gesundheitswesens in Venezuela und könnte die regionalen Bemühungen zur Ausrottung von Krankheiten untergraben», schreiben die Autoren der Studie.

Dabei galt Venezuela als Vorreiter im Kampf gegen Infektionskrankheiten in der Region und verfügte lange über ein solides öffentliches Gesundheitswesen. Seit einigen Jahren leidet das einst reiche Land allerdings unter einer schweren Versorgungskrise. Aus Mangel an Devisen kann Venezuela kaum noch Lebensmittel, Arzneimittel und Hygieneartikel einführen. «Wir haben noch nicht mal Chlor, um zu putzen», sagte Mauro Zambrano von der Krankenhausgewerkschaft. «Deshalb vermehren sich die Bakterien. Die Patienten kommen mit einer Krankheit in die Klinik hinein und gehen mit einer anderen wieder raus.»

Hilfe steht an den Grenzen bereit

«Die Lage ist kritisch: Wir haben keine Medikamente, wir haben kein Material», sagte die Internistin Ana Vielma vom Krankenhaus Algodonal in der vergangenen Woche bei Protesten in Caracas. Sie forderte, dass die Regierung des umstrittenen Präsidenten Nicolás Maduro die bereitgestellte humanitäre Hilfe in das Land lassen soll.

An der Grenze zu Venezuela stehen Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel für die notleidende Bevölkerung bereit. Allerdings lässt Maduro die Lieferungen nicht hinein, weil er sie für einen Vorwand für eine militärische Intervention hält. Der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó will die Hilfsgüter am Wochenende gemeinsam mit Tausenden Helfern ins Land holen.

Die Gesundheitskrise in Venezuela könnte sich zu einem Problem für die ganze Region ausweiten. Rund drei Millionen Menschen sind bereits ins Ausland geflohen. Im vergangenen Jahr verließen pro Tag durchschnittlich rund 5500 Venezolaner ihre Heimat – nicht selten dürften sie Krankheiten in die Nachbarländer mitgenommen haben. In der brasilianischen Grenzregion Roraima beispielsweise verdoppelte sich die Zahl der eingeschleppten Malariafälle zwischen 2014 und 2017.

«Wir rufen die Mitglieder der Organisation Amerikanischer Staaten und andere internationale Institutionen dazu auf, den Druck auf die venezolanische Regierung zu erhöhen, damit sie die angebotene humanitäre Hilfe annimmt», sagte Wissenschaftler Llewellyn. «Ohne die Bemühungen, könnten die in den vergangenen 18 Jahren erzielte Fortschritte im Bereich der öffentlichen Gesundheitsversorgung bald zunichte gemacht werden.»

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