"Der Noweda geht es gut" |
03.12.2001 00:00 Uhr |
Ohne wenn und aber hält die Noweda Apothekergenossenschaft an ihrer Rechtsform fest und sie fährt gut damit. Sowohl Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Klaus Brauer als auch Vorstandsvorsitzender Dr. Dietrich L. Meyer sagten dies ganz deutlich in der Generalversammlung am 28. November 2001 und wurden von den Genossen darin bestärkt. Der erwirtschaftete Gewinn fließt mit einer guten Rendite Jahr für Jahr zurück an die Umsatz bringenden Apotheken.
Die Apothekenleiter sind bei der Noweda "gleichzeitig Shareholder und Kunden", wie es Brauer formulierte, der übrigens ebenso wie Ulrich Pollmann wieder in den Aufsichtsrat gewählt wurde.
Wieder hohe Rendite
Noweda-Chef Meyer konnte ein gutes Ergebnis für das Geschäftsjahr
2000/2001 (30. Juni) präsentieren. Der Umsatzerlös stieg um 8,75 Prozent
auf 2,56 Milliarden DM. Die Noweda liegt damit über dem Marktwachstum.
Das Betriebsergebnis stieg um 17 Prozent auf über 40 Millionen DM. Der
Cash-flow kletterte von 27,4 Millionen DM auf 29,8 Millionen DM und liegt
unverändert bei 1,16 Prozent des Umsatzes. Das Eigenkapital erhöhte sich
um 12,8 Millionen DM auf 181,5 Millionen DM. Der Jahresüberschuss stieg
um 9 Prozent auf 13,3 Millionen DM.
An dem Gewinn werden die Gesellschafter wieder ordentlich beteiligt: Auf
einstimmigen Beschluss der Generalversammlung erhalten sie für die
Grundanteile wieder einen Bonus von 2 Prozent plus 9 Prozent Rendite und
für freiwillig gezeichnete Anteile einen Bonus von 2,4 Prozent plus 10,2
Prozent Rendite. Den Rücklagen werden 4,3 Millionen DM zugeführt.
Zufrieden ist der Vorstand mit der Entwicklung der neuen Niederlassung in Schwerte/Engste, die am 1. April 2000 in Betrieb ging und die Apotheken im östlichen Ruhrgebiet und im Sauerland bedient. Das Wachstum in diesem Gebiet lag über 18 Prozent. Erfreut zeigte sich Meyer auch über die Entwicklung der Mitgliederzahl, die von 5203 auf 5402 angestiegen ist, und über die Produktivität der Mitarbeiter, die um 5,7 Prozent zunahm.
Offensiv Kassen entgegentreten
Mit besonderem Interesse verfolgten die Gesellschafter die traditionell angebotene, ausgefeilte Rede Meyers zur aktuellen Gesundheitspolitik. Gleich mehrere Apotheker betonten, sie reize vor allem immer wieder der Bericht des Vorstandsvorsitzenden. In mehreren Diskussionsbeiträgen wurde dieses Mal großer Handlungsbedarf gesehen, um die Interessen und Sorgen der Apotheker in die Öffentlichkeit zu tragen und diese verstärkt gegenüber der Politik zu vertreten.
Das jüngste Szenario der angekündigten staatlichen Preisregulierungen und ihre Folgen - wie das Angebot von Abschlagszahlungen seitens der Pharmaindustrie - bezeichnete Meyer als reif für eine "Bananenrepublik". Das Niveau der politischen Willensbildung habe weiter an Höhe verloren. Als besonders krasse Fehldiagnose beurteilte Meyer die geplante Erhöhung des Apothekenrabatts. Bereits heute würden die Apotheken gezwungen, jährlich 473 Millionen DM mehr an die Kassen weiterzugeben, als sie vom Großhandel erhalten. Werde der Rabatt auf 6 Prozent erhöht, müssten die Apotheken 2,842 Milliarden DM an die Kassen weiter geben, 470 Millionen DM mehr als bisher.
Zugleich plädierte Meyer für eine Aut-idem-Regelung, in der der Sachverstand der Apotheker tatsächlich im Interesse der Patienten in Anspruch genommen werden kann. Sie sollte nicht auf das Aussuchen der billigsten Präparate begrenzt sein. Überhaupt sei das gesamte Arzneimittelausgaben-Begrenzungsgesetzes (AABG) falsch, zumal seine Auswirkungen und Konsequenzen nicht bedacht seien.
Würden die Kassen ihre Verwaltungskosten auf das relative Niveau des
Jahres 1996 zurückführen, wäre bereits ein Betrag von 1 Milliarde DM
schnell eingespart, empfiehlt Meyer. Dies sei möglich, wenn die
Patientendaten unter konsequentem Einsatz moderner Elektronik, neuer
Verwaltungstechniken und der Angebote der Informationstechnologie
effizienter bearbeitet würden. Gerade in der Arzneimitteldistribution,
beim Großhandel und den Apotheken, zeige sich, welche
Rationalisierungsreserven unter den Bedingungen eines funktionierenden
Wettbewerbs freigesetzt werden könnten. Im Verlauf der letzten 15 Jahre
seien die diesbezüglichen Aufwendungen gesunken, errechnete Meyer und
fügte sarkatisch an: "Es ist schon mehr als merkwürdig, dass sich
die Krankenkassen seit Jahren mit Rationalisierungsempfehlungen und
-vorschlägen für die Leistungserbringer hervortun und ihre eigenen
Hausaufgaben unerledigt liegen lassen." Unter ihnen herrsche reiner
Scheinwettbewerb. Dennoch führten gerade sie die Stimmungsmache in der
Presse gegen den Arzneimittelmarkt an. So auch, um den Versandhandel
durchzudrücken, obwohl dieser "schlicht zu langsam, zu unsicher, zu
unbequem und zu teuer" ist. Als Quintessenz der Schieflage allein
zugunsten der Krankenkassen empfahl Meyer: Die Kontakte zu fast vier
Millionen Menschen in den Apotheken aktiv nutzen. An sie mündlich und
schriftlich Informationen zu transportieren (etwa durch Kundenbriefe und
Handzettel). Auch sollte die Präsenz in der Tagespresse und anderen
Medien erhöht werden, um den Unterschied zwischen Umsatz und Ertrag einer
Apotheke klarzumachen. Immer noch wüssten die wenigsten, was die Apotheke
alles für ihre Patienten tut.
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