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Sanacorp bietet Paroli

15.11.1999  00:00 Uhr

- Wirtschaft & Handel Govi-Verlag PZ-INTERVIEW

Sanacorp bietet Paroli

von Hartmut Morck, Eschborn

Das Engagement der Sanacorp bei der österreichischen Herba-Chemosan-Apotheker AG wird eines der zentralen Themen bei der Vertreterversammlung der Sanacorp Pharmahandel AG am 20. November 1999 in Ludwigsburg. Die Pharmazeutische Zeitung sprach einige Tage vor der Veranstaltung mit dem Vorstandsvorsitzenden der Sanacorp, Dr. Jürgen Brink, über den neuesten Stand der Beteiligung.

PZ: Der Wettstreit um die Mehrheitsbeteiligung an der Herba-Chemosan-Apotheker AG zwischen Ihnen und der Gehe AG hat zu öffentlichen Diskussionen geführt. Es erscheint notwendig, noch einmal Hintergründe und Ziele der Sanacorp bezüglich ihres Engagements bei der Herba offen zu legen.

Brink: Das will ich gerne tun. Wir haben seit vielen Jahren ein freundschaftliches und nachbarschaftliches Verhältnis zur Herba. Vorstand und Aussichtsrat haben uns im Jahre 1995 gebeten, eine strategische Beteiligung einzugehen, um damit einen Übernahmeversuch des Mitbieters abzuwehren. Es kam dann im Januar 1996 zu einer Beteiligung der Sanacorp von 27 Prozent am Kapital der Herba. Geschäftsgrundlage war damals, dass die vinkulierten Namensaktien fest im Besitz der österreichischen Apothekerinnen und Apotheker waren. Zielsetzung war, eng zu kooperieren, den Austausch zu intensivieren und die Potenziale zu aktivieren. Beide Unternehmen waren darauf ausgerichtet, eine Antwort zu finden auf die Veränderungen im Großhandelsmarkt. Es ist ja erkennbar, dass in der europäischen Union der Pharmagroßhandel sich immer mehr zu einem engen Oligopol herausbildet. Unser Ziel der Kooperation ist es, ein Gegengewicht zu bilden.

PZ: Wie erklären Sie sich dann, dass die Herba, insbesondere deren Vorstand, trotz der von Ihnen geschilderten geplanten finanziellen Kooperation nun von einer feindlichen Übernahme spricht?

Brink: Zunächst sollten wir uns darüber klar werden, dass dieser Begriff, der aus dem US-Amerikanischen kommt, bei uns negativ besetzt ist. Allein das Wort "feindliche Übernahme" suggeriert militärische Unternehmungen. In Wirklichkeit geht es aber um einen vollkommen legalen Vorgang: Die Apotheker verfügen frei über einen Vermögenswert, eben eine Aktie, die sie an uns veräußern.

Von dieser Semantik einmal abgesehen, müssen wir unterscheiden zwischen den Apothekern, die Aktionäre bei Herba-Chemosan sind, dem Vorstand und dem Aufsichtsrat. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig. Bis in die letzten Tage hinein verkaufen österreichische Apotheker ihre Aktien an uns. Das würden sie sicher nicht tun, wenn irgendwie eine negative Einstellung vorhanden ist.

Zweitens sind wir im engen Kontakt mit dem österreichischen Apothekerverband. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es uns gelingt, mit dem österreichischen Apothekerverband einen Konsens herzustellen. Auch wesentliche Teile des Aufsichtsrates sind durchaus für die Sanacorp eingestellt. Richtig ist allerdings, dass der Vorstand sich für die Annahme des Mitbieter-Angebotes ausgesprochen hat. Dazu muss man wissen, dass mittlerweile sehr viel Geld im Spiel ist.

Mit Preisen von 17500 Schilling, geboten vom Mitbieter um Herba, beziehungsweise 17000 Schilling durch die Sanacorp bei einem Nominalwert der Aktie von 1000 Schilling wurden sicher Anreize geschaffen, über einen Verkauf der Aktien nachzudenken. Unsere Absicht war, die Mehrheit an der Herba-Chemosan-Apotheker AG und zunächst nur 50 Prozent plus eine Aktie zu erwerben. Denn unser Interesse war darauf gerichtet, dass möglichst viele Apotheker Aktionäre bleiben, um die Identität und den Charakter der Herba nicht zu verändern.

