Wirtschaft & Handel
Großbritanniens drittgrößter
Pharmahersteller, Zeneca, meldet für das Geschäftsjahr
1996 einen um 15 Prozent auf 1,01 Milliarden Pfund
gestiegenen Bruttogewinn. Trotz der guten Jahreszahlen
äußerten Londoner Börsenexperten Zweifel an der
Attraktivität der Forschungspipeline. Das Bankhaus BZW
erwartet, Zeneca werde Anfang des nächsten Jahrzehnte,
vermutlich nicht länger darum herum kommen, neue
Präparate von anderen Herstellern hinzuzukaufen. Mit
hauseigenen Präparaten seien die derzeitigen
Wachstumsraten nicht zu halten.
1996 war nach Angaben von Hauptgeschäftsführer
Sir David Barnes wiederum ein gutes und profitables Jahr.
Der Umsatz nahm gegenüber dem Vorjahr um 9 Prozent auf
5,36 Milliarden Pfund zu. Die Arzneimittel trugen 2,44
Milliarden Pfund dazu bei. Das entspricht einer
Steigerung um 13 Prozent. Der Betriebsgewinn im
Arzneimittelgeschäft legte um 10 Prozent auf 767
Millionen Pfund zu.
Besonders erfreulich entwickelten sich die Produkte
Zestril (plus 11 Prozent), Zoladex (plus 28 Prozent) und
Salick (plus 77 Prozent). Das neue Asthmatherapeutikum
Accolate verbuchte während der ersten Wochen nach seiner
Marktzulassung in den USA laut Barnes bereits 7 Millionen
Pfund Umsatz. Accolate ist einer der Hoffnungsträger
für Zeneca.
Erstes Beispiel für den erfolgreichen Zukauf einer
Lizenz ist das Migränetherapeutikum Zomig. Das Mittel
wurde vor einiger Zeit von Glaxo Wellcome übernommen.
Vor wenigen Wochen erteilte die britische
Zulassungsbehörde MCA die nationale Marktzulassung für
das Präparat. Londoner Börsianer rechnen damit, daß
Zeneca das Präparat in absehbarer Zeit europaweit durch
das neue, dezentrale Verfahren zulassen werde.
Barnes warnte Anleger, der Unternehmensgewinn könnte
innerhalb der nächsten Jahre vorübergehend sinken, da
Zeneca kräftig investieren müsse. Er rechne mit
beträchtlichen Kosten sowohl bei der Markteinführung
neuer Präparate als auch bei der Modernisierung
bestehender Produktionsanlagen und der internen Logistik.
Der Kurs der Zeneca-Aktie sank in London um 42 Pence auf
18,61 Pfund.
PZ-Artikel von Arndt Striegler, London
© 1996 GOVI-Verlag
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