Wirtschaft & Handel
Treuhand rät zur Optimierung
der Kosten
Der größte Kostenfaktor in
einer Apotheke sind die Personalkosten. Welche
Einflußfaktoren und Ansätze zur Optimierung gibt es?
Diese Fragen beantworteten Steuerberaterin Ursula
Hasan-Boehme und Apothekerin Dr. Jutta Degenhardt von der
Treuhand Hannover auf einer Veranstaltung des
Treuhand-Verbandes Deutscher Apotheker in Stuttgart.
Durch die betriebswirtschaftliche
Grundlagenforschung wolle die Treuhand in erster Linie
ihre wirtschaftlichen Beratungsaussagen auf eine
gesicherte Basis stellen, erläuterte Hasan-Boehme. Dazu
werden apothekenspezifische Daten erfaßt und
ausgewertet. Was daran den Apothekenleiter interessiert:
Welche Faktoren wirken auf Personalbedarf und -einsatz?
"Man kann nicht einfach irgendwo herumholzen",
so Hasan-Boehme, es gelte Rationalisierungspotentiale
aufzuzeigen, um die Apothekenorganisation optimieren und
Strategieempfehlungen zur Verbesserung von Produktivität
und Rentabilität aussprechen zu können.
Für den Unternehmer sei es wichtig, sich der Faktoren
bewußt zu sein, die seine Personalkosten beeinflussen
und prägen. Dazu zählen die Mitarbeiterzahl und
-struktur (zum Beispiel Alter), Gehälter, Umsatzhöhe,
Umsatzstruktur, Packungsmengen, die Arbeitsabläufe und
deren Organisation, sowie Leistungsfähigkeit und
Motivation. Anhand der Ergebnisse aus der
Grundlagenforschung der Treuhand erläuterte Hasan-Boehme
den Einfluß des Handverkaufsanteils auf die
Personalkosten sowie auf das Ergebnis: In
handverkaufsstarken Apotheken - sie haben meist einen
schwachen GKV-Verkaufsanteil - steigen die
Personalkosten, gleichzeitig sinkt das Betriebsergebnis,
da freiverkäufliche Arzneimittel im Durchschnitt nur
halb so teuer sind wie ein zu Lasten der gesetzlichen
Krankenversicherung abgegebenes Präparat. Deshalb könne
eine Apotheke, der ein Teil des GKV-Anteils weggebrochen
ist, diesen Ausfall nur schwer mit Präparaten der
Selbstmedikation kompensieren.
In Bezug auf die Mengenbeziehung, das heißt die
Arzneimittelpackungen, kann ein Apothekenleiter folgende
Schlüsse ziehen: Da die Zahl der Packungen, die ein
Mitarbeiter im Arbeitsablauf einer Apotheke bewegen kann,
eine relativ stabile Größe ist, braucht man bei
erhöhter Packungszahl auch mehr Mitarbeiter, was
wiederum auf höhere Personalkosten hinausläuft.
Hasan-Boehme rät daher: "Vorsicht vor der
Kostenfalle; Behalten Sie bei steigendem
Handverkaufsanteil Ihre Personalkosten besonders im
Auge".
Wochenöffnungsstunden als Einflußfaktor
Wie Dr. Jutta Degenhardt berichtete, hat sich
die Grundlagenforschung der Treuhand lange bevor die
Öffentlichkeit über Ladenöffnungszeiten diskutiert
hat, dieses Themas angenommen. Danach können unter
bestimmten Umständen Apotheken mit langen
Öffnungszeiten ihren Umsatz steigern. Diese Steigerung
rührt allerdings in der Regel aus mehr Handverkauf.
Was ist nach Degenhardt also zu beachten? Die Erweiterung
der Öffnungszeiten führt nicht automatisch zu einer
Umsatzsteigerung. Ein Apothekenleiter muß sich vor Augen
führen, daß eine Umsatzausweitung ganz wesentlich vom
Standort der Apotheke abhängt. Für Dorfapotheken zum
Beispiel stehen die Chancen eher schlecht. Mehrkosten
können aber möglicherweise durch eine Flexibilisierung
der Arbeitszeiten vermieden werden. Vermeidbare
Mehrkosten sollten genau kalkuliert werden. Darüber
hinaus sollte der die erhöhten Personalkosten deckende
Zusatzumsatz ermittelt werden. Degenhardt rät:
"Machen Sie in Absprache mit Ihren Mitarbeitern
einen befristeten Testlauf und beurteilen sie dann, ob
sich in Ihrem speziellen Fall eine Verlängerung der
Öffnungszeiten lohnt."
PZ-Artikel Gisela Stieve, Stuttgart
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