Wirtschaft & Handel
Das Pharmaunternehmen Boehringer
Ingelheim (BI) wird bis zum Jahr 2000 in Deutschland
seine Arbeitsplätze um 1.100 auf insgesamt rund 8.000
reduzieren. Das teilte Dr. Heribert Johann, Sprecher der
Unternehmensleitung, am 23. April während der
Bilanzpressekonferenz in Frankfurt mit.
Der Umsatz in Deutschland stieg 1996 insgesamt
nur um 2 Prozent. Zwar hatte BI noch zum Ende des dritten
Quartals mit einem Umsatzwachstum von 7 Prozent
gerechnet. Im vierten Quartal sei dann aber ein scharfer
Einbruch erfolgt, so Johann. Für dieses Jahr erwartet
das Unternehmen für Deutschland einen Umsatz, der etwa
auf dem Niveau von 1991 liegt.
Im vergangenen Jahr gab es noch einen Stellenzuwachs von
243 in Deutschland. Dabei handelt es sich aber zum
überwiegenden Teil um zeitlich befristete Verträge, die
im Zusammenhang mit der Neustrukturierung des
Unternehmens stehen. Johann appellierte vor diesem
Hintergrund an die Politiker, die Steuerreform so zu
gestalten, daß in erster Linie Unternehmen entlastet
werden. Nur so könne die hohe Arbeitslosigkeit gemildert
werden. Trotz des geringen Wachstums will BI bis zum Jahr
2001 am Standort Ingelheim rund 400 Millionen DM in die
Modernisierung der Produktionsanlage investieren.
International konnte das Unternehmen seinen Umsatz um 10
Prozent auf knapp 7,1 Milliarden DM steigern. Damit
verfolgt BI auch weiterhin das Ziel, bis zum Jahr 2000 zu
den 15 größten Pharmaunternehmen weltweit zu gehören.
Insgesamt lag das Ergebnis vor Steuern zwar mit 647
Millionen DM um rund 7 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Erheblich günstiger für das Unternehmen entwickelte
sich aber der Steueraufwand, so daß das Ergebnis nach
Steuern um 20 Prozent über dem von 1995 lag, nämlich
bei 327 Millionen DM.
Der Geschäftsbereich Humanpharma war auch 1996 der
Hauptumsatzträger von Boehringer Ingelheim. Als einen
Erfolgsfaktor betrachtet das Unternehmen es, viele
Produkte mit hohem therapeutischen Fortschritt
einzuführen. So haben die seit 1993 eingeführten
Produkte 1996 einen Umsatz von 560 Millionen DM erzielt,
erläuterte Professor Dr. Rolf Krebs, stellvertretender
Sprecher der Unternehmensleitung.
Der Schwerpunkt lag auch 1996 im Bereich der
verschreibungspflichtigen Präparate. Sie machten 87
Prozent der Humanpharmaumsätze aus. Trotzdem werde das
OTC-Geschäft für BI immer wichtiger, so Johann. 1996
erzielte das Unternehmen in diesem Bereich ein Wachstum
von 23 Prozent auf 791 Millionen DM.
Ein besonders starkes Wachstum konnte im vergangenen Jahr
außerdem im Bereich Tiergesundheit verzeichnet werden.
Hier wurden die Erlöse um 44 Prozent auf 361 Millionen
DM gesteigert.
Für 1997 plant Boehringer Ingelheim eine Steigerung des
Umsatzes auf rund 7,5 Milliarden DM. Im ersten Quartal
des Jahres konnte mit einem Wachstum von 13 Prozent
bereits eine positive Entwicklung erreicht werden. Die
Investitionen in Forschung und Entwicklung sollen in
diesem Jahr circa 1,3 Milliarden DM, also 17,5 Prozent
des erwarteten Umsatzes betragen.
PZ-Artikel von Monika Noll, Frankfurt
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