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Bayer arg gebeutelt

19.11.2001  00:00 Uhr

Bayer arg gebeutelt

von Erdmuthe Arnold, Leverkusen

"Wir haben Pech gehabt!" Dieser kurze Satz des Vorstandschefs der Bayer AG, Dr. Manfred Schneider, ausgesprochen in der Herbst-Pressekonferenz am 14. November, bringt das Lipobay-Debakel für diesen traditionsreichen deutschen Konzern auf den Punkt. Der Rückzug des Cholesterolsenkers belastet das Ergebnis 2001 mit rund 900 Millionen Euro. Da hilft auch nicht das unerwartete Geschäft mit Ciprobay in den USA, das Bioterroristen dem Unternehmen kurzfristig bescherten.

Erstmals in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender musste Schneider rote Zahlen für ein Quartal vorlegen. Der Konzerngewinn war im Zeitraum Juli bis September mit 183 Millionen Euro negativ. Das operative Ergebnis im fortzuführenden Geschäft sank um 60 Prozent auf 1 Milliarde Euro.

Um 2 Prozent sank der Umsatz des Pharmageschäfts in den ersten neun Monaten. Angeführt werden hier neben der Rücknahme von Lipobay auch unvorhergesehene Produktionsausfälle bei den biologischen Produkten, insbesondere bei Kogenate. Es soll sich als das bisher schwierigste biotechnologisch herzustellende Produkt erwiesen haben. In diesem Zusammenhang räumte Schneider unumwunden Managementfehler ein, die der Vorstand zu verantworten habe. "Das Zusatzgeschäft aus den Cipro-Lieferungen ist durchaus beachtlich", so Schneider, "doch können damit die Ausfälle nicht kompensiert werden."

Wie andere Unternehmen der chemischen Industrie leidet Bayer im Arbeitsgebiet der Polymere unter dem Preisverfall. Deutlich schwächer wurde auch das Wachstum in den Sparten Chemie sowie Chemikalien und Spezialprodukte. Besser sieht es im Arbeitsgebiet Landwirtschaft aus, denn mit einer Rendite von 17 Prozent "gehören wir nach wie vor zu den profitabelsten Unternehmen dieser Branche", sagte Schneider. Und nach der Übernahme von Aventis CropScience erwartet er für die neu zu formierende Bayer CropScience eine klare Spitzenposition. Die Zustimmung der Behörden zur Übernahme wird März 1002 erwartet.

Auf die schwierige Situation reagiert Bayer mit Kostenstrukturprogrammen und dem Abbau von Arbeitsplätzen. Noch dieses Jahr fallen weltweit 2100 Stellen weg, bis 2005 ist die Streichung weiterer 2400 Arbeitsplätze bis zum Jahr 2005 geplant. Wegen der Umsatzausfälle bei Pharma werden allein in diesem Bereich 1300 Arbeitsplätze abgebaut. Auf die aktuellen Konjunkturprobleme und die abgeschwächte Nachfrageentwicklung will Bayer auch mit geringeren Sachanlageinvestitionen reagieren. Überhaupt werde in den kommenden Monaten viel getan, um das "Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen", sagte Schneider. "Bayer ist ein Unternehmen mit viel Potenzial, und wir werden es nutzen." Deutlich machte er auch, dass Gesundheit ein Kerngeschäft des Bayer Konzerns bleibt - allen Unkenrufen zum Trotz. Top

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