Deshalb haben wir auch immer nur vertraulich einen Kooperationsvertrag verhandelt. Mit dem öffentlichen Angebot ist natürlich jetzt eine Lawine losgetreten worden, die nicht mehr aufzuhalten ist. Jetzt wollen natürlich alle Apotheker ihre Aktien verkaufen. Bei 17000 beziehungsweise 17500 Schilling gegenüber 4000 Schilling, die noch in diesem Jahr geboten wurden, ist das sehr verständlich. Diese Entwicklung ist ganz wesentlich auf das Zusammenspiel des Herba-Vorstandes mit dem Mitbieter zurückzuführen. Aber lassen Sie mich hinzufügen: Wir sind entschlossen, dem Paroli zu bieten.

PZ: Sie hatten auf der Bilanzpressekonferenz vor rund zwei Wochen geäußert, dass Sie inzwischen einen Anteil von 51 Prozent aufgebaut haben, davon seine 31,5 Prozent in das Aktienbuch eingetragen. Die weiteren Eintragungen ständen noch aus. Behindert der Vorstand die Eintragung der vinkulierten Namensaktien, obwohl die Sanacorp bereits im Besitz der Aktien ist?

Brink: Ja, natürlich. Nach der Herba-Satzung ist die Zustimmung der Gesellschaft, die durch den Vorstand vertreten wird, Voraussetung, damit die Aktien ins sogenannte Aktienbuch eingetragen werden können. Für die Aktien, die über die 31,5 Prozent hinausgehen, hat der Vorstand diese Zustimmung noch nicht erteilt. Ich denke aber, dass wir am Ende die Eintragung erreichen werden. Wir disponieren derzeit über 52 Prozent der Aktien. Wir haben rechtsgültig abgeschlossene Verträge. Die Aktien sind physisch in unserem Besitz. Wir werden auf keinen Fall von diesen Verträgen zurücktreten und auch nicht die Aktionäre aus den Verträgen entlassen.

PZ: Besteht die Gefahr, dass die Herba AG eventuell zukünftig von zwei großen Pharmagroßhändlern beherrscht wird?

Brink: Theoretisch könnte das eintreten. Praktisch kann ich mir das sehr schlecht vorstellen.

PZ: Wie sehen denn im Vorfeld der Vertreterversammlung Ihre strategischen Pläne für die nächste Zeit aus?

Brink: Wie gesagt, wir haben über 52 Prozent der Aktien. Täglich werden uns neue Aktien angeboten, die wir, wie wir es in dem öffentlichen Angebot zugesagt haben, aufkaufen. Wir führen intensive Gespräche mit dem österreichischen Apothekerverband. Wir werden auch die österreichischen Apotheker regelmäßig informieren. Wir gehen davon aus, dass bis zur nächsten ordentlichen Hauptversammlung der Herba-Chemosan im Juni nächsten Jahres die Dinge sich in unserem Sinne geregelt haben werden.

PZ: Sie sprachen bereits von der Differenzierung zwischen Vorstand, Aufsichtsrat und Apothekern. Lässt sich eine Tendenz der Apotheker ablesen, wem sie die Aktien lieber verkaufen?

Brink: Wir stellen fest, dass sich die Stimmung an der Basis zu unseren Gunsten verändert. Man muss in diesem Zusammenhang auch wissen, dass die Masse der österreichischen Apotheker unseren Mitbieter nicht kennt. Wir werden in den kommenden Monaten entsprechend unserer Kommunikationsstrategie sehr deutlich die Unterschiede zwischen dem Herba-Mitbieter, einem Unternehmen, das ausschließlich dem shareholder value-Prinzip verpflichtet ist, und der Sanacorp als apothekeneigenem Unternehmen herausarbeiten.

PZ: Gehen Sie davon aus, dass es auf der Vertreterversammlung der Sanacorp zu einer kontroversen Diskussion kommt?

Brink: Nein! Wir haben unsere Vertreter im Vorfeld der Vertreterversammlung ausführlich informiert und dabei sehr viel Unterstützung für unsere Geschäftspolitik erfahren. Top

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