Wirtschaft & Handel
Dünne Luft
Pharmabörse
An den internationalen
Aktienbörsen machten sich in der letzten Oktoberwoche
Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Offensichtlich wurde
die Luft für die in Gipfelnähe befindlichen
Aktienbörsen immer dünner, so daß die Anleger dazu
neigten, einen Teil der zuvor angefallenen Kursgewinne zu
realisieren. Auch Pharmawerte zeigten sich meist
schwächer.
Deutschland
O Als voller Erfolg erwies sich der Börsengang
des Pharmahändlers Sanacorp. Denn die zu 35 DM
ausgegebenen Aktien handelten in der ersten Börsenwoche
im Hoch mit 43 DM.
O Eine Entscheidung über die künftige Struktur von
Roussel-Uclaf ist nach den Worten von Finanzchef Daniel
Camus bislang noch nicht gefallen. An der Börse wird in
diesen Tagen immer wieder darüber spekuliert, daß der
Großaktionär Hoechst, der 56,51 Prozent des
Roussel-Aktienkapitals hält, eine Übernahme-Offerte
abgeben und das Unternehmen dann in die
Hoechst-Pharmatochter HMR (Hoechst-Marion-Roussell)
eingliedern könnte.
O Fresenius hat von Becton Dickinson deren französische
Infusions-Tochter Vial Medical Infusion Systems für
einen nicht genannten Betrag erworben. Das französische
Unternehmen beschäftigt 120 Mitarbeiter, mit denen im
vergangenen Geschäftsjahr 38 Millionen DM Umsatz erzielt
wurden.
O Zum Kauf haben die Analysten des Bankhauses Hallbaum,
Maier & Co. die Aktie der Fresenius Medical Care
empfohlen. In diesem neu entstandenen Unternehmen seien
erhebliche Synergie-Effekte zu erwarten.
USA
O Neu-Emissionen, FDA-Zulassungen und weitere
Übernahme-Transaktionen bestimmten das Geschehen bei
US-Pharmawerten. Der Ausgabepreis der Aktien-Emission von
Boston Biomedica wurde vom Brokerhaus Gruss & Sons
auf 8, 34 Dollar festgesetzt. Für die Emission im
Volumen von lediglich 1,6 Milionen Aktien habe großes
Interesse bestanden, hieß es in New York. Der Aktienkurs
von Carter Wallace zog deutlich an, nachdem der
Milliardär Marvin Davis den Aktionären eine
Übernahmeofferte von 18 Dollar je Aktie unterbreitet
hatte.
O Keine Überraschung für die Akteure an der New Yorker
Börse stellte die Nachricht über den anhaltenden
Konzentrationsprozeß bei US-Drugstores dar. Nach der vor
kurzem erfolgten Übernahme von Thrifty PayLess durch
Rite Aid haben sich jetzt Revco D.S. und der Konkurrent
Big B entschlossen zu fusionieren.
O Die FDA hat der Vermarktung einer von HiTech
Pharmaceutical Co. produzierten generischen Version des
Akne-Medikaments T-Stat-Solution zugestimmt.
O Biomerica darf nach einer entsprechenden Genehmigung
der FDA einen Test zur Feststellung möglicher
Schilddrüsen-Erkrankungen auf den Markt bringen.
O Bis Ende des kommenden Jahres will Pfizer bei der FDA
zumindest vier Anträge auf die Zulassung
vielversprechender Medikamente gestellt haben, wie ein
Sprecher der Gesellschaft betonte. Dabei soll es sich zum
einen um Viagra - einem oral zu verabreichenden
Medikament zur Behandlung weiblicher Infertilität und
zum anderen um Dofedtilide gegen Herz-Rhythmus-Störungen
handeln. Zudem wird daran gedacht, daß Antibiotikum
Trovafloxicin sowie das Schizophrenie-Mittel Ziprasidone
bei der FDA zur Zulassung vorzulegen.
O Mit dem British Medical Research Council hat Procept
eine Vereinbarung abgeschlossen, die die weitere
Erforschung eines von Procept entwickelten Gels mit der
Bezeichnung PRO 2000 zur Verhinderung von HIV-Infektionen
vorsieht.
Sonstige
O Der schwedisch/amerikanische Pharmakonzern
Pharmacia & Upjohn geht nach den Worten seines
Finanzchefs Bob Salisbury davon aus, im vierten Quartal
1996 wieder an die alte Gewinndynamik anknüpfen zu
können. Zuvor hatte die Gesellschaft für das dritte
Quartal einen Rückgang des Gewinns je Aktie von 0,44 auf
0,39 Dollar gemeldet. Seit der Fusion der beiden
Unternehmen im vergangenen Jahr wurden bei der FDA 14
Anträge auf Zulassung neuer Produkte gestellt, verwies
Salisbury auf interessante Forschungsprojekte des
Unternehmens.
O Wenn die Aktie von Nycomed an der Börse in Oslo
kräftig zulegte, so war dies weniger auf das insgesamt
unbefriedigende Zwischenresultat der ersten neun Monate
1996, sondern vielmehr auf die angekündigte
Restrukturierung des Konzerns sowie auf anhaltende
Übernahmegerüchte zurückzuführen. Nycomed
verzeichnete in den ersten drei Quartalen 1996 einen
Rückgang des Gewinns vor Steuern von 1,2 auf 0,9 Mrd
Milliarden Kronen.
O Gute Chancen für das antibakteriell wirkende Mittel
Hygicult sieht Matti Vaheri, Präsident der finnischen
Pharmafirma Orion Diagnostica. Er begründet dies unter
anderem mit den verschärften Hygiene-Gesetzen sowohl in
den USA als auch in Europa. In den USA will Orion dieses
Produkt in einer Kooperation mit Neogen vermarkten.
O Frankreichs Sanofi S.A. - zu 52 Prozent in Besitz von
Elf Aquitaine - geht nach wie vor davon aus, im Jahr 1996
einen 10 Prozent höheren ausschüttungsfähigen Gewinn
als im Vorjahr (1,57 Milliarden Francs) erzielen zu
können. In den ersten neun Monaten sind die Umsätze bei
Sanofi leicht von 16,7 auf 17,0 Milliarden Francs
gestiegen. Die Börse zeigte sich hierrüber enttäuscht.
O Im Rahmen der Analysten-Erwartungen lag das von Zeneca
für die ersten neun Monate vorgelegte Ergebnis. Der
Umsatz stieg um 14 Prozent auf 4,1 Milliarden Pfund
.
PZ-Artikel von Jonas Dowen, New York
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